41: Hilferuf

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Dieser eine Satz schafft es, einen Schalter in meinen Gehirn umzulegen. Mit meinem abrupten Aufsetzten hat Aiko nicht gerechnet, weshalb das auch möglich ist und wir jetzt nebeneinander sitzen. Ich geschockt. Er hat es fast geschafft. Er hat mich eingelullt, mir meinen Verstand vernebelt und versucht, mich gefügig zu machen! Das darf ich nicht wieder zulassen.

Wütend knurrend funkele ich ihn an. „Wie kannst du es wagen mich so zu verführen?!" Aiko mustert mich mit undurchschaubarer Miene. Wenn es ihn stört, dass sein Plan mich gefügig zu machen gescheitert ist, dann lässt er es sich nicht anmerken. Ganz im Gegenteil er sieht leicht traurig aus? Was ist denn das jetzt wieder?

Er hebt seine Hand, will mich an meiner Wange berühren. Ich zucke weg. Jetzt zeigt er seine Traurigkeit offen. „Meine Liebe das war nie meine Absicht. Ich will dich nicht so dressiert wie einen Hund. Ich weiß nicht, was die Rebellen über mich und meine Vorgehensweisen erzählen, aber ich habe keinen der Drachenelemente vernebelt. Ich habe ihnen lediglich die Augen geöffnet. Das will ich bei dir auch." „Aber es können Tote nicht wieder zurück gebracht werden! Und wenn doch, warum nur dein Sohn? Du kannst ja deine Frau hohlen, dann brauchst du mich nicht mehr!", ich spuckte die Worte schon fast aus vor Spott.. Tote wieder lebendig machen? Von wegen. Aiko seufzt, schließt kurz seine Augen.

„Ja, es gibt tatsächlich einen Weg. Es müssen nur bestimmte Kriterien dazu beachtet werden. Du brauchst den Körper des Toten. Etwas Blut von ihm, dabei kann es sich auch von Blut eines biologisch Verwandten handeln. Und man braucht die Kraft und den freien Willen aller Drachenelemente. Der Körper meiner Frau ist in Tausend Teile zerfetzt, außerdem lebt kein Verwandter mehr von ihr. Aber den vollständigen Körper meines Sohnes besitze ich. Und da ich der Vater bin, reicht mein Blut aus. Ich brauche nur noch Rico. Und du kannst mir dabei helfen. Du weißt doch sicherlich, wo sie sind, oder?" Seine Stimme hört sich schon wieder so gebrochen, so bemitleidenswert an. Ich mustere ihn. Meint er es ernst? „Geht das wirklich?", frage ich, noch mit der Überzeugung, dass es völliger Humbug ist. Er nickt. „Du könntest deine Liebsten auch wieder zurückholen. Ace Körper ist noch nicht vollständig verwesen. Und sein Blut trägst du in dir. Und Rogers Körper...-" „Er ist vor vielen, vielen Jahren hingerichtet worden", schneide ich ihn mit bebender Stimme das Wort ab. Ich kann da nicht mehr hinhören. Ja, ich würde alles dafür tun, dass Ace und Roger, dass Rouge wieder lebendig würden. Aber sie sind tot. Weg, fort und hoffentlich glücklich.

Aiko streckt erneut seine Hand aus, erreicht diesmal sein Ziel und streicht mir über die Wange. Ich bin zu schwach, um mich zu widersetzten. Zu viel habe ich in den letzten 48 Stunden durchgemacht. „Es ist möglich. Glaubst du ernsthaft, die Weltregierung wird den Körper des Piratenkönigs einfach so verkommen lassen? Glaubst du das ernsthaft? Es gibt die Technik, die es einen möglich macht, den Körper einer toten Person erhalten zu können. Ich weiß, dass der Körper deines geliebten Bruders noch erhalten ist", er nähert sich mir mit jedem Wort, hat schon wieder diese betörende Stimme. Ich schüttele kraftlos den Kopf. „Das ist unmöglich." „Ist es nicht", widerspricht er mir sanft und beugt sich zu mir hinunter. „Woher weißt du das alles?", frage ich, versuche einen Grund zu finden, ihn widerstehen zu können. Kurz vor meinen Lippen stoppt er. „Ich weiß vieles", ist seine schlichte Antwort. Seine Hand fährt über mein Kinn, hinter zu meinen Nacken. Meine Härchen dort stellen sich bei dieser weichen Bewegung auf. Ich spanne mich an.

Kurz bevor er meine Lippen mit seinen verschließt, wispert er noch:"Entspann dich meine Liebe. Es wird alles gut."

Eine einzelne Träne entrinnt aus meinem rechten Auge, genau zu dem Zeitpunkt, wo seine Zunge in meine Mundhöhle wandert und ich mich alle Kraft verlässt.

Helft mir, irgendjemand.

Bei dem Kuss bleibt es nicht lange. Und erst als Aikos Hände über meinen Körper streifen, bemerke ich, dass ich unter der Decke nicht mal etwas anhabe. Ich wehre mich nicht. Viel zu schwach bin ich. Was soll ich auch ausrichten?

In der ganzen Zeit des Aktes pocht ein dunkler Schmerz in meiner Brust. Aber meine Tränen sind getrocknet, meine Augen verdorrt. Jetzt sind sie leer. Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Mein gemeinsames Abenteuer mit Shanks ist vorbei. Kann ich Aiko vertrauen? Spricht er die Wahrheit? Was ist mit Rico? Zu viele Fragen, auf die ich nicht mal eine Antwort will. Fühlt es sich so an, wenn man aufgegeben hat? Wenn man verzweifelt ist?

Lange bleibe ich noch wach, umschlungen von dem schlafenden Aiko. Meine wirren Gedanken halten mich davon ab, Schlaf zu finden. Obwohl ich mich gerne in diese fiktive Welt voller Träume stürzten würde. Dort ist alles im Reinen. Dort kann mich niemand verletzten.

Ich muss mich entscheiden. Spricht Aiko die Wahrheit? Eigentlich ist es ja egal. Es macht nichts aus, was er vorhat. Bei einem bin ich ganz sicher. Irgendetwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu. Ob er lügt oder nicht, ob er es ernst mit mir meint oder doch nur spielt, ich höre Raiu schon seit geraumer Zeit nicht mehr. Entweder es liegt wirklich noch an dem Gift in meinem Körper oder der mysteriöse Mann neben mir verschweigt mir etwas.

Und noch ein Fakt geht mir nicht aus dem Kopf. Wenn wir die Drachenelemente wirklich vereinen, was passiert dann konkret mit uns? Mit den Trägern? Werden die Drachen dann von unseren Körpern entbunden? Werden wir sterben? Wird es klappen? Als ich schon halb eingeschlafen bin, kommt mir etwas wieder in den Sinn.

Verschwende dein Leben nicht an die Toten, sondern denke an die Lebenden.

Diesen Satz hat mir mal Rouge gesagt. Um genau zu sein, kurz nachdem Roger uns verlassen hat, um sich der Marine zu stellen. Ich glaube, dass hat Roger zu ihr als Abschied gesagt. Einige Monate später wurde mir dieser Satz von Garp entgegengeworfen. Und von Raiu wieder.

Wenn es mir so viele sagen, dann muss wohl was dran sein. Ich sehe auf meine Hand. Ich bin hier, weil ich unschuldige Menschen beschützen will. Ich bin hier, weil ich Raius Heimat beschützen will. Sie hat mir so viele Male geholfen, jetzt bin ich an der Reihe. Ich schließe meine Hand zur Faust. Ich darf mich nicht unterkriegen lassen! Selbst wenn Aiko glaubt, mich meinen Willen gebrochen zu haben. Das Beste ist, wenn ich es ihm weiter vorgaukel, ihn besser kennenlerne. Auch wenn es bedeutet, Verrat zu begehen. Ich bin sowieso am Arsch. Also warum nicht gleich volle Kanne?

Wenn es hart auf hart kommt, Aiko mir vertraut und ich herausgefunden habe, was genau er vor hat und was genau passiert, dann kann ich handeln. Ich muss nur seine Schwachstellen herausfinden. Ich beiße mir auf meine Faust. Und wenn es heißt, dass ich mich ihm hingeben muss. Ich werde nicht versagen! Koste es, was es wolle. Danach ist es mit mir geschehen. Das ist das Einzige, was ich noch mache. Meine Schuld begleichen. Vielleicht kann ich dann mal Ruffy besuchen. Der Gedanke an den strohhuttragenden Gummiball bringt mich zum lächeln. Ja, diesen Verrückten würde ich gerne besuchen. Und seine Crew. Das werde ich machen. Falls ich hier lebendig rauskomme, werde ich den Strohhut suchen. Vielleicht weiß er ja, was ich dann machen kann. Marco könnte ich ja auch mal wieder nerven. Der Ananaskopf hat bestimmt alle Hände voll zu tun und könnte eine Abwechslung gebrauchen...

Mit Gedanken an die Lebenden schlafe ich mit einem Lächeln ein.

Ich werde es schaffen.

Dragonfire [One Piece]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt