-29- ➳ Der erste Schuss

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„Okay, nach hinten mit euch, alle beide!", rief Niall über den Lärm hinweg und stürmte voran.
Mein Herz sackte noch etwas tiefer und für eine Millisekunde war ich nicht in der Lage mich zu bewegen.

Die Wächter waren da.
Sie wussten, dass wir hier waren.
Sie wussten es und waren gekommen, um die Sache ein für alle Mal zu beenden.

Und ich war nicht bei Sam.
Ich konnte mein Versprechen an mich selbst nicht einhalten.
Ich wollte meine Geschwister mit meinem Leben verteidigen.

Zuerst habe ich bei Clovy versagt.
Nun bei Sam.
Warum habe ich ihn alleine gelassen?

„Sophia!"
Liam riss an meinen Arm und schnell stolperte ich ihm hinterher.
Meine Beine schienen sich von alleine zu bewegen, meine Gedanken waren noch ganz weit weg.
Doch das Blut rauschte bereits wieder hörbar durch meine Ohren, erinnerte mich daran, dass es nicht gesund sein konnte, so viele Adrenalinstöße in einer so geringen Zeit zu haben.

Irgendwann würde ich einfach zusammenklappen.
Doch nicht jetzt.
Jetzt musste ich versuchen, das Schlimmste zu verhindern und Sam zu retten.

Ich betete, dass die Wächter nicht das Versteck der anderen finden würden.
Sollten sie doch diesen Laden stürmen, Niall und mich niederschießen und Liam mit sich zerren, aber sie sollten einfach Sam in Ruhe lassen.

Liam zog mich weiterhin an meiner Hand hinter sich her und ohne ihn, hätte ich bereits Niall aus den Augen verloren.
Wir stolperten über Geröll, wichen kleineren und größeren Löchern im Boden aus und verschwanden bald vollkommen in der Dunkelheit.

Sie war allumfassend und selbst als ich blinzelte, half es nichts.
Zwar konnte ich nichts sehen, dafür umso besser hören.
Ich hörte, wie schnell mein Herz schlug, wie schnell unser aller Atem ging.

Im nächsten Moment leuchtete ein Lichtstrahl auf und im ersten Augenblick dachte ich panisch, dass uns die Wächter gefunden hätten.
Doch dann sah ich, wie der Lichtpegel von Nialls Taschenlampe ausging und atmete einmal tief ein.

„Wir müssen einen Seitenausgang finden, sonst kommen wir hier nie weg", erklärte Niall hastig. Ich nickte.

Er hatte Recht, wir könnten nicht einfach aus dem Haupteingang stolzieren. Dort, wo wahrscheinlich bereits die drei Helikopter gelandet waren und die Wächter ausschwärmten.

„Und was dann?", hakte Liam nach und ich erkannte an seiner gerunzelten Stirn, dass er von Nialls Plan, den Supermarkt zu verlassen, nicht begeistert war.

„Dann werden wir weiterschauen", zischte Niall wütend und ich versuchte abzuwägen, ob es sicherer war hierzubleiben, oder den Tesco zu verlassen.

„Auf offener Straße werden sie uns schneller entdecken, Niall und-"

Liam kam gar nicht dazu, auszusprechen, denn Niall fiel ihm sofort ins Wort: „Die Wächter werden aber auch nicht weggehen, bevor sie dich gefunden haben! Und verdammt nochmal, wenn sie zuerst Megs finden, werden sie sie alle umbringen!"

Seine Stimme wurde lauter und versetzte mir einen Herzkollaps. Denn wenn sie Megs finden würden, würden sie auch Sam finden.

„Und ich lass' Megs nicht alleine", fügte Niall etwas leiser hinzu, schüttelte dann jedoch den Kopf und wendete sich ab. Es schien beinahe so, als hätte er nicht gewollt, dass wir dies hören würden.

Liam runzelte weiterhin die Stirn und verschränkte die Arme, während sich Niall, ohne einen weiteren Blick nach hinten zu werfen, den weiteren Weg.
Zögernd folgte ich Niall und als Liam mein Gehen bemerkte, setzte er an: „Sophia..."

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