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,, Moon?", frage ich unschuldig und ziehe das 'o' unnötig in die Länge. Nachdem mir Devin sein kleines Geständnis gemacht hat, haben wir uns -es war seine Idee- auf den Weg nach unten zu Moon gemacht. Natürlich befand sie sich in meiner Küche und stopfte sich einen Donut in den Mund. Mittlerweile sitzen -oder liegen- wie auf der Couch im Wohnzimmer und schauen uns eine Folge einer Reality-Show an. 

Genervt stöhnt Moon auf und dreht ihren Kopf so, dass sie mich anschauen kann. Fragend hebt sie die Augenbraue und schaut mich abwartend an. 

,, Wo warst du eigentlich vorher?", frage ich und gähne. ,, Ich meine, Liam und Devin kenne ich schon seitdem ich Klein bin, du hingegen bist irgendwie neu. Wieso?"

Devin tut so, als hätte er meine Frage nicht mitbekommen und schaut gespannt auf den Fernseher obwohl gerade Werbung für Seniorenwindeln läuft. Moon räuspert sich und setzt sich auf, da sie halb im Polster der Couch versunken ist.

,, Mein Vater hat mich zu unserer Großmutter -welche mich nebenbei nicht ausstehen kann- geschickt.", erklärt sie ohne weiteren Kontext und grinst mich an. ,, Weil ich ein Mädchen bin und nicht die Firma übernehmen kann, habe ich keinen Nutzen für ihn und damit kein Recht bei ihm zu sein."

Fassungslos schaue ich sie an. Auf ihrem Gesicht liegt immer noch ein riesiges Lächeln und ihre Laune scheint sich auch nicht gemildert zu haben. 

,, Ernsthaft?", hinterfrage ich und schüttel' meinen Kopf leicht. 

Moon zuckt mit den Schultern und steht auf, um sich dann neben mir fallen zu lassen. Ihr Arm schlingt sich um meine Schultern. 

,, Mach dir keinen Kopf, Vio. Ich bin es nicht anders gewöhnt.", kichert sie und tätschelt meinen Kopf, als wäre ich ein kleiner Welpe. 

,, Das wirft noch mehr Fragen auf.", murmel' ich leise vor mich hin und schüttel' wieder den Kopf. 

Die Haustür wird ruckartig aufgeschlagen, wobei ich erschrocken zusammen zucke, und Madeline betritt mit einem besorgten Gesichtsausdruck das Haus. Ihr Blick fällt zuerst auf die Schuhe von Moon und Devin, dann schweift er ins Wohnzimmer zu mir. Auf einmal entspannen sich ihre Züge wieder, trotzdem sieht sie mich genervt an. 

,, Wieso bist du nicht im Bett?", fragt sie ohne mich richtig zu begrüßen und kommt mit großen Schritten auf mich zu. Direkt vor mir bleibt sie stehen, wobei sie ihr Gewicht auf die linke Seite verlagert und ihre Hände in die Hüften stemmt. 

,, Mal willst du, dass ich mein Bett verlasse, reißt mir sogar meine warme, arme Bettdecke weg und jetzt bist du nicht zufrieden, dass ich die harte Trennung auf mich genommen und mich aus meinem Bett bewegt habe.", erwidere ich gespielt verständnislos und verdrehe meine Augen. ,, Entscheide dich."

Madeline atmet tief durch. ,, Beweg deinen Hintern nach oben!", schreit sie plötzlich und erschreckt Moon, Devin und mich. Moon und ich schreien gleichzeitig auf und verfallen dann in einen Lachanfall. 

,, Ihr seid doch unmöglich.", murmelt meine große Schwester verständnislos und verschränkt ihre Arme vor der Brust. ,, Du und du.", sie zeigt auf Devin und Moon. ,, Verschwindet jetzt. Die kleine Prinzessin hier kommt bald wieder in die Schule, aber dafür muss sie sich ausruhen."

