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,, Mein Bruder heult mir seit gestern Abend die Ohren voll.", informiert mich Moon und setzt sich mit einem Tablet vollbepackt mit Essen, damit meine ich Salat, Pizza und Gummibärchen, neben mich an den runden Holztisch. 

Die Nacht hatte ich kaum geschlafen. Jedesmal, wenn ich meine Augen schloss, kam mir Devin's wunderschönes, jedoch verletztes, Gesicht in den Sinn. Es war fast so, als würde ich den Moment wieder und wieder erleben. 

Zwar versuchte -naja, ich versuche es immer noch- mir einzureden, dass es das Richtige war, Nein zu sagen. Er ist der Bruder von Moon und damit Tabu. 

Ich werfe mir eine Weintraube in den Mund und drehe mich dann mit einem Oberkörper zu Moon um, welche mich wissend mustert. 

,, Hat er das? Weswegen?", frage ich gespielt nichts-wissend. Ihr Blick verriet mir sofort, dass er ihr meine Beweggründe geschildert hat. 

,, Du weißt weswegen, Vio, tu bitte nicht so." Sie schaut mir direkt in die Augen. Auf ihren Lippen liegt kein Lächeln mehr. ,, Meinetwegen kannst du, solange du sein Herz nicht brichst, mit ihm Ausgehen. Ich weiß, dass er dich mag und ich weiß auch, dass du ihn magst. Was ist das Problem?"

Ich sacke einwenig in mich zusammen und fange an, in meinem Salat herumzustochern. 

,, Was ist, wenn er mir das Herz bricht?", frage ich nach einigen Minuten des Schweigens und des Violet-solange-anstarren-bis-sie-etwas-sagt. 

Mit aufgeblähten Wangen fahre ich mir durch die Haare und lege mir dann die Hände vor die Augen. Irgendwie fühle ich mich schuldig und irgendwie auch einwenig verletzlich. 

Am liebsten würde ich das Gesprächsthema wechseln, bin mir jedoch sicher, dass Moon das Thema nicht so schnell fallen lässt.

,, Was ist, wenn ihr es probiert und herausfindet, dass ihr eigentlich Seelenverwandte seid?", stellt Moon die Gegenthese auf und zieht ihre linke Augenbraue in die Höhe. ,, Violet Jean Black, wir kennen uns zwar noch nicht so lange, aber ich bin mir sicher, dass es einen Versuch wert ist."

,, Moon.", fange ich ihn, stoppe jedoch, als ich bemerke, wer sich gerade zu uns an den Tisch setzt. 

Mein Blick fällt zuerst auf die verschränkten Hände, wandern dann zu Sophia's strahlenden Gesicht, dann kurz zu Liam's emotionsloser Miene und dann wieder zurück zu Sophia. 

Irritiert und leicht überrumpelt hebe ich eine Augenbraue in die Höhe und schaue geradewegs in Sophia's Augen. Sophia erwidert meinen Blick und zuckt auf meine unausgesprochene Frage lediglich mit den Schultern. 

,, Äh.", stammelt Moon genauso verdattert wie ich, sammelt sich jedoch schneller als meine Wenigkeit. ,, Können wir behilflich sein?"

Sophia's Blick landet ruckartig auf Moon. Anscheinend hatte sie sie noch nicht bemerkt, was eigentlich ziemlich unmöglich ist, da nur Moon und ich hier saßen. 

Ob sie weiß, dass Moon Liam's Schwester ist?

,, Hey, ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Sophia.", stellt sich meine beste Freundin, wobei ich nichtmal weiß, ob wir überhaupt noch Freunde sind, vor. 

Mein Blick landet unwillkürlich auf Liam. Wie zuvor ist seine Miene emotionslos und langweilig, jedoch widmet er gerade seine ganze Aufmerksamkeit seinem Handy. 

,, Wir sind uns schon begegnet.", bemerkt Moon und schielt zu mir rüber. ,, Vio, ich denke, wir sollten schonmal zu Sport. Ethan und Bay sind bestimmt schon da."

