•17•

2.4K 101 5
                                    

Die Tage sind ziemlich schnell vergangen. Wir haben nicht wirklich viel gemacht und trotzdem hat mir die Zeit mit Ethan geholfen. Und ich glaube, dass es Ethan auch geholfen hat, ein paar Tage von allem wegzukommen. 

Heute ist Sonntag und wir sind gerade auf den Weg wieder zurück. Am liebsten wäre ich noch eine Weile geblieben, jedoch können wir nicht noch mehr Unterricht verpassen, als wir es schon getan haben. 

Moon, Bay und Devin haben mir fast die ganze Zeit über geschrieben. Irgendwann- einen Tag nach unserem 'Verschwinden'- habe ich mein Handy dann ausgeschaltet und erst vor wenigen Stunden wieder eingeschaltet.

Ohne ihre Nachrichten zu lesen, oder meine Mailbox abzuhören, habe ich den dreien geschrieben, dass ich morgen wieder in der Schule sein werde und sie sich keine Sorgen machen sollen. 

Bay war niche besonders begeistert und rief mich sofort an, um mir eine Standpauke zu halten. Moon hatte mir nur eine Nachricht geschrieben und Devin hatte mit einem einfachen Okay geantwortet. 

,, Vio?" Ethan schnippt vor meinem Gesicht herum und reißt mich somit aus meinen Gedanken. Etwas schwerfällig drehe ich meinen Kopf in seine Richtung. 

,, Hm?"

,, Wir sind da.", informiert er mich und zeigt auf mein Haus. ,, Ist alles okay?"

,, Ja, ich bin nur noch müde.", antworte ich und gähne. ,, Und hungrig."

Ethan lacht und schüttelt seinen Kopf. ,, Es sieht aber fast so aus, als wären deine Eltern nicht da."

,, Ja, sie haben mir gesagt, dass sie von Samstag bis Dienstag auf Geschäftsreise sind. Hab ich es dir nicht erzählt?", frage ich irritiert und reibe meine müden Augen. 

,, Nein, hast du nicht.", antwortet er belegt. ,, Soll ich bei dir bleiben?"

Ich schüttle den Kopf und öffne die Beifahrertür. ,, Nein, nicht nötig. Ich bin nicht das erste Mal allein, Ethan." 

Mit diesen Worten drehe ich mich zum Aussteigen um, werde jedoch von Ethan's warmer Hand an meinem Handgelenk aufgehalten. Irritiert drehe ich mein Gesicht zu ihn. 

,, Danke.", er atmet tief durch, wobei sein Blick auf die Mittelkonsole gerichtet ist. ,, Für alles."

Nun drehe ich mich komplett zu ihm um, warte einige Sekunden und umarme ihn. Zögerlich wickelt auch er seine um mich und vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge. 

,, Ethan, ich bin immer für dich da, okay? Ein Anruf und ich lasse alles stehen und liegen und bin so schnell es geht bei dir.", flüstere ich ihm zu und löse mich aus der Umarmung, sodass ich ihm ins Gesicht schauen kann. Meine Hände lege ich an seine Wangen; sein Gesicht liegt in meinen Händen. 

Bei Ethan's Blick fehlt mir die Luft. Er leidet. Seine grünen Augen sind matt und strahlen keine Freude aus. Besorgt streiche ich mit meinen Daumen über seine Wangen. 

,, Ethan.", hauche ich fassungslos. 

,, Nein.", unterbricht er mich bevor ich meine Frage formen konnte und nimmt meine Hände von seinem Gesicht. ,, Ein Anruf und ich werde bei dir sein."

,, Ethan.", fange ich diesmal mit fester Stimme an. 

,, Nein, Violet, du gehst jetzt nach Hause und nimmst dir Zeit für dich. Du hast schon viel zu viel getan.", unterbricht er mich wieder. ,, Ich bin okay. Wir sehen uns morgen, Prinzessin."

Der Ton in seiner Stimme duldet keinen Widerspruch. Unsicher schaue ich Ethan an. Sein Blick ist nun fest und bestimmend- genauso seine Körperhaltung. 

