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,, Steig ein.", befielt Aves in einem genervten Tonfall als eine schwarze Limousine vor uns zum Stehen kommt. Seinen Arm hatte er zwar immer noch um meiner Taille, nutzt diese Position jedoch nicht aus. 

Die Hintertür steht weit offen und der Geruch von Leder dringt zu mir hindurch. Es ist ein neues Auto. Das kann man sofort erkennen. 

,, Ich will aber nicht.", erwidere ich leise und versuche mich wieder aus dem Griff zu winden. Natürlich gelingt es mir nicht und Aves stößt mich auf den Rücksitz. Mit einem lauten Knall schlägt er die Tür zu und geht um das Auto herum, um sich dann auf den Beifahrersitz niederzulassen. 

Ich setze mich auf und schaue mich im Innenraum des Wagens um. 

,, Hör auf so zu schauen und schnall dich an, Violet.", zischt Aves genervt als er durch den Rückspiegel zu mir schaut. Ungeduldig schaut er weiter zu durch den Spiegel zu mir. 

Augenverdrehend gehe ich seiner Bitte nach und lege den Sicherheitsgurt um mich, um in dann in der dafür vorhergesehenen Vorrichtung festzumachen. Zufrieden nickt er mir zu und sagt dem Fahrer an los zu fahren. 

Ich verschränke die Arme vor der Brust und drehe mich demonstrativ zum Fenster. Mein Kopf drückt und das Gefühl der Übelkeit macht sich in meinem Inneren breit. Unwillkürlich muss ich an meine Eltern denken. 

,, Boss, jemand folgt uns.", dringt die raue Stimme des Fahrers zu mir hindurch. Er schaut nacheinander in den Rückspiegel und in den Außenspiegel. Ich tue es ihm nach und erkenne ein schwarzen Wagen. Jedoch kann ich nicht sagen, ob er uns folgt oder nicht. 

,, Bist du dir sicher?", hinterfragt Aves genervt und holt sein Handy heraus. 

,, Positiv, Boss.", bestätigt der Fahrer und setzt den Blinker nach Rechts, um die Spur zu wechseln. ,, Ich häng ihn schon ab." Er reißt das Lenkrad herum und fährt über zwei Spuren. Autos müssen abrupt bremsen und hupen unzufrieden. 

Ich wurde beim Manöver nach links gegen die Tür gedrückt und kreischte leise auf. Aves dreht sich mit besorgtem Gesichtsausdruck zu mir. 

,, Geht's?", fragt er fürsorglich und schaut an mir vorbei aus der Heckscheibe, fokussiert sich jedoch schnell wieder auf mich. ,, Hast du dich verletzt?"

,, Tu nicht so, als würde es dich interessieren.", murmel' ich zickig und setze mich vernünftig auf den Sitz. Mit verschränkten Armen drehe ich mich demonstrativ zum Fenster. Aves seufzt auf und sagt noch etwas, jedoch schenke ich dem keine Aufmerksamkeit mehr. 

Ich weiß nicht, wie lange wir gefahren sind und wo wir uns befinden. Das Auto kommt vor einem heruntergekommenen Lagerhaus -ich schätze es war mal ein Lagerhaus- zum Stehen. Zuerst steigt Aves aus, geht dann zu meiner Tür und öffnet diese. Grinsend streckt er mir seine Hand entgegen. Ohne sie zu ergreifen steige ich widerwillig aus dem Wagen und stelle mich einige Meter entfernt hin. 

Ich schaue mir das hellgraue Gebäude mit den verblassten Schildern genauer an. Es ist ein riesiges Betongebäude mit mindestens zwei Stockwerken. Der Firmenname, welcher nur noch -wegen dem Grad der Verblassung- schwer zu erkennen ist, sagt mir nichts. Es gibt einige zerschlagene oder eingeworfene Fenster, der Rest der Fenster hat entweder Milchglas, sodass man nur ein leichtes Licht erkennen konnte, oder wurden mit Holzscheiteln verdeckt. An der rechten Seite des Gebäudes gibt es eine verrostete Feuertreppe, welche zu beiden Geschossen führt und nicht gerade vertrauenswürdig wirkt. Der Eingang befindet sich jedoch nur wenige Meter vor mir und glänzt in einem schillernden weiß. Die Doppelflügeltür passt nicht zum Gesamtbild; sie ist nicht verrostet und sieht eher nagelneu aus. 

