~34~ Sternbilder (Tag 47/48)

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Lina:

Wir liefen durch die Küche und das Wohnzimmer über die hellen Fließen und gingen durch eine Glastür aus dem Haus, wo wir auf eine Art Balkon kamen. Obwohl ein riesiger Pool dort im Mondlicht schien und ich diesen gerne etwas länger betrachtet hätte, zog er mich einfach daran vorbei und auf die Brüstung zu. Das Haus stand auf einer kleinen Erhebung, weshalb man von hier aus fast die ganze Stadt überblicken konnte. Erst jetzt fiel mir auf, dass man jede Menge Sterne am Himmel sehen konnte, da sich keine einzige Wolke an dorthin verirrt hatte. Der Mond warf ein magisches Licht auf die Erde, sodass es zwar nicht hell, aber schon gar nicht dunkel war. „Wow!", entschlich es meinen Lippen und ich ließ meinen Blick über die Aussicht schweifen. „That's great, isn't it?", fragte Ashton und schaute mich erwartungsvoll an. Da ich nicht die Worte, um zu beschreiben, was ich im Moment dachte, nickte ich einfach nur stumm, wendete meinen Blick jedoch nicht von der atemberaubenden Aussicht. Um ehrlich zu sein wusste ich nicht mal, was ich über das Alles dachte, da in meinem Kopf einfach nur die Erinnerungen der letzten Monate wieder heraufgerufen wurden und auch meine Tante dabei nicht ausblieb. Ich dachte daran, wie mein Dad mich angerufen hatte, um mir von dem Unfall zu erzählen, wie wir überstürzt aus dem Hotel geflüchtet waren und an den schlaflosen Flug nach Deutschland, wie wir ins Krankenhaus gefahren waren, wie blass die Haut meiner Tante war, als wir in ihr Zimmer gekommen waren, wie weich ihre Haut war, als ich ihre Hand in meine nahm und dasselbe Gefühl, dass ich bekommen hatte, als sie Tod war, erfüllte wieder meinen Körper. Erst jetzt wurde mir richtig klar, wie sehr ich sie vermisste und wie sehr ich sie anrufen wollte, um ihr von den aufregenden Ereignisse dieser Monate erzählen zu. Zum Beispiel, wie ich Jo getroffen hatte und sie mich mitgenommen hatte. Sie wäre stolz auf mich gewesen, wenn sie wüsste, wie ich gehandelt hatte, als Eric von der Beziehung seiner Schwester erfahren hatte. Und sie würde mich in die Arme schließen, wenn ich ihr von William und seinen Versuchen, an mich heranzukommen, erzählt hätte. Diese Umarmung, welche sie mir geschenkt hätte, hätte ich gebraucht, in diesem Moment sogar sehr, denn Alles wurde in diesem magischen Moment wieder in mir hervor gerufen. Eine Umarmung, bei der ich weiß, dass jemand da war um mir zu helfen und mir zuzuhören, genau das hätte ich gerbaucht. Da ich merkte, wie sich kleine Tränen in meinen Augen bildeten, stützte ich mich schnell auf der Brüstung ab, um in die Tiefe zu schauen. Die kleinen Tränen schienen sich wie von selbst aufzulösen, denn ich stand ungefähr 100 Meter über dem Abgrund und somit wurde ich wieder in das Jetzt und Hier gerufen. Es war nicht hell genug, um bis auf dem Boden zu schauen, weshalb sich die Angst, welche ich normalerweise bei einer solchen Höhe gehabt hätte, kaum zeigte. Auch Ashton hatte seine Hände auf die Brüstung gelegt, hielt aber seinen Blick auf mich gerichtet. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass er wieder lächelte.

„Do you want to watch the stars?", fragte er mich und nachdem ich genickt hatte, verschwand er kurzerhand im Haus. Nach ein paar Minuten, in denen ich versuchte meine Gefühlswelt wieder in den Griff zu bekommen, kam er wieder nach draußen und breitete eine große Decke auf dem Boden aus, auf die ich mich sofort legte. Ashton legte sich neben mich, sodass uns vielleicht 50 Zentimeter trennten und zusammen beobachteten wir die Sternbilder. „Look! There's the Great Bear.", sagte er nach einer Weile und zeigte mit dem Finger in die Luft. „Yeah, and there's the small one!", sagte ich und zeigte ebenfalls nach oben. „Can you see the Orion's Belt?", sagte wieder er.

So ging das Ewigkeiten, bis er mich in ein richtiges Gespräch verwickelte. „What happened to your aunt, the night she died?", fragte er und ich schluckte bei dem Gedanken an die letzten Sekunden ihres Lebens damals im Krankenhaus. Ich hatte doch gerade erst meine Trauer wieder verdrängt und jetzt wurde sie wieder aus ihrem Loch geholt. „Sorry, I don't want to offend or upset you. It's okay if you don't want to talk about it.", entschuldigte er sich, doch ich schüttelte den Kopf. „No! That's okay. She had an accident. She crashed into a wall after she lost control over her car, cause of a tumor in her brain that made her lose her mental ability.", erklärte ich ihm und wischte mir mit der Hand über die Augen, denn ich wollte auf keinen Fall vor ihm weinen. Versehentlich drehte ich mich kurz in seine Richtung, sodass er mir direkt in die Augen schauen konnte und wohl sah, dass meine Augen feucht geworden waren, denn sein Lächeln verwandelte sich in einen besorgten Gesichtsausdruck. „Hey! Don't cry!", versuchte er mich aufzumuntern und nahm meine Hand in seine, sodass meine von seiner Hand für einen kurzen Moment gewärmt wurde. „I'm not crying.", log ich, setzte ein Lächeln auf und schaute wieder in den Himmel, sodass er seine Hand wieder wegzog. „Why don't you drink anymore? Has it got something to do with the night we first met?", fragte ich ihn, um vom Thema abzulenken und jetzt war ich diejenige, die seinen Blickkontakt suchte. „What do you mean?", entgegnete er stirnrunzelnd und unsere Blicke trafen sich. „You surely were not sober that night but now you don't drink anymore. Something has happened, hasn't it?", stellte ich fest und er seufzte einmal. „Fine, but please don't tell the others!", sagte er und ich nickte. Er wollte gerade ansetzten, als wir plötzlich ein lautes Geräusch aus dem Haus hörten, erst ein Klacken, dann ein Klirren und schließlich Schritte. Schnell setzten wir uns auf und drehten uns so, dass wir direkt ins Wohnzimmer sehen konnten. Zuerst dachte ich, es wäre vielleicht Michael, der doch wieder aufgestanden war, doch da lag ich ziemlich falsch. Es war auch kein Einbrecher. Es war Calum, allerdings war er nicht, wie erwartet, alleine, sondern in reizender Begleitung. Immer noch hing er an den Lippen des Mädchens aus dem Club und hatte seine Hände eng um ihre Taille gewickelt. Gemeinsam stolperten sie in Richtung Treppen, ohne auch nur eine Sekunde von einander abzulassen. Nachdem er sie hochgehoben hatte, konnte sie ihre Beine um seine Hüfte schlingen und er trug sie die Stufen nach oben. Nach ein paar Sekunden konnten wir oben eine Tür zuschlagen hören, dann war es wieder komplett still. Ein paar Sekunden lang, starrte ich noch in dieselbe Richtung, doch dann wandte ich mich wieder an Ashton. „This whole 'Living for the moment'-Lifestyle seems to work for him. Maybe I should try that sometimes.", sagte ich und musste dann lachen. „I just hope the walls are soundproof.", fügte ich hinzu und jetzt konnte auch er sich ein Lachen nicht verkneifen.

„Well, I think we should go to bed, too!", sagte er, doch ich bekam das in den falschen Hals und schaute ihn mit großen Augen an. Er war erst verwirrt, musste dann aber Lachen. „Oh god, I mean separated. Not together!", sagte er und ich atmete erleichtert auf. Ich folgte ihm in die Wohnung und die Treppen rauf wo man Calum und seine Bekanntschaft glücklicherweise nicht hören konnte. Vor einer Tür am Ende des Ganges blieben wir stehen und er öffnete sie. „This is our guest room. Do you need anything else?", fragte er und ich überlegte kurz. „Well, I don't have anything to wear for tonight and this outfit is pretty uncomfortable.", sagte ich an mir hinunterschauen und er nickte kurz. Dann ging er auf die Tür gleich neben dem Gästezimmer zu und verschwand kurz darin, nach ein paar Sekunden kam er wieder heraus und legte mir ein paar Klamotten in die Hand. „Thanks!", bedankte ich mich bei ihm und dann war da wieder dieses unangenehme Schweigen. „Bye!", sagte ich, einfach um was zu sagen. „Bye.", sagte er und kam dann auf mich zu. Aus Reflex legte meine Arme um seinen Nacken und er seine um meine Taille. Ich stellte mich auf meine Zehenspitzen und er bückte sich etwas runter, sodass wir ungefähr auf einer Höhe waren. Er hielt mich fest im Arm und ich wollte ihn gar nicht mehr loslassen. Genau hier fühlte ich mich so wohl, wohler als ich mich die letzten Jahre gefühlt hatte und das war genau das, was ich gebraucht hatte. Dieses Gefühl der Sicherheit, welches in dieser Umarmung lag. Ruhig atmend vergrub ich mein Gesicht in seinem Nacken und schloss meine Augen, doch leider ließ er dann langsam von mir ab und verabschiedete sich in sein Zimmer. Noch einige Sekunden blieb ich stehen und schaute auf die geschlossene Tür, denn ich vermisste jetzt schon das Gefühl seiner Nähe. Es war, als wäre alle Leichtigkeit von mir gefallen und ich war zu schwer, um meine Beine vom Boden abzuheben. Ich wollte zurück in diese Umarmung und nie wieder daraus entlassen werden, denn dort war ich total ruhig und hatte das Gefühl gehabt, dass mir nichts etwas anhaben könnte, doch jetzt schlug mein Herz wie verrückt und würde mich heute wohl nicht mehr schlafen lassen. Genau in diesem Moment, in dem mich keiner mehr hielt und mir das Gefühl gab, geborgen zu sein, war ich so verletzlich wie noch nie. Schnell drehte ich mich auf dem Absatz um und torkelte mit weichen Kien in das Zimmer. Hinter mir schloss ich die Tür und schluckte mehrmals, um die Trägheit, welche sich durch den Verlust des Kontaktes unserer Körper in mir ausgebreitet hatte, zu überwältigen. Ich zog mir meine Klamotten aus, legte sie auf den Stuhl neben dem Bett und begann dann mir die viel zu großen Klamotten, die Ashton mir gegeben hatte anzuziehen. Sie rochen nach ihm und brachten für einen kurzen Augenblick das Gefühl seiner Umarmung wieder zurück. Anschließend legte ich mich mit dem Rücken zur Tür unter die kuschelige Decke und versuchte einzuschlafen, was mir erst nach gefühlten Stunde wirklich gelang.

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Okay, erstmal runterkommen von diesem Kapitel. Ich habe es vor gut einem Monat geschrieben, lese es aber immer noch fast täglich, weil ich es so sehr liebe. Zuerst schauen sie sich Sternenbilder an, und dann gibt es auch noch eine Umarmung. Wie süß ist das denn bitte. Dieses Kapitel hat nicht nur Spaß gemacht zu schreiben, sondern auch zum lesen, auf jeden Fall für mich und ich hoffe auch für euch. Mit Abstand ist das eines der süßesten und schönsten Kapitel dieses Buches und es macht mich einfach nur total emotional.

An dieser Stelle wollte ich mich einfach Mal bei euch bedanken für die vielen Reads und Votes, denn es macht mich totalglücklich. Diese Geschichte hat als kleine Idee angefangen und ist jetzt zu einem wichtigen Teil meines Lebens geworden. Wenn ich in der Schule sitze oder irgendwo anders, wo es keinerlei Zugriff auf meinen PC gibt, freue ich mich immer total darauf, wieder nach Hause zu kommen und ein weiteres Kapitel für diese Geschichte zu schreiben und dafür seit ihr zum großen Teil der Grund für. Also danke dafür, dass ihr meine Geschichte lest.

So viel zu emotional. Bis nächste Woche oder so.. :)

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