,, Hey, du meinst wohl wir.", beschwert sich Moon und verschränkt die Arme ineinander.
Devin dreht seinen Kopf in Moon's Richtung und grinst. ,, Nein, du warst gemein. Dich werde ich nicht mitnehmen.", sagt er und dreht sich wieder zu mir. ,, Also, soll ich dich mitnehmen oder nicht?"
Ich überlege nicht lange und schlage sein Angebot aus. Es wäre erstens Moon gegenüber unfair und zweitens wäre es, nach unserem Gespräch vergangene Woche, ziemlich merkwürdig alleine mit ihm zu sein.
Wahrscheinlich sollte ich mich wirklich von ihm fernhalten.
,, Willst du mit zu mir?", frage ich Moon und stehe vom Boden auf.
,, Sicher.", antwortet Moon schulterzuckend und steht auch auf. ,, Wir sehen uns später, Bruderherz."
,, Ich kann eu-", fängt er an, wird jedoch von Moon unterbrochen.
,, Bye.", ruft diese und zieht mich am Arm mit. Nach einigen Sekunden, wir waren an der Bushaltestelle angekommen, ließ sie mich los und setzt sich lachend auf die Bank. ,, Was ist eigentlich zwischen euch passiert?"
Überrascht schaue ich sie an, wobei ich auch angestrengt versuche nicht an meiner eigenen Spucke zu verschlucken. ,, Was meinst du?"
,, Tu nicht so. Irgendwas ist zwischen euch passiert. Was war es?", fordert sie auf und verschränkt die Arme vor der Brust. ,, Und sag nicht, es sei nichts gewesen. Ich merke doch, dass irgendwas ist. Also, los jetzt."
Ich wollte das Thema wechseln. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich es ihr erklären soll. Zudem kommt noch dazu, dass ich ihre Reaktion nicht einschätzen kann.
Doch bevor ich ein Wort sagen konnte, fängt mein Handy an zu klingeln. Mit einem entschuldigenden Grinsen hole ich es aus meiner Tasche und schaue auf den Display. Ethan. Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen und nehme den Anruf entgegen. Ein schlechtes Gefühl macht sich in meinem Magen breit.
,, Kannst du her kommen?", fragt Ethan's atemlose Stimme. Die Tonlage in seiner Stimme lässt mein Herz einen Schlag aussetzen.
,, Ja, bist du zu Hause?", erwider' ich. ,, Ist alles okay?"
,, Nichts ist okay. Ja, ich bin zu Hause.", antwortet Ethan genauso leise und atemlos wie zuvor.
,, Bin sofort da."
,, Danke."
Damit legen wir auf. Er zuerst. Entschuldigend drehe ich mich wieder zu Moon, da ich ihr den Rücken zu gewendet hab.
,, Ich muss leider weg.", erkläre ich kurz. ,, Wir verschieben es, okay?"
Sie mustert mein Gesicht. Sorge macht sich auf ihrem Gesicht breit und es bilden sich Sorgenfalten auf ihrer Stirn.
,, Ist alles okay?", fragt sie besorgt und steht von der Bank auf. ,, Soll ich vielleicht mitkommen?"
,, Ich denke, es wäre besser, wenn ich alleine zu Ethan fahre. Es hat sich so angehört, als bräuchte er seine beste Freundin gerade.", sage ich und fasse mich am Nacken.
Bedrückt schaut sie auf den Boden. ,, Okay, ich geh dann mal Devin suchen. Wir können ja später schreiben."
,, Danke für dein Verständnis." Mit einem letzten kleinen Lächeln mache ich mich auf den Weg zu Ethan.
Aufgeregt betätige ich die Klingel und versuche mich innerlich zu beruhigen. In der ganzen Zeit, in der ich Ethan kenne, habe ich ihn nur ein oder zwei Mal außer sich erlebt. Und es waren beides keine schönen Ereignisse und ich mache mir Sorgen, dass es jetzt genauso schlimm ist, wie die davor.
Ethan öffnet die Tür. Ohne irgendwas zu sagen, oder ihm die Zeit zu geben, etwas zu sagen, schlinge ich meine Arme um seinen Hals und drücke mich so fest es geht an ihn. Zögernd erwidert er meine Umarmung und vergräbt sein Gesicht in meiner Halsbeuge.
Er drückt mich so eng an sich wie er nur kann; fast schon verzweifelt.
Nach einigen Minuten löst er sich leicht von mir und schließt die Haustür. Ich betrachte kurz sein Gesicht, zumindest das, was ich sehen konnte. Er ist definitiv nicht krank. Doch gut aussehen tut er jedoch nicht.
,, Gehen wir hoch?", fragt er und läuft an mir vorbei ohne auf meine Antwort zu warten.
Unschlüssig und besorgter als zuvor folge ich ihm in sein Zimmer. In seinem Zimmer angekommen lässt er sich auf sein Bett fallen. Ich tu es ihm nach und lege mich, ohne in anzufassen, neben ihn.
,, Willst du darüber reden?", frage ich in die Stille des Raumes und lasse meinen Kopf nach rechts gleiten, sodass ich ihn ansehen kann. Wir liegen beide auf unseren Rücken, wobei er an die Decke, welche mit einer riesigen Weltkarte bemalt ist, starrt und ich ihn ansehe.
,, Nein.", antwortet er mit brüchiger Stimme und greift nach meiner Hand. ,, Kannst du einfach bei mir sein?"
Ich nicke. ,, Natürlich.", bestätige ich ihm und streiche mit meinem Daumen über seinen Handrücken. ,, Du weißt, dass du immer mit mir reden kannst und ich es für mich behalte?"
Er braucht einige Zeit, bis er antwortet. ,, Ja, ich weiß.", er atmet tief ein und aus. ,, Das gleiche gilt für dich, Kleines."
Seine Mundwinkel zucken leicht nach oben, was mich automatisch auch zum Lächeln bringt.
,, Ich will dich ja nicht kritisieren, aber wenn es einem Scheiße geht, dann verdunkelt man sein Zimmer. Deins ist fast besser beleuchtet als ein Fotostudio.", bemerke ich um die Stimmung aufzulockern und das Thema zu wechseln. Irgendwie ist alles so verdammt Ernst in letzter Zeit.
Nun dreht er sein Gesicht zu mir und grinst mich an. ,, Zu deprimierend, Kleines. Ich bin zudem keine Drama Queen."
Gespielt empört reiße ich meinen Mund auf, muss jedoch kichern, sodass ich nicht mehr so tun kann, als hätte er mich gekränkt.
Auf einmal kommt mir eine Idee und ich werde Ernst. Ethan hatte mittlerweile wieder seinen Blick auf die Decke gerichtet.
,, Ethan?"
,, Hm?"
,, Wie wäre es, wenn wir für paar Tage wegfahren?", frage ich ihn und pikse ihn in die Wange.
Irritiert dreht er seinen Kopf wieder zu mir und zieht die Augenbrauen zusammen. ,, Wie meinst du das?"
,, Meine Eltern haben ein Strandhaus. Die Fahrt dauert zwar etwas länger, aber wir könnten ja für die restliche Woche oder nur für paar Tage dahin fahren und den ganzen Mist, der hier ist, hinter uns lassen. Zumindest temporär.", erkläre ich und zucke mit den Schultern. ,, Wir müssen nicht. Aber ich denke, wir könnten es beide gebrauchen."
,, Ja."
,, Ja?"
,, Ja, lass uns hier weg. Ich bin erschöpft von diesem Ort."
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Violet ✔
ChickLit» Du kannst dich nicht vor deiner Vergangenheit weglaufen, geschweige den verstecken.«