,, Genug gestaunt, gehen wir rein. Du musst noch die anderen kennenlernen.", sagt Aves leicht ungeduldig. 

Ich schaue zu ihm rüber und entdecke, wie er sich suchend in der Umgebung umschaut. Jedoch bezweifle ich, dass hier jemand ist, der hier nicht sein soll. Dafür ist das Lagerhaus zu gut versteckt. Um uns befindet sich Wald und wir sind über ein Feldweg hergekommen. 

Aves stöhnt auf und geht mit großen Schritten auf mich zu. Bei mir angekommen nimmt er grob meinen Arm und zerrt mich hinter sich zum Eingang her. An der Tür angekommen drückt er diese ohne stehen zu bleiben auf und wir betreten das Innere des Gebäudes. 

Weder meiner Erwartung riecht es nach Kaffee und Speck als nach Staub und Schimmel. Auch die Personenanzahl vor mir ist weit niedriger als ich es vermutet hatte und die Einrichtung nicht so spärlich. Eher im Gegenteil, es befinden sich ungefähr zehn Leute vor uns, welche gespannt zu Aves schauen, und die Einrichtung ist hell und in einer Ecke befindet sich eine riesige Küche -wo gerade Frühstück gemacht wird-, an einer anderen eine Art 'Trainingsstation' mit einigen Sportgeräten, Boxsäcken und Boxring. Zudem befindet sich eine Art Wohnzimmer mitten im Raum. 

,, Leute, kommt her.", ruft Aves lauthals und klatscht in die Hände. Sofort lösen sich alle aus ihrer Aves-Trance und flitzen zu uns. 

Die Gruppe besteht hauptsächlich aus Typen, ungefähr sieben der zehn Leute vor mir sind Exemplare der männlichen Spezies. Keiner der Leute kommt mir bekannt vor. 

,, Das ist nur ein Teil.", flüstert mir Aves ins Ohr und schupst mich sachte nach vorne. ,, Das ist Violet. Jungs, lasst die Finger von ihr. Violet, das sind Titan, Kane, Jae, Jax, Gin, Emmet, Peach, Asher, Isaac und Cairo."

,, Hallo.", murmel' ich verlegen und lächel' unsicher. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll und schaue hilfesuchend zu Aves, welcher mit ernster Miene zu -ich glaube, bin mir nicht sicher- Asher schaut. 

,, Gut, wenn wir jetzt genug 'peinlich in der Gegend rumstehen' gemacht haben, zeige ich Violet mal ihr Zimmer. Wenn es für dich okay ist Aves.", durchbricht eines der Mädchen irgendwann das Schweigen und tritt hervor. ,, Ich bin übrigens Jae."

,, Ja, mach das. Titan, Kane, mitkommen. Alle anderen haben heute Abend frei.", antwortet er desinteressiert und dreht sich von uns weg. 

Jae greift sofort nach meinem Unterarm und zerrt mich zu einer Tür an der linken Seite. Mit einem lauten Quietschen stößt sie diese auf und eine Treppe zum anderen Stockwerk kommt zum Vorschein. Ohne auf mich zu achten, rennt sie die Treppe -mein Unterarm immer noch in ihrer Gewalt- hoch, wobei sie mich hinter sich her zerrt. 

Oben angekommen lässt sie mich los und ein langer Flur mit vielen Türen kommt erstreckt sich vor mir. 

,, Aves hat das Gebäude so umbauen lassen, dass wir unten Trainieren, Essen und Zusammen sitzen können. Das obere Stockwerk sind die Schlafzimmer. Eigentlich sind alle Zimmer gleich, nur haben einige von uns die Wände in einer anderen Farbe gestrichen und eben persönliche Sachen. Wenn du willst, können wir das auch bei dir machen. Wir haben übrigens auch Kleidung für dich.", erklärt sie ohne Luft zu holen. Aufgeregt hüpft sie leicht auf der Stelle. 

,, Und welches ist mein Zimmer?", frage ich vorsichtig. 

,, Nummer vier. Meins, falls du etwas brauchst, ist Nummer sieben und Aves hat Nummer neun.", beantwortet sie meine Frage und geht auf die Tür mit der Nummer vier zu. 

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Wollt ihr den Rest der Story auf einmal (Lesenacht, aber nicht heute) oder eher ein Mal die Woche?

Violet ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt