Violet ✔

•40•

Ich bin bereits seit drei Tagen hier. Drei Tage in denen ich nichts gemacht habe. Ich verbringe die meiste Zeit in meinem Zimmer und gehe eigentlich nur nach unten, wenn ich runter gebeten werde oder zum Essen. 

Auch Aves hatte mich die vergangenen Tage in Ruhe gelassen, wobei es wohl daran lag, dass er allgemein selten hier war. Genauso wie Kane und Titan. Jae hatte öfters versucht mich zu Unternehmungen zu überreden, jedoch darf ich nicht raus, was die Möglichkeiten stark verringern und ich jedesmal sage, dass ich alleine sein möchte. 

,, Violet.", ruft Jae erfreulich aus, als ich aus der Tür zum Treppenhaus trete. Am Tisch sitzen neben Jae noch Theo, welchen ich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen habe, Zelda und Herra. 

Theo grinst mich unsicher an und wartet auf eine Reaktion meinerseits, während Herra und Zelda bereits von ihren Stühlen aufgesprungen sind und mich in eine riesige Umarmung ziehen. Herra, Zelda, Cindy, Manny, Ruth und Theo sind, so hatte Aves es mir damals erklärt, der Kleine Kreis.Der Kleine Kreis besteht aus Aves' Kindheitsfreunden. Sie wurden gemeinsam erzogen und ausgebildet, da die Eltern von Cindy, Herra, Manny, Ruth, Theo und Zelda für Aves' Vater gearbeitet haben. 

,, Es ist schön dich wiederzusehen." Herra hüpft aufgeregt auf der Stelle und klatscht begeistert in die Hände. ,, Ich hab dich vermisst."

Zelda und Theo schauen fassungslos zu der aufgeregten rosa Haarigen und schütteln den Kopf. 

,, Nach all dem, was sie mit Aves durchgemacht hat." Theo beendet seinen Satz nicht und widmet sich seiner Tasse Tee. 

Herra schaut entschuldigend zu mir. ,, Sorry.", murmelt sie mit beschämten Unterton und ihre Wangen färben sich leicht rosé. 

Ich schüttel' den Kopf und ziehe sie an ihrem Arm sanft zu mir. ,, Es ist schon okay. Ich weiß, dass du das nicht so meinst.", flüster' ich ihr ins Ohr und lege meinen Arm um ihre Schulter. Zusammen gehen wir zum Tisch und setzen uns. 

Theo meidet meinen Blick und Zelda setzt sich neben mich. 

,, Was ich noch fragen wollte.", fange ich an und greife nach einem Croissant. Gespannt schauen die vier Personen zu mir, wobei Theo mir nicht direkt in die Augen schaut. ,, Was hat Aves mit mir vor?"

,, Wie meinst du das?", hinterfragt Jae sofort irritiert und führt ihre Tasse zu ihrem Mund. 

,, Er meinte, dass mein Verhalten geändert werden müsse. Woraufhin ich gefragt habe, was er damit meint. Er hat es abgetan und gesagt, ich würde es früh genug erfahren.", erkläre ich die Situation. 

Theo schaut zu Zelda und Zelda schaut zu Herra. Mir wird sofort klar, dass sie etwas wissen. 

,, Was hat er vor, Theo?", spreche ich ihn direkt an und versuche Augenkontakt aufzubauen. 

Das Zufallen der schweren Eingangstür hallt durch den Lagerraum. Ich zucke vor Schreck zusammen und drehe mich reflexartig um. Mit wissenden Grinsen steht Aves an der Tür. 

,, Möchte einer von euch es ihr sagen oder soll ich das machen?", fragt er und kommt mit schweren Schritten auf uns zu. 

Keiner sagt etwas und die lockere Atmosphäre im Raum spannt sich an. Jae schaut sich irritiert um, Theo, Zelda und Herra schauen angespannt zu Aves und Aves grinst mich an. 

Aves öffnet seinen Mund und möchte etwas sagen, als auf einmal die Tür lautstark gegen die Wand fliegt und Männer mit Gewehren auf uns zukommen. In wenigen Sekunden haben sie uns umzingelt. Die Geräusche sind durcheinander, die Männer schreien und während alle anderen vor Schock eingefroren sind, zieht Aves eine Waffe und zielt auf einen der Männer. Er drückt ab und bevor ich reagieren konnte, fingen einige der Männer an zu schießen und ich wurde auf den Boden  gedrückt. 

Das Knallen der Schüsse schmerzt in meinen Ohren. Mein Blick liegt auf Aves. Seinen Körper haben mindestens zwei Dutzend Kugeln durchlöchert und das Blut fließt geradezu in Strömen aus ihm heraus, verbreitet sich auf dem Boden. 

Mit einem heftigen Ruck werde ich an meinen Armen hoch gezogen. Mir hatte man Handschellen angelegt. Auch die anderen waren gefesselt worden. Sie schauen alle fassungslos zu Aves' leblosen Körper. 

Wir wurden getrennt zur Polizeistation gebracht und verhört. Das Verhör zog sich in die Länge und ich musste jede Frage mindestens fünf Mal beantworten. 

Dann wurde ich entlassen. Und als ich aus dem Verhörzimmer geführt und in den Bürobereich der Polizeistation gebracht wurde, wurde mir erklärt, dass ich zwar keine Verdächtige wäre und meine Eltern ihnen bereits alles erzählt haben, trotzdem nicht die Stadt verlassen sollte, falls man mich noch einmal befragen wolle. 

Als ich meine Eltern und Madeline erblicke, überkommt mich eine Welle von Erleichterung, weil es ihnen gut geht. Ich hatte große Angst, dass Aves ihnen etwas angetan hat. 

Ich falle meiner Mutter direkt in die Arme und mein Vater, sowie Madeline schließen sich der Umarmung prompt an. Meine Mutter und ich fangen sofort an zu weinen. 

,, Lass uns nach Hause gehen.", schlägt mein Vater vor als wir uns aus der Umarmung lösten. 

Nickend stimmen wir ihm alle zu und verlassen, nachdem sich meine Eltern bei dem Polizeibeamten bedankt haben, die Polizeistation. Die Stimmung ist angespannt und keiner weiß, was er sagen soll. Trotzdem ist die Erleichterung allen anzusehen und spürbar. 

Meine Mutter blickt mich einige Male traurig an und Madeline hält die ganze Fahrt über meine Hand. 

,, Deinen Freunden habe ich gesagt, dass sie morgen kommen dürfen. Für heute sollst du dich ausruhen.", sagt meine Mutter leicht lachend, wobei sie eigentlich nur die Trauer in ihrer Stimme überspielen versucht. 

,, Mum meint, dass sie dich heute nur für sich haben möchte.", erklärt Madeline grinsend und lehnt sich zu ihr nach vorne. ,, Wir sollten vielleicht einen Gang zurückschalten und versuchen uns normal zu verhalten."

Ich lache und schüttel' meinen Kopf. ,, Du bist unglaublich.", sage ich als sie sich wieder zurückfallen lässt. 

Zu Hause angekommen macht sich meine Mutter augenblicklich auf den Weg in die Küche und mein Vater verabschiedet sich mit einem Kuss auf meine Schläfe und erklärt, dass er leider arbeiten muss. 

Madeline erzählte mir, dass Mum seit meinem Verschwinden nichts gegessen hatte und das allgemeine Verhalten unserer Eltern passiv war. 

,, Ich bin froh, dass das alles ein Ende hat."

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Noch der Epilog!