Das Handy in meiner Tasche vibriert. Erschrocken zucke ich zusammen und fische es aus meiner Hosentasche. Ethan steht auf dem Display. Meine Gesichtszüge entgleisen mir für einen Augenblick und ich verziehe mein Gesicht. Trotzdem nehme ich den Anruf entgegen und halte mir das rechteckige Ding an mein rechtes Ohr.
,, Ethan.", atme ich aus und schaue auf meinen Laptop. Vor einigen Tagen haben meine Eltern mich widerwillig aus dem Krankenhaus mitgenommen, da ich es nicht für nötig hielt, länger zu bleiben, wobei meine Mutter meinte, ich solle nicht so rücksichtslos handeln und noch für einige Tests bleiben. Nach einer zwei-stündigen Diskussion gab sie klein bei und unterschrieb die Entlassungspapiere.
Meine Freunde -alle bis auf Ethan- haben mich jeden Tag besucht. Moon nenne ich seitdem nur noch Elia und Sophia hat sich gefühlte Millionen Mal dafür entschuldigt, dass sie die letzten Wochen nur Augen für Liam hatte.
Es ist einiges passiert.
,, Kann ich vorbei kommen?", fragt er vorsichtig und atmet tief aus, als würde er sich gerade zu etwas überwinden.
Ich zucke mit den Schultern, bemerke dann, dass er mich nicht sehen kann. ,, Es spricht nichts dagegen.", murre ich in den Hörer.
,, Das hört sich aber anders an.", murmelt Ethan zynisch.
,, Dann komm nicht. Es ist deine Entscheidung.", erwidere ich genervt.
,, Violet, ich.", er stockt. ,, Ich meinte es nicht so."
Ich antworte nicht und starre weiterhin auf meinen Desktop. ,, Okay, fall's das jetzt alles war, bis irgendwann.", murmel' ich ins Telefon und lege auf. Frustriert atme ich aus und fahre mir durch die Haare. Ich vermisse ihn. Er ist, seitdem ich denken kann, mein Freund gewesen. Ich konnte mich immer auf ihn verlassen und er auf mich. Doch jetzt habe ich das Gefühl, dass ich alles zerstört habe, was wir hatten.
Der Gedanke, dass ich Ethan verloren habe, versetzt mir einen Stich in die Brust. Ich wollte nicht, dass es so weit kommt. Ich habe niemals gedacht, dass es so enden würde.
Erschöpft stecke ich meine Kopfhörer zurück in meine Ohren und klicke auf das Play-Icon, da ich meine Serie pausiert hatte, um den Anruf entgegen zu nehmen.
,, Wunderschönen guten Tag, Miss Black.", ruft Moon fröhlich und schmeißt sich neben mich auf mein Bett. Devin folgt ihr grinsend in mein Zimmer, nimmt jedoch an meinem Schreibtisch platz. Mit einem Lächeln begrüßt er mich, was ich sofort erwidere.
,, Uff, Elia, du solltest wirklich aufhören sowas zu machen. Mein Bett kracht noch wegen dir ein.", sage ich spielerisch und drücke sie vom Bett runter. Mit einem lauten Knall trifft sie auf dem Boden auf. Devin und ich fangen sofort an zu lachen.
Moon setzt sich mit einem leisen Stöhnen auf und hält sich den Rücken. ,, Musste das sein? Ach, und hör auf mich Elia zu nennen.", knurrt sie genervt und steht nun ganz auf. Natürlich setzt sie sich wieder auf mein Bett.
,, Wieso es ist dein Name?", erwidere ich unschuldig und ignoriere gekonnt ihre erste Frage.
Sie dreht sich ungläubig zu ihren Bruder um und schaut ihn mit einem 'Glaubst-Du-Das'- Blick an.
,, Schau mich nicht so an, ich habe dich auch schonmal aus meinem Bett geschmissen.", verteidigt er sich und hebt seine Hände beschwichtigend.
Sie dreht sich wieder zu mir um. ,, Ihr passt wirklich perfekt zu einander.", ruft sie genervt aus und lässt sich theatralisch auf mich fallen. Lachend streiche ich ihr über den Rücken.
Mein Blick streift dem von Devin. Mit einem neckischen Grinsen starrt er mich an. Auch ich grinse ihn an. Mir fallen Moon's Worte ein: ,, Er braucht jemanden wie dich."
,, Moon kannst du uns kurz alleine lassen?", frage ich auf einmal und durchbreche die entstandene Stille.
,, Wow, du benutzt meinen jetzigen Namen, dann muss es wohl wichtig sein.", erwidert sie und steht von meiner weichen Matratze auf. ,, Ich bin in eurer Küche."
Lachend schüttel' ich meinen Kopf. ,, Bedien dich einfach.", rufe ich ihr hinter her, da sie bereits mein Zimmer verlassen hat. Natürlich hatte sie die Tür offen stehen lassen.
,, Hatte ich vor!", ruft sie zurück und bringt mich damit zum Lachen.
Devin mustert mich kurz, ehe er sich räuspert und sich auf dem Stuhl aufrichtet. ,, Ich kann es immer noch nicht fassen, dass deine Eltern dir noch eine Woche Schulfrei rausgeschlagen haben. Meine würden mich sogar mit einer Schusswunde und aufgeschnittener Kehle in die Schule schicken.", fängt er das Gespräch an und lacht leicht.
,, Du meinst wohl, du würdest mit gebrochenen Rippen in die Schule gehen.", erwidere ich neckend und spiele auf die Nacht vor etwas mehr als einer Woche an. ,, Naja, meine Mutter ist eben sehr fürsorglich. Sie möchte nicht, dass ich mehr Stress habe und sowas noch mal passiert. Blöd ist nur, dass ich fast das halbe Schuljahr verpasst habe. Entweder arbeite ich an mindestens sieben Extra-Projekten oder Wiederhole das Jahr."
Devin grinst mich wissend an. ,, Ich würde mich für das Wiederholen entscheiden.", gibt er seinen Senf dazu.
,, Okay, ich habe deine Schwester nicht dafür weggeschickt.", unterbreche ich ihn schnelle, ehe wir komplett vom Thema abkommen und ich nicht mehr über uns reden möchte.
,, Ist das so? Worüber wolltest du bitte denn bitte reden?", fragt er und grinst mich neckisch an.
Ich setze mich in meinem Bett auf und mustert ihn bevor ich anfange zu sprechen. ,, Uns.", sage ich gerade heraus.
,, Uns?", hinterfragt er leicht überfordert. Sein Grinsen verschwindet von seinem Gesicht. ,, Du willst mir jetzt doch nicht sagen, dass du mir eine Chance gibst, oder?"
,, Naja, nicht direkt.", murre ich irritiert. ,, Aber du hörst dich jetzt auch nicht wirklich erfreut darüber an."
Er schüttelt den Kopf. ,, Nicht so. Nein, ich meine damit.", er stockt. ,, Ich würde mich freuen. Sehr. Du weißt nicht, wie sehr. Aber die Atmosphäre und das alles drum und dran stimmt nicht."
Ich lege meinen Kopf schief. ,, Wie meinst du das?"
,, Der Zeitpunkt an dem du mir sagst, dass du mir eine Chance gibst, soll nicht so in Erinnerung bleiben.", erklärt er mir. ,, Lassen wir das. Worüber genau möchtest du reden?"
,, Wieso ich?", frage ich nach einer kurzen Pause in der ich Abgewägt habe, ob ich ihn weiter wegen der 'Chance'-Sache befragen möchte oder nicht. ,, Moon hat mir etwas gesagt."
,, Was hat sie dir gesagt?", zischt er leicht wütend.
,, Dass du jemanden brauchst.", sage ich ihm. ,, Also, wieso ich?"
Es bleibt still. Ich war mir sicher, dass ich keine Antwort darauf bekommen würde und ihn sagen, dass er es vergessen soll, als er mir eine Antwort gibt.
,, Weil ich den starken Drang habe dich zu beschützen. Außerdem denke ich, dass du mich verstehst. Und du scheinst mich zu wollen. Nicht das drum und dran. Nur mich. Als Mensch. Dafür und für viele andere Gründe."
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Violet ✔
Romanzi rosa / ChickLit» Du kannst dich nicht vor deiner Vergangenheit weglaufen, geschweige den verstecken.«
