36: Wunden lecken

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Entsetzt sehe ich mit an, wie der Erddrache mit einer Leichtigkeit ausweicht und mit den Kopf voran in Ricos Brust knallt. Ich schnappe nach Luft. Ich muss was tun! Ich kann sie doch nicht alleine kämpfen lassen!

Ich will meinen linken Arm bewegen, doch kann ich es nicht. Ein verwirrter Blick zu meinem Arm lässt mich meine Vermutung bitter bewahrheiten: Mein Arm liegt zerschmettert unter mehreren Bäumen. Mein rechter Knöchel ist derweil auch dezent eingequetscht und quer über meinen Bauch liegt auch einer. Mein Schwert hab ich nicht mitgenommen, aus Angst ich könnte es in einem rasaten Flugmanöver verlieren. "Verdammt!", schreie ich laut heraus, eine Träne der Verzweiflung rollt über meine Wange. Kann ich denn gar nichts tun?

"Entfessle die Kraft in dir." Ich nehme Raius bestimmende Stimme kaum wahr. "Damit ich wieder Amok laufe, wie beim letzten Mal?" Meine Stimme klingt matt und belegt. Ein Klagelaut von Rico lässt mich wieder in den Himmel sehen. Ein weiterer Drache ist dazugekommen. Mizu der Wasserdrache will anscheinend die erledigte Evilia mitnehmen. Mit Hängen und Würgen verteidigt Rico seine langjährige Freundin. Jedoch macht er es auch nicht mehr lange. Ich balle meine rechte Hand zur Faust und beiße drauf. Gibt es wirklich nur noch eine Möglichkeit? Ich könnte mein Haki benutzen, doch gegen die Drachen ist es so, als würde ich Akanu ein Blatt entgegenschleudern. Es würde gar nichts bringen. "Hab vertrauen in deine Fähigkeiten." Raiu wird drängender. Ich schließe meine Augen. Als ich sie öffne, glitzern meine Pupillen gelblich.

Ich atme tief ein und aus, gehe in mich hinein und suche diese alles zerstörende Macht. Ich müsste mich nicht mal ganz verwandeln, nur ein bisschen, schießt es durch meinen Kopf. Ein weiterer schmerzverzehrter Schrei von Rico lässt mich auffahren. Ich sprenge meine Innere Verzweiflung weg und finde endlich Raius Geist. Zum ersten Mal völlig bewusst gebrauche ich ihre Kräfte. Im nächsten Moment spüre ich einen Blitz durch meine Glieder rasseln. Kurz darauf zermalme ich die Baumstämme mit meinem Königshaki und stehe flink auf. Ich besehe mich meines Körpers nur kurz. Anscheinend reicht mein Wissen noch nicht aus, um mich ganz in einen Drachen zu verwandeln. Das hier ist eher eine Art Mittelding. Meine Haut ist nähmlich mit gelbgrünen Schuppen verziehrt, meine Zähne fühlen sich spitzer, meine Knochen strapazierfähiger an und meine Sicht ist um einiges besser. Am Rücken befinden sich immernoch meine Schwingen. Ich breite sie aus und schwinge mich in die Luft. "Du hast immer noch Zweifel", stellt Raiu nüchtern fest, "Sonst wärst du jetzt ein Drache." "Das hier reicht völlig aus", erwidere ich. Ich konzentriere mich jetzt auf meine eine Attacke, die ich einmal ausprobiert habe, aber immer wieder daran gescheitert bin.

In meiner rechten Hand bildet sich langsam ein Ball. In diesem zischen Millionen von Blitze. Dazu mische ich noch mein Königshaki. Klar, es bringt gegen diese Giganten nichts, aber mehr Zerstörungskraft kann man immer gebrauchen.

Schon bin ich schon über Mizu, Chikyu, Rico und Evilia. Die arme Evilia liegt als Drache am Boden, eine Blutlache hat sich rund um sie gebildet. Rico blutet auch aus mehreren Stellen, hält sich nur noch schwer in der Luft. Dagegen sind ihre geblendeten Freunde noch in Top-Form. Mizu startet schon die nächste Attacke, da fliege ich eiskalt dazwischen und werfe den geladenen Ball auf den Wasserdrachen. "Blitz ist gegen Wasser sehr effektiv", meint Raiu. Ich nicke. "Doch gegen Erde habe ich keine Chance." "Auch wieder wahr."

Der Blitzball trifft Mizu unvorbereitet am Hals. Als er die Schuppen berührt, explodiert er und gibt die ganzen gesammelten Blitze auf einen Schlag frei, samt des Hakis. Der Drache brüllt, dreht ab. Durchatmen ist allerdings nicht drin. Der Erddrache kommt in einem dezent schnellen Tempo auf uns zu. Ich wünsche, ich hätte mein Schwert dabei. "Hätte nicht viel geholfen, dein Zahnstocher", antwortet Raiu trocken. Ich verziehe mein Gesicht zu einer Grimasse. Aber ich würde mich nicht so nackt fühlen. "Du bist doch angezogen." Ich schüttele leicht verzweifelt den Kopf, dann weiche ich in letzter Sekunde Rusty aus, schlage einen Haken und bin kurz darauf direkt unter seinem Bauch. Sehr kurz, lang genug aber um einige Blitzspeere auf ihn regnen zu lassen - ohne Erfolg.

Dragonfire [One Piece]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt