Ich folgte Niall durch einen weiteren kleinen Flur, stieg über die verrottenden Reste der Tapete hinweg, wich ehemaligen Bestandteilen einer Kommode aus und versuchte bei alldem an Nialls Fersen haften zu bleiben, um nicht im Dunkeln womöglich noch über meine eigenen Füße zu stolpern.
Im ersten Zimmer, an dem wir vorbeikamen, konnten wir Jenia und Megs erkennen, sodass wir ohne ein Wort zu sagen, weitergingen. Schlussendlich fiel der Lichtstrahl von Nialls Taschenlampe auf Treppenstufen aus verschmutzten Steinen.
Der Marmorstil musste damals wohl auch schon sehr in Mode gewesen sein, denn auch der Boden wurde von nun fleckig angelaufenen Steine geziert und ich erinnerte mich daran, dass kleinere Steinelemente an den Wänden des Wohnzimmers eingearbeitet wurden.Ich könnte dem Geschmack der damaligen Bewohner die Füße küssen, denn dies bedeutete, dass ich mir keine Sorgen machen musste, dass ich durch eine morsche Treppenstufe brach, als ich hinter Niall die Treppenstufen in Angriff nahm.
Niall war seltsam schweigsam und ich wusste nicht, ob ich das positiv oder negativ sehen sollte und so langsam schlich sich die Angst durch meinen Körper, dass er vielleicht tatsächlich vorhaben könnte, mich umzubringen.
Doch diesen Gedanken verwarf ich schnell und redete mir ein, dass es nur ein albernes Hirngespinst war. Natürlich war Niall nicht ohne, aber was genau würde es ihm nutzen, mich hier in einem abseitsgelegenen Zimmer umzubringen? Eher würde er logischer und praktischer denken und mir ins Bein schießen, wenn wir ein weiteres Mal auf solche Viecher wie zwischen den Skyscrapern treffen würden. So als eine Art Puffer, um den anderen einen Zeitvorsprung zu verschaffen...Ich schluckte. So viel dazu, dass ich eigentlich mutig sein wollte.
„Denkst du über Masons Worte nach?"
Niall drehte sich nicht zu mir um, stattdessen trat er durch einen Türrahmen in das nächstgelegene Zimmer. Ich beeilte mich im zu folgen und nicht im dunklen Flur stehen gelassen zu werden und während ich einem komisch dunklen Fleck auf dem Boden auswich – da ich immer noch bisher nur Socken trug und nichts riskieren wollte – sprach ich hastig: „Nein."
Ohne, dass ich es sehen musste, wusste ich, dass Niall sein altbekanntes Grinsen im Gesicht trug.
„Du bist und bleibst eine schlechte Lügnerin, Sophia."
Ich entschied mich dazu, ihm nicht mehr zu antworten. Denn genau das wollte er nur.
Niall schweifte einmal mit dem Lichtstrahl durch den Raum.
Es gab keine Fenster und auf einem Blick wurde klar, dass es einmal ein Badezimmer gewesen sein musste.
Der Lichtstrahl streifte eine große Badewanne aus rissigen Keramik, ein auf dem Boden zerbrochenes Waschbecken und dann einen halb umgekippten Wandschrank.
Dessen Inhalt verteilte sich über den gesamten staubigen Boden. Frottee-Handtücher, mit Löchern versetzte Waschlappen und kleine Dosen mit verblasster Aufschrift konnte ich bisher ausmachen, doch bevor ich mir die Fundstücke näher anschauen konnte, drehte sich Niall zu mir um und meinte: „Komm, wir suchen das Schlafzimmer. Die Handtücher können wir nachher holen."Wir traten wieder auf den Flur und diesmal ging ich voran. Hier oben war die Tapete in einem besseren Zustand als im Erdgeschoss und als für einen kurzen Moment das Licht auf sie traf, konnte ich ein verblasstes Schnörkelmuster erkennen. Es musste früher wohl ein sehr schönes Haus gewesen sein. Und was blieb davon übrig?
Schimmelige Wände, vergammelte Tapeten und verwaiste Möbel, wie zum Beispiel die helle Kommode, die hier im Flur stand.„Halt mal das Licht", forderte Niall auf und drückte mir gleichzeitig schon die Lampe in die Hand, während er sich vor die Kommode hockte und die erste Schublade mit einem Knirschen öffnete. Erwartungsvoll trat ich einen Schritt vor, in der Hoffnung irgendetwas Sinnvolles zu finden. So etwas wie zum Beispiel ein paar Wanderschuhe in 39, eine neue Jacke oder ein Gewehr, doch stattdessen war da nichts.
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Skyland
Fanfiction"Wir sind zehn Jugendliche, die dem Tod ausgeliefert sind, um all die anderen Lebenden zu retten." "Aber dennoch sind wir nur Jugendliche." Während Sophia immer mehr zwischen die Fronten gerät, scheint die ganze Situation innerhalb der Ausgestoßene...