Irritiert öffne ich meine Augen. Mein Kopf schmerzt, mir ist schlecht und mein Körper kribbelt. Ich sehe mich im Raum um und muss feststellen, dass ich im Krankenzimmer der Schule liege. Mein Blick landet bei Moon und Devin, welche sich angeregt vor der Tür, was ich durchs kleine Plexiglasfenster sehen kann, unterhalten.
,, Wie geht es dir, Violet?", fragt Mary, die Schulkrankenschwester und kommt auf mich zu. Devin und Moon stehen immer noch vor der Tür.
,, Ich bin.", fange ich an und überlege, was ich ihr sagen soll. ,, Erschöpft."
Mary nickt, notiert sich was auf einen Zettel und nimmt sich dann ihre Taschenlampe. Mir ist der Ablauf bereits bekannt. Puls und Blutdruck messen, Pupillen testen, wenn nötig auch Fieber messen und dann darf man eine Erklärung abgeben, was passiert ist.
,, Weißt du noch, was passiert ist?", fragt Mary und leuchtet mir in die Augen.
,, Ja.", antworte ich und muss schlucken.
,, Gut." Sie lässt von meinen Augen ab. Anscheinend hat man schon vorher Puls und Blutdruck gemessen. ,, Ich sorg dafür, dass deine Eltern informiert werden. Ist es in Ordnung, wenn Moon und Devin bei dir bleiben?"
Ich nicke nur und schaue mich nach meinen Sachen um. Sie liegen auf einem Stuhl im Raum. Ich stehe von der Trage auf und gehe auf meine Tasche zu.
,, Was machst du da? Leg dich sofort wieder hin.", sagt Moon aufgebracht und packt mich am Arm, um mich dann unsanft wieder auf die Trage zu zerren.
,, Ich wollte nur meine Wasserflasche holen. Alles okay. Mir geht's gut.", verteidige ich mich und hebe beschwichtigend meine Hände.
Moon geht auf meine Tasche zu, öffnet diese und holt meine Flasche heraus. Lächelnd reicht sie sie mir und setzt sich neben mich auf die Trage. Devin hat sich auf einen Stuhl in einer Ecke gesetzt.
,, Weißt du noch, was passiert ist?"
,, Ja.", antworte ich und versuche ruhig zu bleiben. ,, Wie komm ich eigentlich hier her?"
,, Devin hat ich her getragen. Ich hab ihn gerufen, als du einfach umgekippt bist.", antwortet Moon sofort und lächelt weiterhin.
,, Danke.", sage ich an Devin gewannt und drücke meinen Rücken durch, da meine Knochen noch leicht müde sind.
,, Was war eigentlich los?", fragt Moon dann weiter.
Ich antworte nicht und kneife die Augen zusammen. Nicht an das Bild denken. Die Erinnerungen nicht zu lassen. Ignorier die Gefühle. Ignorier den Drang zu schreien.
,, Alles okay?", fragt nun Devin und kommt auf mich, uns, zu.
,, Ja.", presse ich durch zusammen gepresste Lippen hervor. ,, Ich bin nur müde."
,, Sieht aber nicht so aus.", erwidert Moon und mustert mich. ,, Es sieht eher so aus, als hättest du Schmerzen. Soll ich Mary holen? Brauchst du irgendwelche Tabletten?"
Ich sage nichts. Was soll ich ihr auch sagen? Ausgelaugt lehne ich meinen Kopf gegen die weißgestrichene Wand.
,, Deine Eltern sind informiert. Madeline kommt dich abholen, meint deine Mutter.", kommt die Schulkrankenschwester wieder ins Zimmer und notiert sich wieder etwas auf einen Zettel.
,, Gut, kann ich draußen warten?", frage ich und ignoriere die Blicke der Petrov-Geschwister. Anscheinend sind sie von meiner Idee nicht sonderlich begeistert. Aber ich brauche frische Luft.
,, Gut, aber nur, wenn Devin mitkommt.", erwidert Mary und dreht sich nichtmal zu uns um.
,, Kann Moon nicht mitkommen?", frage ich, da ich mich in der Nähe von Devin, vor allem wenn wir alleine sind, wahrscheinlich extrem merkwürdig verhalten würde.
Mary schüttelt den Kopf. ,, Nein, wenn du wieder umkippst kann dir das zierliche Mädchen nicht sonderlich helfen. Entweder mit Devin oder gar nicht."
Seufzend lasse ich den Kopf hängen und hoffe, ich würde mich nicht allzu merkwürdig benehme. ,, Gut."
Devin nimmt seine, und meine, Sachen und spaziert -ohne etwas zu sagen- aus der Tür. Ich springe von der Trage, umarme Moon und folge Devin nach draußen.
,, Okay, jetzt wo wir unter vier Augen reden können, was war so schockierend, dass du ohnmächtig geworden bist?", fragt Devin und dreht sich zu mir um. Sein Blick ist hart und aus seiner Mimik schließe ich, dass er keine Wiederworte hören und eine Erklärung will. Und das so schnell wie möglich.
,, Jemand hat mir ein Bild gesendet und es hat mich einfach aus dem Konzept gebracht.", antworte ich ehrlich und meide Devin's Blick.
,, Du weiß, wenn was ist kannst du zu mir kommen.", erwidert er und erhält einen überraschten Blick von mir.
,, Du zerstörst gerade mein Bild von dir.", necke ich ihn und beobachtete, wie sein linker Mundwinkel minimal hoch geht. ,, Zudem haben wir maximal sieben Sätze miteinander gewechselt."
,, Ach, und was wäre dies für ein Bild? Und ich glaube, es waren mehr als nur sieben Sätze."
,, Das typische Devin Petrov Bild, unerreichbar, verdammt heiß, aber arrogant und, für mich, meilenweit entfernt.", antworte ich und sehe, wie sein Lächeln größer wurde.
,, Also, ich hör mich bei dir wie ein riesiges Arschloch an. Schön, dass ich das Bild zerstöre.", antwortet er grinsend.
,, Nur verstehe ich nicht wieso. Bei jedem anderen ist es dir egal, was sie über dich denken und jetzt willst du für mich da sein."
Er kommt mir einen Schritt näher und legte seine Hand an meine Wange. Ich schaue ihm direkt in die Augen und kann mich auf einmal auf gar nichts außer ihn konzentrieren. Atmen fällt mir schwerer als sonst und mein Gehirn arbeitet langsamer. Was für ein Klischee.
,, Vielleicht bist du mir nicht egal.", haucht er so nah an meinem Ohr, dass ich seinen Atem auf der empfindliche Stelle an meinem Nacken spüren kann und bringt mich somit komplett aus dem Konzept. Ich sollte ihn wegschubsen und ihm sagen, dass er nicht mit mir spielen soll. Doch ich wollte es nicht. Eher im Gegenteil, ich wollte ihn näher an mich ziehen.
,, Hör auf.", flüster' ich und schiebe ihn etwas von mir weg. ,, Das geht nicht."
,, Wieso geht das nicht?", fragt er und fährt sich durch seine dunklen Haare.
,, Deine Schwester.", ich versuche meine Gedanken zu sammeln. ,, Mir ist ihre Freundschaft wichtig."
Devin schaut zum Parkplatz. ,, Du nimmst meine Schwester als ausrede?."
Und damit geht er. Er lässt mich einfach mitten auf dem Parkplatz stehen. Verwirrt und emotional Instabil. Nun fahre ich mir durch die Haare und bereue es schnell, da ich mit meinen Fingern in kleinen Knoten hängen bleibe und schmerzhaft einen kleinen Knebel Haare rausreiße.
,, Vio.", höre ich Madeline rufen. Ich nehme meine Sachen und mache mich auf den Weg zum Auto meiner Schwester.
,, Hey, ist alles okay?", fragt meine ältere Schwester sofort und bemerkt wohl, dass es mir ziemlich Mies geht.
,, Nein.", antworte ich ehrlich. Wieso sollte ich auch Lügen, wenn man es mir ansieht? Außerdem ist sie meine Schwester. Sie kennt mich. Sie weiß, wann ich lüge.
,, Will ich es wissen?"
,, Nein."
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Violet ✔
ChickLit» Du kannst dich nicht vor deiner Vergangenheit weglaufen, geschweige den verstecken.«