Die Geschwister schauen sich kurz an, zucken mit den Schultern und stehen auf. Mit einem schnellen 'Sehen uns' verschwinden sie aus dem Wohnzimmer. Nach einigen Sekunden wird die Haustür zugeschlagen. 

Madeline schaut mich genervt an und wiederholt ihren Wortlaut von vorhin. Ich seufze auf und stehe auf, um in mein Zimmer zu gehen. Mitten auf den Stufen ruft mich Madeline zurück und fragt mich, ob ich etwas essen möchte. Ich verneine und mache mich weiter auf den Weg in mein Zimmer. 

In meinem Zimmer angekommen setze ich mich auf die Fensterbank und hole einen Zeichenblock hervor. Ich blätter' durch den Block und schaue mir einige Arbeiten kurz genauer an, ehe ich auf eine leere Seite treffe und mir einen Bleistift schnappe -diese liegen überall herum, vor allem auf der Fensterbank- und anfange zu zeichnen. Ohne zu wissen, was ich zeichnen möchte, fange ich an, die Miene meines Bleistiftes auf dem Papier zu bewegen, sodass kleine, feine Linien auf dem Papier entstehen.

Auf einmal wird meine Zimmertür aufgeschlagen und ich schreie auf. Erschrocken fasse ich mir an die linke Brust und merke, wie schnell mein Herz gegen meine Rippen schlägt. Das kann nicht gut für mich sein, denke ich und schüttel' meinen Kopf fassungslos. 

,, Hör auf die verdammten Türen so aufzureißen und gegen die Wände zu schlagen! Ich sterbe noch an einem Herzinfarkt.", murre ich genervt und lege den Zeichenblock weg. Es ist ein Auge geworden. 

,, Habe ich dir nicht gesagt, du sollst ins Bett gehen und dich ausruhen?", fragt sie genervt ohne auf meine Aussage einzugehen. 

,, Nein, du hast gesagt, ich soll hoch gehen. Von meinem Bett war nie die rede.", sage ich und bewege mich auf mein Bett zu. Zufrieden breite ich meine Arme aus und lasse mich drauf fallen. Mit einem dumpfen Knall komme ich drauf auf, verletze mich jedoch nicht, da ich mindestens sieben Kissen und drei Bettdecken auf meinem Bett verteilt habe und es deswegen ziemlich gut gepolstert ist. 

Ein zufriedenes Seufzen verlässt meine Lippen. 

,, Was ist bei dir schief gelaufen?", fragt meine Schwester sich selbst und verlässt mein Zimmer wieder. 

,, Hey, weswegen warst du hie oder wolltest du mich etwa nur zu Tode erschrecken?", rufe ich ihr hinterher und umarme eines meiner Kissen. Auf einmal bin ich ziemlich müde und ich gähne ausgiebig. 

,, Nein, eigentlich-bist du jetzt wirklich eingeschlafen?", unterbricht sich Madeline selbst. 

,, Hm, ich bin wach. Was möchtest du von mir?", frage ich halb in mein Kissen murmelnd. Ich mache mir nichtmal die Mühe meinen Kopf zu heben und Madeline anzusehen. 

,, Ethan ist hier.", verkündet sie und dreht sich um. ,, Ich wollte schauen, ob du Besuch empfangen kannst oder nicht. Aber ich schick ihn einfach mal rauf."

Kurze Zeit später senkt sich die Matratze neben mir und Arme ziehen mich an einen warmen Körper. Ethan gibt mir einen Kuss auf die Schläfe. 

,, Verzeih mir.", flüstert er in mein Ohr und streicht eine Haarsträhne hinter mein Ohr. 

Ich öffne schweren Herzens meine Augen und schaue Ethan kurz an. ,, Lass mich los. Du denkst doch nicht wirklich, dass das ausreicht damit ich dir verzeihe!"

Ethan nimmt seine Hände von meiner Taille. ,, Natürlich nicht. Ich weiß, dass ich dich verletzt habe. Und das sehr. Und das tut mir Leid."

Violet ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt