Lina:
„When did you discover, that you're father and you have a problem?", fragte Doktor Chang mich. Ihre Stimme war leicht, schon fast gehaucht, sodass ich Probleme hatte, sie zu verstehen. Dass sie auch noch diesen übertrieben chinesischen Akzent hatte, machte das ganze auch nicht besser. Vor mir saß eine zierliche kleine Frau in Blumenkleid und zwei Essspießen in ihrem Haar, welche dieses hochhielten. Sie hatte dieses aufgesetzte Lächeln auf den Lippen, was sie für mich schon am ersten Sitzungstag, vor 3 Wochen, unsympathisch machte. Mein Vater war der Meinung, ich bräuchte eine Therapie, nach allem, was passiert war. Das Ganze war jedoch schon ungefähr sechs Jahre her, wodurch diese Behandlung wohl etwas zu spät kam. Ich saß hier also, oder besser lag hier auf einem hellrosafarbenen Futon, im 24 Stock eines Ärztehauses irgendwo mitten in der Hauptstadt Chinas, Peking. Ich starrte die Decke an und dachte über ihre Frage nach. „I think it was at the day it happened. Our relationship was strange before, but that day was the day where I believe our 'friendship' or his 'parenthood', whatever you want to call it, fell apart."
*Flash back
„Verstanden?" „Ja.. Ja ich glaube schon", antwortete ich. „Gut, dann leg' jetzt auf!" „Moment! Eines noch!" „Was denn?", fragte die Frau. „Danke! Vielen Dank, für ihre Hilfe!" „Kein Problem!" Ich legte auf. Ich wusste genau, dass mein Vater wütend werden würde. Ich hatte ihn ja vor 5 Minuten erst angerufen. Ich drehte mich nochmal um, jedoch lag ihr Körper immer noch da, wo ich ihn aufgefunden hatte. Ich kniete mich erneut neben sie, betrachtete sie einige Sekunden und gab ihr dann einen Kuss auf die Stirn. Als ich aufstehen wollte, wurde mir schwindelig und ich musste mich an der Theke auffangen, wobei mir Blutreste an deren Kante auffielen. Ich schluckte, dann ging ich auf die Tür zu, nahm zuvor noch das Telefon in die freie Hand und lief ins Badezimmer. Ich stellte das Wasser an, wusch mir mein Gesicht mit der kalten Flüssigkeit und atmete ein Paar mal tief durch, doch dieses komische Gefühl, welches sich in mir ausbreitete ließ nicht nach. Ich stürzte zum Klo, gerade noch rechtzeitig, damit das ganze Erbrochene in der Schüssel landete. Ich hatte es nie gemocht mich zu übergeben, doch diesmal hatte es eine befreiende Wirkung. Dann schloss ich die Toilette und setzte mich auf den Deckel. Ich nahm das Telefon wieder in die Hand, welches mir bei der überstürzten Aktion aus der Hand gefallen war und wählte die drittletzte Nummer. Er meldete sich wieder mit denselben Worten: „Peter Müller am Apparat." Ich zögerte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. „Hallo? Ist da jemand?", fragte er. „P.. Pa.. Papa?", stotterte ich. „Lina! Ich habe keine Ahnung, wo deine Mutter ist. Und jetzt nerv' mich bitte nicht mehr. Du störst mich.." „Papa! Nicht auflegen.", bettelte ih, doch es war zu spät. Er hatte mich bereits weggedrückt. „Mama ist tot..", flüsterte ich teils in den Hörer, teils zu mir selber. Ich legte den Hörer auf das Waschbecken. Die Nächsten Minuten liefen an mir vorbei und ich bekam nur Kleinigkeiten mit. Alles andere fühlte sich so an, als würde mein Gehirn es verdrängen wollen. Es klingelte an der Tür.
*Flash back
„Our time is out now. We meet again in two days?", fragte Doktor Chang mich und ich nickte widerwillig. Die Frau war der Meinung, dass die Therapie nur etwas brachte, wenn wir uns mindestens alle zwei Tage sahen. Da das ganze traumatische Geschehnis schon so lange her war, dachte sie, es würde dauern, sich zu mir durchzubohren.
Ich verließ den Raum und ging den langen Gang entlang, bis ich an der Rezeption vorbeikam. „Bye.", murmelte ich im vorbeigehen und der junge Rezeptionist lächelte mich an. Dann betrat ich den Aufzug. Unten angekommen zog ich die Atemschutzmaske aus ihrer Jeansjacke und setzte sie auf meinen Mund. Sie sorgte nicht nur dafür, dass ich die staubige Luft von meiner Lunge fernhielt, sondern auch für einen gewissen Grad an Diskretion. Dann lief ich aus dem Hochhaus hinaus und machte mich auf den Weg in das Hotel, welches mein Vater und ich bezogen. Ich hatte mich schnell an die Menschenmassen gewöhnt, sodass es mich nicht mehr störte von allen Seiten angerempelt zu werden. Ich spazierte an verschiedenen Luxusläden vorbei und erwischte mich, wie ich immer wieder durch deren Fenster ins Innere blickte. Zu gerne wäre ich einmal in eines gegangen un hätte mich darin umgesehen, aber mein Vater bestand darauf, dass ich sofort nach Hause kam. Ich war immerhin erst 17 und wäre zu jung, um alleine draußen zurecht zu kommen.
Dann sah ich auch schon unser Hotel. Ich betrat die große Eingangshalle mit den hohen Decken und zog mir den Mundschutz wieder vom Gesicht. „Oh, hello Miss Müller", begrüßte ich der Angestellte hinter dem Tresen. „You're already back?" „Have there been any calls for me?", fragte ich ihn freundlich. Er nickte. „You're father called one hour ago. He said I should tell you that he'd be at home earlier today." Ich war überrascht. Mein Vater würde früher kommen? Normal arbeitete er bis spät in der Nacht und ich bekam ihm nur in der früh kurz zu Gesicht, wenn ich etwas früher aufstand als gewöhnlich. „Okay thanks.", verabschiedete ich mich von ihm und er winkte mir noch kurz zu. Dann lief ich die Treppe hinauf zu den Fahrstühlen und fuhr in den 19. Stock. Wir hatten eine Art Penthouse gemietet, jedoch befand es sich nur auf halber Höhe des Hochhauses. Ich legte meine Jacke auf die Sofalehne und ließ mich erschöpft auf den Sessel fallen. Ich hatte nichts zu tun. Seit mein Vater mich mitnahm auf seine Geschäftsreisen hatte ich Unterricht bei einer Privatlehrerin gehabt, die mit uns um die Welt flog. Doch ich hatte die Abschlussprüfung letzte Woche hinter mich gebracht, was bedeutete, dass ich frei war vom Lernen. Das Ergebnis würde ich zwar erst in ein paar Tagen bekommen, doch da ich nie auch nur eine schlechtere Note als eine vier bekommen hatte, war klar, dass ich bestanden hatte. So lag ich also den ganzen Tag in unserem Hotelzimmer herum und tat nichts, rein gar nichts. Es war 16:00 Uhr und ich hatte alle Aufgaben des Tages erledigt. Bis mein Vater heimkam, würde es wahrscheinlich 20:00 Uhr sein. Ich fragte mich, warum er wohl früher Heim kam, als sonst. Während ich verschiedene Möglichkeiten durchging, fielen mir auch schon die Augen zu und ich entschwebte ins Land der Träume.
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Tag -2301 (5SOS Fan Fiction)
Fiksi PenggemarLina ist zum Zeitpunkt 'Tag 0' 17 Jahre alt. Nach einem schrecklichen Schicksalsschlag vor ungefähr sechs Jahren, hatte ihr Vater beschlossen sie mit auf Geschäftsreisen zu nehmen, um mehr Zeit mit ihr verbringen zu können. Da er jedoch immer am Arb...