~6~ Tag 0

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Lina:

Die Wärme, welche sich über die Nacht in meinem Zimmer angestaut hatte, weckte mich. Obwohl mein Augen noch geschlossen waren, wusste ich, dass es schon hell draußen war. Ich wollte nicht aufstehen, doch die Hitze hatte dafür gesorgt, dass ich total verschwitzt war und mich somit unwohl fühlte. Ich hatte ohne Decke geschlafen und trotzdem hielt ich es fast nicht aus. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits 13:00 Uhr Nachmittags war, doch ich hatte sowieso nichts anderes vor. Ich schaute auf den Umschlag, welcher neben der Uhr stand. Die Prüfungsergebnisse waren am Tag vorher angekommen und wie erwartet hatte ich mit einem Spitzenschnitt von 1,7 abgeschlossen. Normale Jugendliche hätten jetzt wahrscheinlich angefangen, sich an Universitäten oder verschiedenen Ausbildungsstellen zu bewerben, aber da ich ein alles andere als normales Leben führte, hatte ich keine Ahnung, was ich als nächstes machen sollte. Fürs Erste würde ich wohl weiter bei meinem Vater leben und erst einmal Pause vom Lernen machen. Ich hatte seit dem tragischen Ereignis vor 6 Jahren meine ganze Konzentration auf die „Schule", wenn man das so nennen konnte, fokussiert und keine Ahnung, wie das „Echte Leben" so aussah. Außerdem stand mir so gut wie die ganze Welt offen. Ich hatte also keine Eile, mich in das Berufsleben zu stürzen. Ich setzte mich auf und streckte meine Arme in die Höhe. Ich stand auf und ging gleich ins Bad, wo ich mich im Spiegel betrachtete. Meine braunen, welligen Haare gingen mir mittlerweile bis zur Hüfte, was aber aufgrund meiner geringen Größe von 1,60 Meter nicht sehr schwer war. Ich band sie zu einem Knoten auf meinem Kopf zusammen und stellte mich unter die kühle Dusche. Ich hatte mich schnell daran gewöhnt, dass man auf Hawaii zweimal täglich duschen musste, um die Temperatur auch nur halbwegs zu ertragen. Nachdem ich mir neue Klamotten angezogen hatte, ging ich in die Küche, machte mir Mittagessen und überlegte, was ich die nächsten Tage machen wollte. Ich war gespannt auf meinen Geburtstag, welcher immer näher rückte. Zwar war ich mir ziemlich sicher, dass mein Dad ihn vergessen würde, aber da das nicht das erste Mal wäre, fand ich das nicht sonderlich schlimm. Auf jeden Fall redete ich mir das ein. Vielleicht sollte ich dieses Jahr feiern. Man wird nur einmal 18 und ich könnte vielleicht ein paar neue Leute kennen lernen. Bis jetzt hatte ich es gemieden, Bekanntschaften zu machen, da ich nie länger als 2 Monate in einem Land war und außerdem wusste ich gar nicht, wie man sich Freunde machte, geschweige denn, wie man sich in der Gegenwart anderer Menschen verhielt. Meine einzigen Sozialkontakte waren mein Dad und die Angestellten der jeweiligen Hotels und mit all diesen Menschen führte ich so gut wie keine Konversationen. Auch, wenn ich nicht wusste, was es war, hatte ich auf einmal Lust neue Leute kennen zu lernen und fragte mich, an welchen Orten in der näheren Umgebung dies im Bereich des Möglichen lag. So viel ich wusste, hatte das Hotel eine Art Kasino in der untersten Etage und obwohl ich wusste, dass es erst ab 18 Jahren war, nahm ich mir vor, heute dort reinzuschauen. Da der Club gegen 18 Uhr aufmachte, beschloss ich gegen 20 Uhr reinzuschauen. Somit hatte ich noch etwas Zeit, mich so alt wie möglich zu machen.

Ich warf einen letzten Blick in den Spiegel über dem Waschbecken. Meine Augen hatte ich ausnahmsweise dunkel geschminkt. Die ließen mich mindestens 2 Jahre älter wirken und mein Outfit tat den letzten Rest. Ich hatte mir eine fast schon unbequem enge, schwarze Jeans ausgesucht, trug Schuhe mit Absatz und hatte ein, für meinen Geschmack zu freizügiges, Top angezogen. Ich atmete ein paar Mal tief durch und machte mich dann auf den Weg zu meinem ersten Verstoß gegen das Gesetz.

