Violet ✔

•16•

Die Dielen der Veranda knarren unter meinem Gewicht. Das vertraute Getäuscht versetzt mich nahezu sofort in meine Kindheit zurück und lässt meine Mundwinkel nach oben schießen. 

,, Was grinst du so?", hinterfragt Ethan, welcher -ich hatte im zwar angeboten, dass ich meine Tasche selbst trage, aber er meinte, es würde ihm nichts ausmachen und, dass es ihm eine Ehre ist, meine Tasche zu tragen- unsere Taschen schleppt, mein Lächeln und steigt die Stufen zur Veranda herauf. 

,, Als ich kleiner war, waren wir fast jeden Sommer hier. Madeline und ich haben uns fast jeden Abend herausgeschlichen, um Glühwürmchen zu fangen.", antworte ich ihm verträumt und schaue über meine Schulter zurück zu ihm. Sein Gesicht ist leicht rot angelaufen, weswegen weiß ich nicht, denn das Auto steht gerade mal zwei Meter entfernt und unsere Sachen sind gar nicht so schwer, und ein paar Haarsträhnen hängen in seinem Gesicht. 

,, Ein Knarren von Holzdielen erinnert dich an deine Kindheit?", fragt er und stellt sich neben mich. ,, Kannst du jetzt bitte mal die Tür öffnen?"

,, Wow, du warst viel erträglicher in deinem Zimmer.", murmel' ich und bewege mich auf die Holztür zu. Der Schlüssel liegt bereits in meiner Hand, bereit dafür uns die Tür zu öffnen. 

Der Geruch von Staub und Sommer kommt mir sofort entgegen als ich die Tür öffne. Kurz schließe ich die Augen und atme diesen vertrauten und wundervollen Geruch ein. Beim Ausatmen öffne ich meine Augen wieder und trete ins Haus, um den Weg für Ethan frei zu machen. 

Ethan lässt die Taschen neben der Tür fallen und schaut sich um. Sein Blick landet kurze Zeit später auf mir. ,, Kein Wunder, dass du lächeln musstest, dieses Haus ist wundervoll."

,, Du kannst von hier aus nur den Eingangsbereich und einen Teil des Wohnzimmers sehen.", erwider' ich leicht belustigt und gehe auf meine Tasche zu. Ohne etwas zu sagen, hebe ich sie auf und schulter' diese. 

,, Folgen Sie mir, mein Herr.", fordere ich Ethan mit schlechtem britischen Akzent auf und drehe mich zur Treppe. ,, Hopp, hopp, ich warte nicht." Und mit diesen Worten renne ich los.

Nachdem ich Ethan sein Zimmer gezeigt habe, bin ich in meines gegangen und mich auf's Bett fallen lassen. Erschöpft strecke ich meine Glieder von mir und gähne laut. Mit dem kleinen Rest Energie den ich aufbringen konnte, drehte ich mich dann auf den Bauch und zog mein Handy aus meiner Tasche. 

Bay, Moon und eine unbekannte Nummer haben mir geschrieben. 

Zuerst öffnete ich die Nachricht von Bay, welche mir unter die Nase reibt, dass sie heute keinen Biologieunterricht hatte. Augenverdrehend schrieb ich ihr, dass ich die nächsten Tage nicht zur Schule kommen würde. 

Dann öffnete ich die Nachricht von Moon. Diese fragte mich, ob alles okay sei und ob ich später noch vorbei kommen möchte. Auch ihr schrieb ich, dass ich die nächsten Tage nicht zur Schule kommen würde. 

Und dann die letzte Nachricht -die des noch Unbekannten. Nervös starrte ich die Nummer einen Moment lang an. Meine Hände würden schwitzig und meine Atmung ging auf einmal flach. Was ist, wenn es Aves ist? Aber was ist, wenn er es nicht ist?

Ich nehme einen tiefen Atemzug und tippe dann mit zitternden Finger drauf. Die Nachricht öffnet sich, nach meiner Meinung, viel zu langsam, obwohl es nur wenige Sekunden waren. 

Bist du Okay?

Irritiert starre ich die erste von drei Nachrichten an. Mein Herz setzt einen Moment lang aus. Ist Aves in der Nähe und beobachtet mich?

Moon hat mir erzählt, dass du einen Anruf bekommen hast und dann gehen musstest.

Ich beruhige mich augenblicklich, als ich Moon lese, bleibe jedoch angespannt.

Hier ist übrigens Devin.

Immer noch angespannt, frage ich ihn, woher er meine Nummer hat. Für einen Moment ploppen die drei Punkte auf, welche aufzeigen, dass er gerade tippt. Dann wechselt mein Display und zeigt einen eingehenden Anruf an. 

Ich nehme ihn an. 

,, Guten Abend, Sonnenschein.", begrüßt mich Devin gut gelaunt, jedoch mit belegter Stimme. Kann aber sein, dass es sich nur wegen der Leitung so anhört. 

,, Also, woher hast du meine Nummer, Devin?", frage ich und versuche streng zu sein. Sein Lachen verrät mir, dass ich auf gerader Linie versagt habe. 

,, Hab' sie aus Moon's Handy geklaut. Du weißt schon, Handy entwenden, Kontakt schicken, Spuren löschen und Handy wieder zurück legen.", erklärt er locker und lacht leicht. Dann räuspert er sich und seine Stimme wird ernst. ,, Was ist passiert?"

,, Ist der Bad Boy besorgt?", schieße ich sofort zurück ohne wirklich über meine Antwort nachzudenken -bereue es augenblicklich. 

,, Du wirst mir nicht glauben, aber ja.", antwortet Devin. ,, Wenn du mir nicht langsam verrätst, was passiert ist, werde ich wohl oder übel zu dir fahren müssen."

,, Zu blöd aber auch. Ich bin nicht zu Hause.", erwidere ich grinsend und setze mich auf der Matratze auf. ,, Da du aber gerade wirklich süß bist, werde ich dir verraten, dass Ethan angerufen hat und mich als kleine Aufmunterung braucht."

Er stöhnt genervt auf. ,, Nenn mich nie wieder süß. Meinetwegen kannst du mir entwürdigende Spitznamen geben, aber bitte nenn mich nie wieder süß.", bettelt er. ,, Wo bist du?"

,, Irgendwo.", antworte ich neckisch und grinse weiterhin vor mich hin.

,, Bist du allein?", fragt er mit leiser Stimme und es rasselt im Hintergrund.

,, Wieso?", hinterfrage ich seine Frage.

,, Möchte nicht, dass du alleine bist.", erwidert er gelassen und hustet.

,, Ethan ist noch hier. Wieso möchtest du nicht, dass ich alleine bin? Hast du meine Worte bereits vergessen?", sage ich und gähne, wobei mir ein kleiner 'Schrei' aus meiner Kehle entweicht. 

,, Da wäre es mir ja doch lieber, dass du alleine bist, als mit Ethan.", murmelt er. ,, Und nein, ich habe weder deine Worte, noch den Ausdruck in deinem Gesicht vergessen. Aber ich werde nicht aufgeben."

,, Solltest du vielleicht aber.", sage ich und ziehe meine Beine an mich. ,, Manchmal ist es nicht Wert."

,, Lass das meine Entscheidung sein, Violet.", erwidert er und legt auf. Überfordert nehme ich mein Handy von meinem Ohr und starre es an. Der Anruf ist beendet und mein Display zeigt meinen Sperrbildschirm an. 

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Bald...