,, Versprich mir, dass du mich morgen abholst und wir vor dem Unterricht noch frühstücken gehen.", sage ich und halte meinen kleinen Finger hin. ,, Versprich es oder wir sitzen bis morgen hier und wir fahren stinkend und übermüdet zur Schule. Deine Entscheidung."

Ethan lacht leicht auf und irgendetwas blitzt in seinen Augen auf. Zufrieden mit mir selber erwidere ich sein Lächeln und klopfe mir innerlich auf die Schulter. 

,, Du bist wirklich etwas besonderes, Violet Black.", sagt er mit einem riesigen Lächeln auf den Lippen und wickelt seinen - im Gegensatz zu meinem- riesigen kleinen Finger um meinen. ,, Aber versprochen. Ich stehe morgen um sieben Uhr hier und wir fahren zu Rosie's."

Ich grinse ihn an, drücke ihm zum Abschied noch einen Kuss auf die Wange und steige aus dem Auto aus. 

Ethan wartete noch bis ich die Haustür geöffnet habe, bis er wegfuhr. 

Das Haus ist dunkel und ich stolpere sofort über etwas und falle fast auf den Boden. Genervt betätige ich den Lichtschalter, welcher sich neben der Kommode befindet, und beobachte wie die Glühbirnen gleichzeitig anspringen. 

Meine gereizte Netzhaut macht sich sofort bemerkbar und Tränen bilden sich in meinen Augen. Fast schon reflexartig fange ich an meine geschlossenen Augen zu reiben. 

Irritiert schaue ich mich um. Um mich herum stehen mehrere Boxen gefüllt mit Rosen. 

,, Ich wusste, dass dich das Sprachlos machen würde." 

Erschrocken schreie ich auf und fasse an meine linke Brust, da ich mir sicher bin, dass mein Herz gerade einen Schlag ausgesetzt hat. 

,, Wie bist du in mein Haus gekommen, Devin?", frage ich schroff und atme konzentriert ein und aus damit sich mein Herzschlag beruhigt. 

Devin kommt mit besorgter Miene auf mich zu. ,, Ist alles okay?"

,, Das kriegst du wieder, Petrov, auch wenn es das letzte ist, was ich tue.", drohe ich ihm ohne auf seine Frage einzugehen und gehe auf ihn zu. ,, Mach sowas nie wieder."

,, Weißt du, du bist wirklich niedlich, wenn du mir drohst.", neckt er mich, als wäre gerade nichts geschehen. ,, Und zu deiner Frage: deine Eltern, damit meine ich deine Mutter, dein Vater hat mich mit seinen Blicken getötet, haben mir einen Schlüssel gegeben."

,, Und warum sollten sie sowas machen?", hinterfrage ich genervt seine Aussage und schaue mir den Eingangsbereich meines Hauses an. Wer wird das Bitteschön aufräumen? 

,, Ich hab ihnen erzählt, dass du nicht mit mir ausgehen möchtest und ich dich überraschen möchte, damit du dich so unsterblich in mich verliebst, dass du mich daten möchtest.", erklärt er schulterzuckend. ,, Jetzt verstehe ich, wieso dein Vater mich mit seinen Blicken getötet hat."

,, Er mochte dich vorher schon nicht.", erwidere ich. ,, Was hast du genommen, um zu denken, dass das hier eine gute Idee ist?"

,, Hab es in einem Film gesehen.", antwortet er. 

,, War es ein Horrorfilm?" Ich entferne mich von ihm und ziehe meine Schuhe aus. 

,, Nein, wieso?"

,, Weil man in Liebesfilmen die Blumen schicken lässt und dann auf die Karte schreibt 'Willst du mit mir ausgehen' oder dann anruft und fragt, wie die Person die Blumen findet. Man bricht nicht in das Haus der Person ein und erschreckt diese dann zu Tode.", erkläre ich gereizt und fahre durch meine Haare. 

,, Eigentlich bin ich nicht eingebrochen."

,, Ist das so wichtig."


Violet ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt