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,, Das ist eine dumme Idee.", lache ich und schaue Ethan skeptisch an. Dieser verdreht grinsend seine Augen und steht leise von meinem Bett auf, um zu schauen, ob die Luft rein ist. 

Amüsiert beobachte ich, wie Ethan einige Schritte aus meinem Zimmer tritt, schnell nach links und rechts schaut und dann auf Zehnspitzen wieder in mein Zimmer zurück tapst. 

,, Wir können.", sagt er und hält mir die Hand entgegen. Ich verdrehe die Augen, nehme seine Hand an und lasse mich von ihm auf meine Füße ziehen. 

,, Ich finde immer noch, dass es eine dumme Idee ist. Wenn Madeline uns erwischt-", fange ich an, werde jedoch prompt von Ethan unterbrochen. 

,, Wird sie schon nicht. Außerdem möchte ich einen Cupcake.", unterbricht mich mein bester Freund und spaziert, mit mir an seiner Hand, aus meinem Zimmer. 

Erfolgreich schleichen wir aus meinem Zimmer und die Treppe runter ins Erdgeschoss. Meine Schwester sitzt jedoch im Wohnzimmer und schaut fern, was bedeutet, dass ich nicht einfach durch die Haustür spazieren kann. Sie hat sich so hingesetzt, dass sie zur Haustür schauen kann. 

Überfordert und interessiert schaue ich zu Ethan, welcher gerade den Fehler in seinem Plan bemerkt. Dieser dreht sich mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck zu mir um. 

,, Ich hab einen Plan. Warte hier, wenn du siehst, dass die Luft rein ist, geh raus. Ich komme gleich nach.", flüstert er mir zu und grinst mich aufmunternd an. 

Ich nicke und lächle Ethan an. ,, Okay.", antworte ich. 

Ohne noch etwas zu sagen, dreht er sich von mir weg und spaziert wie ein Pfau ins Wohnzimmer. Ich lehne mich vor, um um die Ecke schauen zu können und sehe, dass sich Ethan so hingestellt hat, dass Madeline mich nicht sehen kann. 

Lächelnd schüttel' ich meinen Kopf und tapse auf Zehnspitzen auf die Haustür zu. Auf dem Weg nehme ich meinen Schuhe und meine Jeansjacke und gehe nach draußen. Draußen angekommen ziehe ich mir schnell meine Schuhe und die Jacke über. Es dauert nicht lange, da stellt sich Ethan neben mich, legt seinen Arm um meine Schulter und grinst triumphierend auf mich herab. 

,, Du dachtest, dass ich dich nicht aus dem Haus bekomme.", lacht Ethan leise und setzt sich in Bewegung. Ich werde sanft mitgeschleift. 

,, Nein, ich sagte, dass deine Idee dumm ist, weil Madeline mich umbringt, wenn sie sieht, dass ich weg bin.", erwidere ich belustigt und schaue kurz über meine Schulter zurück. Keine Sicht von Madeline. Noch nicht. 

Ethan bleibt ruckartig stehen und stellt sich mit einem leisen 'tsk, tsk' vor mich. Seine Hände liegen auf meinen Schultern und er schaut belustigt auf mich herunter. Langsam nervt es mich, dass er so auf mich hinabschaut. 

,, Du solltest dir nicht so viele Gedanken machen, Vio. Das stresst nur.", er grinst wissend. ,, Nun, lasst uns was essen gehen. Ich möchte meinen Cupcake und das sofort!", verkündet er gespielt ernst. Wir beide fangen sofort an zu grinsen und machen uns auf dem Weg ins Café. 

Nachdem wir unsere Bestellung abgegeben haben sitzen wir uns schweigend gegenüber. Ethan grinst mich gezwungen an und meidet jeglichen Augenkontakt.  

,, Wir sollten langsam mal anfangen über das Problem zu reden und uns nicht wie zwei Fremde anschweigen.", breche ich die Stille und verschränke die Arme vor der Brust. ,, Soll ich anfangen oder willst du?"

Ethan seufzt schweren Herzens auf und schüttelt den Kopf. Seine Augen liegen müde auf mir. ,, Vio, ich kann dir nicht sagen, wie Leid es mir tut. Ich wollte das alles nicht.", fängt er an und schaut mich verletzt an. 

,, Du hast mich irgendwie mit allem überfallen.", murmel' ich leicht verunsichert und fange an mit meinem Shirtsaum zu spielen. 

,, Das wollte ich auch nicht. Ich wollte dich nicht- ich wollte es dir nicht so sagen. Es hat mich in dem Moment einfach nur frustriert. Du hast nur noch mit den Petrov-Geschwistern was gemacht und-", er stockt. Die Kellnerin kommt mit unseren Getränken, setzt diese vor uns ab. 

,, Wie soll es weiter gehen?", frage ich hilflos und schaue Ethan in die Augen. Wir sind beide verunsichert und wissen anscheinend beide nicht, wie wir mit der Situation umgehen sollen. Es ist merkwürdig zwischen uns. 

,, Ich weiß es nicht.", sagt Ethan mit verzweifeltem Unterton. ,, Du weißt, was ich für dich empfinde und ich bin dem bewusst, dass ich mit meinem Verhalten unsere Freundschaft komplett zerstört habe."

Ich schüttel' den Kopf. ,, Nein, hast du nicht.", versuche ich. ,, Es ist nur so, dass ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll."

,, Willst du, dass wir keine Freunde mehr sind?", fragt er verletzt und schaut betrübt auf den Tisch. Die Kellnerin kommt wieder, diesmal mit unserem Essen. 

,, Ethan, ich will dich nicht als Freund verlieren. Aber ich weiß nicht, wie ich mit allem umgehen soll.", antworte ich ehrlich und spieße eine Blaubeere mit meiner Gabel auf. 

Es bleibt eine Weile still. Die Stimmung ist bedrückt und es kommt mir so vor, als könnte ich nicht vernünftig atmen; als würde etwas schweres auf meiner Brust liegen. 

,, Erinnerst du dich an unseren kleinen Ausflug zum Strandhaus?", fragt Ethan verträumt und grinst mich an. 

,, Ja.", antworte ich leicht lachend als mir die Erinnerung an unseren ersten Abend in den Sinn kommt. Irgendwann mitten in der Nacht sind wir raus gegangen und haben am Strand getanzt. Wir hatten Spaß, waren sorgenlos und alles war noch in Ordnung. 

,, Ich wünschte, wir wären immer noch da. Es war.", er sucht nach einem passenden Begriff. 

,, Leichter.", ergänze ich seinen Satz mit einem traurigen Lächeln. ,, Ich bin immer für dich da, Ethan. Ich hoffe, das weißt du." 

Er nickt betrübt. ,, Ich auch für dich." Und damit verstarbt unser Gespräch wieder. 

Als wir fertig waren und Ethan, obwohl ich drauf bestand für mich selbst zu bezahlen, für unser Essen bezahlt -wobei er sich noch ein Sechserpack Cupcakes gekauft- hat, blieben wir auf dem Bürgersteig vor dem Café stehen und schwiegen uns an.

,, Was läuft eigentlich zwischen dir und Devin?", fragt er plötzlich und schaut auf seine Schuhe.

Ich zucke mit den Schultern. ,, Ich bin mir nicht sicher. Was wird aus uns?"

,, Vielleicht sollte jeder von uns sein Ding machen.", antwortet Ethan bedrückt. ,, Auch wenn es mir das Herz zerreißt, ich denke, eine Pause und Abstand würde uns gut tun."

,, Wenn es das ist, was du willst.", murmel' ich und spüre, wie sich Tränen in meinen Augen bilden. 

Ethan schüttelt den Kopf. ,, Was ich will tut hier nichts zur Sache. Es ist das beste. Für den Augenblick."

,, Nimmst du mich in den Arm?"

Ethan legt seine Arme um mich und zieht mich fest an sich. Die Umarmung fühlt sich wie ein Abschied an. Es ist ein Abschied. Für den Moment. 

Violet ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt