-8-➳ Mondlandung

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„Was zur Hölle ist das?"
Ich wusste nicht, wer das fragte.
Und genauso wenig kannte ich eine Antwort darauf.
Keiner antwortete, jeder starrte einfach auf das, was vor uns lag.
Oder eher das, was nicht vor uns lag.

Wenn ich ehrlich war, hatte ich mir bisher nie groß Gedanken gemacht, wie die Umgebung direkt bei den Skyscrapern aussehen könnte. Doch niemals hätte ich mit so etwas gerechnet.

„Das ist die tote Zone", sprach Liam.
„Und da müssen wir durch?", Megs Stimme ließ mich zusammenzucken, aber nicht, weil ich sie fürchtete, sondern weil ich so sehr hoffte, dass Liam verneinen würde.

Für eine Millisekunde huschte mein Blick zu Liam, der leicht nickte, woraufhin Niall genervt aufstöhnte. Dann sah ich wieder auf die Einöde und zog zittrig die Luft ein.
Ich wollte nicht dadurch.

Wir standen auf einer kleinen Anhöhe, die zwar sanft abfiel, dann aber in grau endete.
Grau, grau, grau. Überall.
Es war eine riesige Einöde.
Grauer Nebel trieb umher und hüllte einen einsamen knorrigen Baum in weiter Ferne vollkommen ein. Selbst der Himmel schien hier grau, obwohl ich noch in die Sonne blinzeln konnte.

Da unten war nichts.
Gar nichts.

„Du wusstest, dass das hier auf uns warten würde?", fragte Megs Liam und beobachtete ihn dabei argwöhnisch.
„Nein, aber ich habe damit gerechnet. Ich habe davon in meiner Ausbildung gelernt", antwortete Liam regungslos und zurrte die Gurte seines Rucksackes nach. „Wollen wir? Wir müssen die Mittagsstunden nutzen, dann haben wir am meisten Licht..."

„Na klar, was immer der kleine Prinz befielt", spottete Niall, ging aber als erster los. Wahrscheinlich wollte er diesmal wieder die Gruppe führen.
Die anderen folgten ihm und automatisch griff ich nach Sams Hand.
„Keine Sorge, wir haben die Skyscraper überlebt, dann werden wir auch das schaffen", flüsterte Sam und drückte dabei meine Hand.
„Du hast Recht, Sam."
Ich drückte ihm einen Kuss auf seinen Haaransatz und schloss mich dann hinter Megs an.
Ein letztes Mal drehte ich mich zu den Skyscrapern um, die sich als beängstigende graue Säulen gen Himmel ragten. Skyscraper an Skyscraper, soweit das Auge reichte.
Ich schluckte, dann drehte ich mich wieder zu der Einöde und sah kein einziges Mal mehr zurück.
Denn wir haben die Seite des Lebens, der Skyscraper verlassen.
Und betraten nun die eigentliche Todeszone.

Der Weg vom Hügel war doch um einiges schwieriger als ich mir vorgestellt hatte.
Unser Weg war gesäumt von Geröll und kein Weg führt daran vorbei.
Wir alle knickten mehrmals um und ich konnte vom Glück behaupten, dass wir die festen Schuhe trugen, da wir sonst alle schon gebrochene Knöchel hätten.
Der Rucksack schien mich mit jedem Schritt runterziehen zu wollen und ich versuchte wie die Stunden zuvor meinen keuchenden Atem, meinen leeren Magen und meinen ausgedorrten Hals zu ignorieren.
Ich wollte nicht die erste sein, die um eine kleine Pause bat, da ich ganz genau wusste, dass Niall diese Schwäche als einen weiteren Grund nehmen würde, mich als nutzlos abzustempeln.
Und das wollte ich um nichts in dieser Welt riskieren.

Als wir schließlich vor der Einöde zum Stehen kamen, hörte ich, wie auch die anderen keuchten. Ich stützte meine Handflächen auf meinen Knien ab und ließ einmal kurz meine verspannten Schultern kreisen. Aus den Augenwinkeln konnte ich erkennen, wie dies auch die anderen taten. Anscheinend war ich doch nicht die einzige, die an die Grenzen ihrer Kräfte ging...

Wir standen nun direkt vor der Einöde und vor der Wand aus dem grauen Etwas. Es schwebte unheilverkündet in der Luft und ließ die Umgebung verzerren und verschwinden.
„Was ist das?", fragte ich schließlich unsicher.
„Das, Sophia, Sophia Smith, ist Smog."
„Smog?", diesmal war es Christopher der fragte.
Aber auch ich konnte nur verständnislos auf dieses Szenario blicken.
Smog.
Es war kein schönes Wort.
Nein, es war diese Art von Wörtern, die ich nicht kennenlernen wollte, da ich wusste, dass sie nichts Gutes heißen konnten.

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