Ehe ich einwerfen kann, dass es bis zum Stunden beginn noch zwanzig Minuten sind, zieht mich Moon von meinem Platz auf. Ich schaffe es, Sophia ein schnelles 'Bye' zuzurufen, da sind wir schon um die nächste Ecke gebogen -wo sie mich dann los lässt.

,, Und was sollte das jetzt?", frage ich irritiert und werfe einen kurzen Blick auf mein linkes Handgelenk. Die Haut ist leicht gereizt, was jedoch weiterhin nicht schlimm ist. 

Moon ist diesmal die, die durch die Haare fährt und mit aufgeblähten Wangen dar steht. ,, Ich mag sie nicht.", erklärt sie mir, jedoch ohne weitere Erklärung. 

Auffordernd schaue ich sie an. 

,, Wir haben uns einmal getroffen. Sie war eines Tages allein bei uns in der Küche. Natürlich wusste ich nicht, dass sie da ist und habe, Liam Darling genannt, woraufhin sie zur Furie mutiert ist.", erklärt sie genervt und verdreht mehrfach ihre Augen. Ich glaube, ich sehe sie das erste Mal genervt. 

,, Warum nennst du deinen Bruder, vor allem Liam, Darling?", hinerfragt ich einen eher unwichtigen Teil der Erzählung und schaue auf meine Armbanduhr. Bis zum Stundenbeginn sind es noch siebzehn Minuten und ich möchte meine Zeit lieber mit Essen verbringen. 

Moon's Mundwinkel ziehen sich etwas in die Höhe, sodass ein kleines süßes Lächeln auf ihrem Gesicht ist. ,, Das ist unser Ding. Er nennt mich, meistens jedenfalls, Buttercup und ich nenne ihn Darling, weil er früher seinen Teddy so genannt hat.", erklärt sie schulterzuckend, jedoch immer noch mit dem kleinen Grinsen auf den Lippen. 

,, Liam hatte früher einen Teddy?", hinterfrage ich weiter die Aussagen von Moon und werde immer verwirrter. Irgendwie ergibt alles keinen Sinn mehr. 

,, Ja." Moon lacht auf. ,, Er hat ihn überallhin mit genommen. Der Teddy müsste sogar noch irgendwo bei uns im Keller liegen."

Ich sage nichts mehr dazu und mache mich, obwohl wir noch fünfzehn Minuten haben, auf den Weg zur Turnhalle. Moon läuft, nachdem sie zu mir aufgeholt hat, neben mir her. 

,, Habe ich etwas falsches gesagt?", fragt Moon schüchtern als wir vor der Turnhalle zum Stehen kommen. 

Wahrscheinlich viel zu schnell, drehe ich mich zu ihr um und packe sie an den Schultern, damit sie mir in die Augen schaut. 

,, Du erzählst mir, dass du Liam Darling nennst, was mich schon allein völlig aus der Bahn wirft, dann erzählst du mir, dass er einen Teddy hatte, den er erstens: Darling genannt hat und zweites: überall mitgenommen hat.", wiederhole ich ohne wirkliche Begründung. ,, Das ist unmöglich. Hast du Liam mal kennengelernt?"

Moon lächelt auf. ,, Nein, noch nie.", erwidert sie sarkastisch und verdreht die Augen. ,, Aber ich verstehe deinen Punkt. Und jetzt zurück zu unseren eigentlichen Thema: Devon's und deine zukünftige Beziehung."

,, Moon.", fange ich wieder an, werde jedoch wieder unterbrochen, diesmal jedoch von einem paar Arme, welche mich von Hinten umschließen. 

,, Egal worüber ihr redet, Violet, du schuldest mir Geld." Ethan legt sein kantiges Kinn auf meiner Schulter ab. 

,, Wieso das?", frage ich verwirrt. 

,, Bay hat eine Freundin. Und nein, es ist nicht Sophia, welche eine Affäre mit ihr hat."


Violet ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt