Violet ✔

•27•

Genervt verziehe ich mein Gesicht und drücke es enger an das weiche Kissen unter mir. Murrend ziehe ich die Decke bis zu meinem Gesicht hoch. 

Devin stöhnt genervt auf. ,, Vio, steh endlich auf. Ich mach dir auch was immer du willst zum Frühstück.", versucht er es zum geschlagenen hunderten Mal mich aus dem Bett zu locken. 

Normalerweise würde ich bei so einem Angebot freudestrahlend aus dem Bett hüpfen, doch heute bin ich einfach nur müde und erschöpft. Diesen Zustand hat Devin selbst zu verantworten. 

,, Nope.", murmel ich unter der Decke. 

Diesmal seufzt Devin auf und ich spüre, wie sich das Bett neben mir sinkt. ,, Wenn du nicht sofort aufstehst, beantworte ich nicht deine Frage.", droht er mir und reißt mir ruckartig die Decke weg. Blöd nur, dass er sich mittlerweile auch wieder im Bett befindet und sich auf der Bettdecke befindet, sodass ich sie mir zurück erobern kann. 

,, Was hast du zu verheimlichen, dass du mich um.", ich drehe mich zum Nachttisch, um auf mein Handy zu schauen. ,, Viertel nach elf aus dem Bett haben willst?"

,, Es ist ein wunderschöner Tag und ich möchte dir noch was zeigen bevor ich dich nach Hause bringe und das muss alles noch vor drei Uhr gemacht werden.", erklärt er grinsend und hält die Decke mit eisernen Griff fest. 

,, Wieso unbedingt vor drei?", hinterfrage ich und gebe es auf, um die Decke zu kämpfen. Leicht genervt lege ich mich ohne Decke wieder hin und schlinge meine Arme um mich. 

,, Weil ich rechtzeitig zu Hause sein will. Ich habe nicht wirklich viel Lust auf Stress mit meinen Erziehungsberechtigten.", erklärt er schulterzuckend. ,, Also, stehst du jetzt auf damit du essen kannst?"

Ich nicke und setze mich auf. Devin starrt mich mit einem leichten Lächeln an. Ich schenke dem jedoch keine weitere Beachtung und mache mich auf den Weg ins Badezimmer.

Ein halbe Stunde später sitze ich an Devin's Küchentisch und lese mir den Chat, in welchem gestern Abend eigentlich nur Ethan und Bay geschrieben haben, durch. Natürlich hatte Ethan während wir den Film geguckt haben nur an seinem Handy gesessen. 

,, Bist du fertig?", reißt Devin mich aus meinen Gedanken. Mit verschränkten Armen steht er hinter der Küchenfläche und schaut mich fragend an. 

,, Ja, aber bevor wir los fahren oder gehen.", ich stehe auf und laufe auf ihn zu. ,, Wieso hast du mich angerufen?"

Devin bleibt für eine Weile still. Seine Stirn ist in kleine Fältchen gelegt und seine Augen sind auf einen Punkt auf der Herdplatte fixiert. 

So steht er für geschlagene zehn Minuten da. Bewegungslos und mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck. 

,, Weiß ich nicht.", antwortet er schulterzuckend. 

Er schaut mich irgendwie verloren an. Für einen Augenblick hatte ich das Gefühl, dass er es bereut, mich angerufen zu haben. Doch dann fängt er an zu grinsen und fragt mich, ob wir los können. 

Ich zucke mit den Schultern, hole meine Autoschlüssel aus meiner Hosentasche, welche eigentlich nicht meine ist, da es eine Jogginghose von Moon ist, und werfe ihn ihm zu. Geschickt fängt er ihn auf und zeigt seine strahlend weißen Zähne. 

,, Gut, hast du alles?", fragt er ein wenig später und tastet seine Taschen ab. 

Ich nicke und laufe durch die Tür, welche er für mich offen hält. Dankend grinse ich ihn an und warte kurz bis er abgeschlossen hat. 

,, Ich wusste gar nicht, dass du ein Auto hast.", fängt Devin ein Gespräch an und setzt sich hinter das Steuer. 

,, Ja, ich fahre damit auch nicht so oft.", antworte ich und zucke mit den Schultern. ,, Wohin fahren wir?"

,, Wenn ich es dir jetzt sage, ist es doch keine Überraschung mehr.", erwidert er schelmisch und kichert. ,, Und bevor du jetzt ankommst, dass du keine Überraschungen magst und total ungeduldig bist, ruf Moon bitte an und sag ihr, dass wir los gefahren sind."

,, Wieso?", hinterfrage ich, hole jedoch mein Handy aus der Hosentasche und suche ihre Nummer.

,, Weil sie mir hilft.", beantwortet er meine Frage, dreht sich halb zu mir und grinst ehe er sich wieder zur Straße wendet. 

Ich rolle mit den Augen und klicke auf das Telefon-Icon, warte kurz und halte mir mein Handy dann ans Ohr.

,, Hey, hey, wo bist du?", fragt Moon gut gelaunt am anderen Ende der Leitung. Ihre Stimme geht leicht im Stimmengewirr im Hintergrund unter. Anscheinend hat sie noch Unterricht. 

,, Ich soll dir von deinem Bruder sagen, dass wir los gefahren sind. Was auch immer das zu bedeuten hat.", murre ich und verdrehe noch einmal meine Augen. 

Ich hasse Überraschungen. Und Heimlichtuereien. 

Moon quiekt am anderen Ende auf. ,, Endlich!", ruft sie lautstark und ich kann mir genau vorstellen, wie sich die Schüler auf dem Gang nach ihr umdrehen. 

,, Muss ich das verstehen?", frage ich leise und schaue zu Devin herüber. 

,, Du wirst es verstehen, wenn ihr angekommen seid.", erklärt sie und kichert. ,, Du weißt, dass Devin mich gerade als Ablenkung benutzt, damit du ihn nicht nervst."

,, Nein, eigentlich nicht. Aber danke für die Info.", erwidere ich genervt und fahre mir durch die Haare. ,, Ich mach dann mal Schluss, ich muss ein ernstes Wörtchen mit deinem Bruder reden."

,, Okay, kommst du später vorbei?" Das Stimmengewirr im Hintergrund wird leiser. 

,, Hm, mal schauen, wie die Überraschung wird. Glaub eher nicht.", antworte ich müde und gähne. ,, Bis irgendwann."

,, Bis irgendwann, Vio." Damit legt sie auf. 

,, Du benutzt deine Schwester als Ablenkung?", frage ich leicht vorwurfsvoll und starre Devin an. 

Natürlich, wie sollte es auch anders sein, grinst er vor sich hin und tut so, als wäre nichts. Manchmal könnte ich ihn erwürgen. 

,, Kann sein.", erwidert er. ,, Ist aber nicht von belangen. Wir sind da."

,, Und wo sind wir?", frage ich und schaue mich noch einmal um. Wir sind an einem kleinen Strand angekommen. Da die Temperaturen alles andere als sommerlich sind, ist der kleine Sandstrand Menschenleer. 

,, An meinem Lieblingsort. Aber für die eigentliche Überraschung müssen wir noch bisschen was gehen.", erklärt er mir und steigt aus dem Auto. 

Leicht überfordert schüttel' ich den Kopf, folge ihm jedoch.