Als ich in den Wartebereich der Notaufnahme ankomme, schlägt mein Herz bis zum Hals. Die Sorge, und ein leichter Anflug von Panik, machten sich in mir breit.
Meine Augen scannen den riesigen Bereich, welcher wie üblich mit Menschen überfüllt ist, und entdecke Devin am anderen Ende, in der Nähe der Arzträume. Er schaut, wie üblich, auf sein Handy und ignoriert die Geräusche und Menschen um ihn herum.
Etwas beruhigter als zuvor mache ich mich auf den Weg zu ihm. Er erblickt mich erst, als ich vor ihm stehe.
Devin schaut mich erschöpft an und steckt sein Handy in seine schwarze Jogginghose. Ich kann keine Verletzung sehen, was mich erleichtert.
,, Danke, dass du gekommen bist.", murmelt er und stützt seine Hände auf die Lehnen um ihn, um sie aufzudrücken und aufzustehen. Er verzieht schmerzerfüllt sein Gesicht, sodass ich sofort nach vorne schnelle und meine Arme um ihn lege, damit er sich an mir abstützen kann.
,, Ist alles okay?", frage ich schnell und ziehe meine Augenbrauen zusammen. Die Geräusche um uns herum irritieren mich.
,, Ja, geht schon. Lass uns einfach gehen.", erwidert er zischen und lehnt sich an mich, wobei ich sofort bemerke, dass er versucht nicht sein ganzes Gewicht auf mich zu stemmen.
Den Weg zum Auto verbringen wir schweigend. Devin konzentriert sich streng darauf, sein Gewicht nicht auf mich zu verlagern und versucht sie so zu bewegen, dass der Schmerz minimiert wird.
Jedoch zischt er hin und wieder schmerzerfüllt auf und wir halten für einige Augenblicke, damit er sich ausruhen kann.
Ich helfe ihm auf den Beifahrersitz zu steigen und renne dann, als er sagt, dass er alleine weiter machen kann, um meinen Wagen herum und setze mich ans Steuer.
,, Also, was ist passiert?", frage ich als ich vom Parkplatz herunter fahre und mich in den Straßenverkehr einglieder'.
Devin atmet tief ein, was ihn dann wenige Sekunden später zum Aufzischen bringt. Seine Hand liegt auf seinen rechten Rippen und sein Gesicht strahlt pures Leid aus. Seine Augen sind zusammengekniffen und er hat den Mund zu einem Strich zusammengepresst.
Er tut mir Leid. Ich möchte ihm seinen Schmerz nehmen, weiß jedoch nicht, wie.
,, Soll ich dich nach Hause bringen?", frage ich und schaue in die Spiegel.
,, Nein, ich sag dir wo du lang musst.", murmelt er angestrengt und zischt.
,, Hast du Schmerztabletten bekommen?", frage ich. ,, Da ist Wasser, wenn du eine nehmen willst."
Devin schüttelt den Kopf. ,, Ich will keine nehmen.", murrt er und zischt wieder schmerzerfüllt auf. ,, Nächste Ampel rechts."
,, Okay."
Wieder schweigen wir uns an. Ich versuche nicht weiter, ein Gespräch aufzubauen und folge den Anweisungen von Devin. Vor einem Apartmentkomplex sagt Devin, dass wir angekommen sind. Ich suche nach einem Parkplatz und schaue Devin abwartend an.
,, Wo sind wir?", frage ich dümmlich und schalte den Motor aus.
,, Ich hab eine Wohnung hier.", erklärt er mir. Er macht einige Pausen. ,, Können wir rein gehen? Ich erkläre dir oben alles."
Ich nicke, steige aus dem Auto und helfe Devin beim Aussteigen. Devin legt wieder seinen Arm um meine Schulter und ich meinen um seinen Oberkörper. Wie zuvor am Krankenhaus dauert der Weg länger, da Devin ziemlich starke Schmerzen hat und deswegen hin und wieder anhalten muss.
Die Foyer des Apartmentkomplexes ist leer und riesig. Devin's schmerzerfülltes Zischen hallt von den Wänden wieder und versetzt mir immer wieder ein Stich. Ich bin kurz davor, zurück zu meinem Auto zu gehen, die Flasche Wasser zu holen und Devin die Schmerztabletten in den Rachen zu kippen.
,, Drückst du bitte mal die sieben?", fragt mich Devin zischend, kneift seine Augen zusammen und lehnt seinen Kopf gegen die Aufzugwand, sodass es so aussieht, als würde er nach oben schauen.
Im siebten Stockwerk steigen wir aus und Devin lehnt sich wieder an mich. Mein Blick fällt auf seine Armbanduhr und ich muss erstaunt feststellen, dass es erst zwei Uhr morgens ist. Es kommt mir jedoch eher so vor, als wäre die Nacht gleich vorbei.
Devin dirigiert mich durch die endlos langen Flure und sucht währenddessen in seiner Jacke nach seinem Schlüssel. Triumphierend zieht er diesen, als er ihn endlich gefunden hat, aus seiner Jackentasche und hält ihn mir vor's Gesicht.
,, Du kannst die Tür auch selbst öffnen.", murmel' ich und verdrehe meine Augen.
,, Schon, aber wenn du schon da bist, kannst du es auch machen.", grinst er mich spielerisch an. In der nächsten Sekunde zischt er schmerzerfüllt auf und kneift die Augen zusammen.
Ich nehme ihm den Schlüssel ab und versuche einen der Schlüssel ins Schloss zu stecken. Er passt nicht, sodass ich einen anderen ausprobiere. Leider hat Devin ungefähr sieben Schlüssel an dem Bund und es dauert eine Weile bis ich den Richtigen gefunden habe. Devin lacht sich, wenn er gerade nicht vor Schmerzen zischt, ins Fäustchen.
Als die Tür dann endlich auf ist, schiebe ich Devin vor mir in die Wohnung und trete nach ihn ein.
Devin ist diesmal so charmant und schaltet das Licht ein. Mit einem grinsen dreht er sich zu mir um, ehe er sich vor Schmerzen krümmt. Er hat sich schnell wieder unter Kontrolle, dreht sich um und geht den Flur entlang.
,, Hey, wohin gehst du?", rufe ich und laufe ihm nach.
Devin antwortet nicht und legt sich in sein Bett. Ich bleibe am Türrahmen stehen und schaue mich in seinem Zimmer um. Die Wände sind in einem hellen grau gehalten und die Möbel überwiegend schwarz. Er hat keine Poster sondern Bilder an den Wänden.
,, Komm her.", sagt er und setzt sich etwas auf, ehe er wieder aufzischt und sich wieder hinlegt. ,, Es ist spät. Ich lasse dich eh nicht mehr fahren."
Ich verdrehe die Augen, folge jedoch seiner Anweisung und setze mich auf das Bettende.
,, Okay, so geht es auch.", murmelt er und schließt die Augen. ,, Ich war mit Freunden unterwegs und irgendwelche Typen haben uns blöd angemacht. Ich weiß nicht, wer angefangen hat, aber es entstand eine Massenprügelei. Die meisten sind mit einer gebrochenen Nase, paar Frakturen und blauen Flecken davon gekommen. Es ist wirklich nicht so schlimm."
,, Und wieso darf ich Moon nichts davon sagen?", frage ich und hole mein Handy aus meiner Hosentasche.
,, Sie würde sich nur Sorgen machen.", erwidert er und öffnet seine Augen. ,, Wenn du willst kannst du hier schlafen, wenn du aber nicht neben mir schlafen möchtest, das Gästezimmer ist gegenüber."
Ich nicke. ,, Ich hab nur noch eine Frage."
,, Können wir das bitte morgenfrüh besprechen? Es ist spät und ich bin wirklich müde."
,, Okay."
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Violet ✔
ChickLit» Du kannst dich nicht vor deiner Vergangenheit weglaufen, geschweige den verstecken.«