Zum Glück musste ich etwas laufen, wodurch ich mich an die ungewöhnliche Höhe der Schuhe gewöhnen konnte. Anfangs wackelte ich noch etwas, doch nach den ersten paar Schritten wurde ich sicherer. Ich betrat den Aufzug und vermied es mein Spiegelbild anzusehen, da ich meinen hochroten Kopf schon spüren konnte und das mit dem ganzen Make-Up, dass ich mir ins Gesicht geklatscht hatte noch tausend Mal dämlicher aussah, als ohnehin schon. Ich drückte auf den Knopf mit der großen -1 und keine 5 Sekunden später setzte sich der Boden unter mir in Bewegung. Als ich unten angekommen war und aus dem großen Raum heraustrat, merkte ich, dass meine Beine zitterten wie Wackelpudding und mein Herz schneller raste, als das eines Drogensüchtigen auf Speed. Ich folgte den Schildern, welche zu besagtem Kasino führten und kam schließlich in einen langen Flur. Am Ende konnte ich schon einen Mann in schwarzem Anzug sehen, welcher, trotz der geringen Helligkeit dieses Ortes, eine Sonnenbrille auf der Nase hatte. Er verschränkte die Arme demonstrativ vor der Brust. Meine Anspannung wurde bei jedem Schritt größer und ich hoffte, dass ich mich nicht zu auffällig benahm. 'Okay, jetzt ruhig bleiben, Lina. Tu einfach so, als sei das das normalste auf der ganzen Welt.' versuchte ich mich in Gedanken zu beruhigen. So selbstbewusst wie es ging stolzierte ich auf den Türsteher zu, welcher sich jedoch keinen Zentimeter rührte. Als ich vor ihm angekommen war blickte er über den Rand seiner Brille zu mir runter. Erst jetzt viel mir auf, dass er so um die 2 Meter sein musste, denn er war viel größer als ich. Er musterte mich von oben bis unten und sagte dann mit einer tiefen, rauen Stimme „Your ID-Card Miss!" Nervös zog ich meinen Personalausweis aus der Tasche meiner Hose und gab ihm die glänzende Karte, in der Hoffnung, er würde vielleicht nicht merken, dass ich erst in 6 Tagen 18 werden würde. Doch schnell wurde diese Hoffnung zerstört. „You're not old enough to get in this club. You have to be at least 18!" Mit diesen Worten gab er mir den Ausweis zurück. „Oh come on. There are just few days left and I really wanted to do something special.", versuchte ich ihm ihre Situation zu erklären. Er schaute mir wieder in die Augen und antwortete dann „That doesn't matter. I'm not allowed to let anyone under the age of 18 into this area. I couldn't let you in, even if you're birthday was tomorrow." In diesem Moment kam eine dunkel gekleidete Person aus dem Bereich hinter dem Türsteher. Die Gestalt trug eine Kapuze und eine Sonnenbrille und schaute auf dem Boden, was es für mich unmöglich machte, ihr Gesicht zu sehen. Dann murmelte sie „Bye!", und der Riese antwortete mit demselben Wort. Anschließend wanderte sein Blick wieder zu mir. „Sorry, but you have to wait until next week, cutie." Damit war die Diskussion für ihn abgehackt und ich drehte mich um und lief wackelnd den Gang wieder zurück. Nach diesem Ereignis war die nächste Woche für mich gelaufen. Ich wollte doch nur etwas aufregendes erleben, etwas besonderes. Irgendwas nicht alltägliches. Veränderung. Das war, was ich am meisten wollte und auch zu brauchen schien, doch es schien unmöglich für mich, dies zu erreichen. Enttäuscht schlich ich zu den Aufzügen und konnte sehen, wie die verhüllte Person in einen einstieg. Ich beschleunigte meinen Schritt und konnte gerade noch durch die sich schließenden Türen in den kleinen Raum kommen. Ich lehnte mich an die Wand gegenüber meines Mitfahrers, welcher gerade dabei war, Kapuze und Sonnenbrille abzunehmen. Er fuhr sich nervös mit der Hand durch die Haare und gähnte. Er sah, dass ich ihn anstarrte, doch ich konnte einfach nicht wegschauen. Mein Blick war gefesselt. Ich konnte nicht glauben, dass er vor mir stand. „What?", fragte er sichtlich genervt. Ich wollte antworten, doch meine Stimme versagte. Also schaute ich schnell auf den Boden. „Sorry! I didn't mean to.. Sorry.", entschuldigte er sich. Ich blickte wieder nach oben und lächelte ihm zu, um ihm zu versichern, dass ich es ihm nicht übel nahm. Er sah total fertig aus. Er hatte große Augenringe und seine Haare waren zerzaust. Er schien etwas getrunken zu haben, denn er wackelte etwas. Gerade, als ich ihn darauf ansprechen wollte, was mir wahrscheinlich sowieso nicht gelungen wäre, öffnete sich die Tür und er murmelte ein leises „Bye." Dann war er verschwunden. Ich blieb noch einen Moment wie angewurzelt stehen, doch als sich die Tür zu meinem Stockwerk öffnete, verließ ich ebenfalls den Aufzug und ging schnell in unser Zimmer. Dort angekommen lehnte ich mich gegen die Tür und sank auf den Boden. Ich hatte in einem Raum mit Ashton Irwin gestanden und ihn dann auch noch verärgert. Ich schlug mir mehrmals mit der Hand gegen den Kopf. „Du bist so dumm, Lina. Dümmer geht's nicht mehr!" Diesen Satz flüsterte ich mich immer wieder zu. Vielleicht war das die Gelegenheit für die gewünschte Veränderung gewesen und ich hatte sie nicht wahr genommen. Vielleicht, war aber noch nicht alles verloren. Vielleicht hatte ich noch eine Chance. Ich sollte die Hoffnung nicht zu früh begraben.

Tag -2301 (5SOS Fan Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt