,, Nein.", rufe ich genervt, auch wenn ich mir kein kleines Kichern unterdrücken kann, und werfe mein Popcorn in Ethan's Richtung.
Es ist wieder Wochenende und anstatt den verpassten Unterrichtsstoff aufzuarbeiten, habe ich mich mit Ethan verabredet.
Nun sitze ich in ungefähr fünf Decken eingekuschelt auf der Couch in seinem Wohnzimmer und wir schauen uns irgendeinen Action-Film an.
Zumindest hatten wir es vor. Kurz nachdem Ethan den Film eingelegt hat, hat er angefangen mir eine Strafpredigt über mein Verhalten zu halten. Welche, ganz Nebenbei, schlimmer und länger war, als die von meinen Eltern.
Und er hat mir gesagt, dass wenn er sie je wieder so viele Sorgen um mich machen muss, er bei mir einzieht und mich 24/7 im Auge behält.
,, Wieso? Hast du etwa Geheimnisse vor mir?", fragt Ethan und beißt sich auf die Lippe, um nicht in Gelächter auszubrechen.
,, Ethan.", mahne ich und hebe den Zeigefinger, wobei ich das Gefühl ignoriere, eine Mutter zu sein, die ihr Kind beim Keksklauen erwischt hat. ,, Außerdem würden meine Eltern dich niemals einziehen lassen."
,, Doch würden sie.", erwidert Ethan grinsend.
,, Lassen wir das, okay? Ich habe weder genug Popcorn als Nerven um dieses Gespräch weiter zu führen.", gebe ich genervt von mir und kuschel' mich tiefer in meinen Platz.
,, Okay, reden wir über die zwei Neuen, anscheinend kennst du sie.", wechselt mein bester Freund, wobei ich nicht verstehen kann, wieso er immer noch mein bester Freund ist.
Ich versteife mich unter den fünf Decken und schaue Ethan mit aufgerissenen Augen an. Man könnte glatt meinen, er hätte mich gefragt, ob ich meine Seele an den Teufel verkaufen möchte.
Seitdem ich mit Theo gesprochen habe, habe ich mich vor einem Aufeinandertreffen von Aves und mir gefürchtet. Glücklicherweise hat er sich nicht gerade viel geändert und die Schule für die wenigen Tage, an denen ich anwesend war, geschwänzt. Theo tat es ihm gleich und ich bin heilfroh drüber.
Ich kann mir nichts schlimmeres vorstellen, als meinem Ex-Freund über den Weg zu laufen.
,, Oder wir schauen uns einfach weiter den Film an.", schlage ich vor und wende mich demonstrativ zum Flachbildschirm links von mir um.
Ethan sagt nichts, lacht aber leise vor sich hin. Fast hätte ich mich wieder zu ihm gedreht und ihn mit Popcorn beworfen, jedoch wusste ich, dass es nichts bringen würde. Wir würden nur wieder ein Gespräch anfangen und es würde bei unangenehmen Themen enden, die ich eigentlich nicht besprechen möchte.
Zwei Stunden später werde ich von meinem nervigen Handyklingeln geweckt. Mit viel zu vielen Lauten strecke' ich meinen Arm nach dem Ding aus und nehme mit geschlossenen Augen den Anruf entgegen.
,, Hm?", murre ich verschlafen und befreie mich von den Decken, da es mir nun viel zu warm ist.
,, Vio?", fragt eine hektische Männerstimme, welche ich nach kurzer Zeit Devin zuordnen kann.
,, Was willst du?", frage ich nuschelnd und gähne.
Ethan murmelt etwas vom anderen Ende der Couch, jedoch ignoriere ich diesen gekonnte und fokussiere mich auf die Stimme von Devin und den nervigen und viel zu lauten Hintergeräusche.
,, Kannst du mir einen Gefallen tun?", fragt er nach einer kurzen Pause und nachdem irgendwer um Hintergrund ihm etwas gesagt hat. ,, Und das ohne es Moon zu erzählen?"
,, Was hast du angestellt?", frage ich und öffne langsam meine Augen. Mein Blick fällt zuerst auf Ethan, welcher sich aufgesetzt auf der Couch befindet und mich mit einem irritierten Blick anschaut. Anscheinend möchte er wissen, wer sich am anderen Ende der Leitung befindet.
Dann fällt mein Blick aus dem Terrassenfenster und ich blicke ins dunkle Nichts.
,, Zuerst versprichst du mir, dass du Moon nichts davon erzählst.", erwidert er schmerzerfüllt zischend.
Nun setzte ich mich auf und bin auf einmal hellwach. ,, Was ist los, Devin?", frage ich leicht panisch und befreie mich nun vollkommen von den Decken.
,, Zuerst das Versprechen, Violet.", sagt er diesmal ohne aufzuzischen.
,, Okay, okay.", gebe ich mich geschlagen und stehe von der Couch auf. ,, Was ist los und was für einen Gefallen soll ich dir tun?"
,, Ich bin im Krankenhaus. Mir geht es den umständenentsprechend gut und du musst mich abholen.", rattert er herunter und schweigt.
Anstatt weitere Fragen zu stellen, marschiere ich in den Eingangsbereich von Ethan's Haus und ziehe meine Schuhe mit nur einer Hand an.
,, Ist dein Auto da?", frage ich ernst und suche die Garderobe nach meiner Jacke ab.
,, Nein, sonst würde ich dich nicht anrufen.", erwidert er leicht gestresst. Wieder werden die Hintergrundgeräusche lauter und Devin flucht leise in den Hörer.
,, Okay, bin in zwanzig Minuten da, bist du in einem Zimmer?"
Ethan ist mir in den Eingangsbereich seines Hauses gefolgt und sieht mir beim Anziehen zu. Seine Haare stehen zu allen Seite ab und die Augen sind halb geschlossen. Man erkennt sofort, dass er Todmüde ist.
,, Ich warte im Wartebereich der Notfallaufnahme auf dich.", erwidert Devin erschöpft und verabschiedet sich mit einem kurzen bis gleich von mir.
Nachdem ich mein Handy in meine Hosentasche gesteckt habe, drehe ich mich zu Ethan um und grinse ihn entschuldigend an.
,, Es tut mir Leid, ich muss Devin abholen. Ich verspreche, ich mach es irgendwie gut bei dir.", sage ich schuldbewusst und gehe auf ihn zu, um ihn kurz zu umarmen ehe ich gehe.
Ethan schlingt seine Arme fest um mich und streicht mir über den Rücken. Nach einer kurzen Weile lässt er mich los und fährt sich durch die Haare.
,, Ist schon okay, es hat sich wichtig angehört. Du musst dich dafür nicht schlecht fühlen. Pass aber auf dich auf und vergiss nicht: nimm steht's dein Handy mit oder ich ziehe bei dir ein.", erwidert er verschlafen, jedoch ernst und hebt, wie ich vorhin, den mahnend den Zeigefinger.
,, Trotzdem tut es mir Leid. Ich hab dich lieb, Ethan.", verabschiede ich mich von ihm und gebe ihn einen Kuss auf die Wange, ehe ich mich umdrehe und die kleine Entfernung zwischen Ethan und der Tür durchquere. ,, Sehen uns am Montag in der Schule."
Ethan nickt zustimmend und hält einen Daumen nach oben. Halb am schlafen drückt er sich von der Wand ab und macht sich auf den Weg zur Treppe.
Besorgt trete ich aus der Haustür und ziehe diese dann hinter mir zu. Ohne groß Zeit zu verlieren suche ich in meiner Jackentasche nach meinem Autoschlüssel und gehe dabei darauf zu.
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Violet ✔
Literatura Feminina» Du kannst dich nicht vor deiner Vergangenheit weglaufen, geschweige den verstecken.«