Lina:
Ich wurde von einem Stupsen an meiner Schulter geweckt. Verschlafen öffnete ich meine Augen und streckte meine Arme in die Luft. Dann blickte ich in die Richtung, aus welcher der Finger kam, der mich aus meinem lang ersehnten Schlaf gezogen hatte. „Hallo, bist du wach?", hörte ich eine piepsige Stimme sagen, doch ich konnte niemanden sehen, weshalb ich etwas tiefer schaute. Dort stand ein kleines, blondes Mädchen und lächelte mich an. Ihre Augen funkelten in einem wunderschönen blau. Ich wünschte mir für einen Moment, wieder so jung zu sein und keinerlei Probleme zu haben. Das musste schön sein. „Ja bin ich.", antwortete ich in ein Gähnen hinein. Gleich darauf kam eine junge Frau, wahrscheinlich die Mutter des Mädchens und entschuldigte sich schnell bei mir. „Entschuldigung, dass sie Sie geweckt hat. Sie ist einfach weggelaufen und ich konnte sie nicht davon abhalten." „Kein Problem!", entgegnete ich, mehr an das Kind gerichtet, als an seine Mutter. Ich schaute aus dem Fenster, konnte jedoch nicht erkennen, wie spät es war. Die Sonne schien und es waren keine Wolken zu sehen. „Können Sie mir vielleicht sagen, wie spät es ist?", fragte ich die junge Mutter hoffnungsvoll. „Natürlich, warten Sie kurz.." Sie holte ihr IPhone aus der Hosentasche und schaute darauf. „Also in Deutschland..", begann sie, doch sie wurde von mir unterbrochen. Ich wollte nichts mehr mit diesem Land zu tun haben. Es war nicht mehr mein zu Hause. Zu viel schlechtes war dort geschehen. „Können Sie mir nur die Uhrzeit hier sagen?", fragte ich schnell. „Ja klar. Es ist hier 15:23." Sie lächelte, doch merkte dann, das ihre Tochter weitergelaufen war. „Entschuldigen Sie mich, bitte. Die Pflicht ruft!" Dann war sie verschwunden.
Ich konnte nicht glauben, dass ich echt 17 Stunden durchgeschlafen hatte und fragte mich, ob das überhaupt möglich sei. Obwohl ich eigentlich keinerlei Müdigkeit verspüren sollte, wusste ich, dass mein Schlafpensum noch nicht erreicht war. Ich hatte viel verloren, in den letzten Tagen. Kurz überlegte ich, ob ich nochmal schlafen sollte, verwarf den Gedanken aber in dem Moment, in dem der Pilot den Fluggästen die Landung ankündigte. Komischerweise war ich nicht so aufgeregt, wie ich es erwartet hätte. Es lag wohl daran, dass diese Reisen nichts besonderes für mich waren. Einen großen Teil meines Lebens hatte ich so verbracht. Von hier nach da, von da nach dort und wieder zurück. Nach einiger Zeit hatte das ganze seinen Reiz verloren und war zum Alltag geworden. Ich versuchte mir die ganze Landung über klar zu machen, dass es nicht so war, wie früher. Ich war auf mich allein gestellt. Nur ich und niemand anderes.
Ich stand in der großen Eingangshalle des Flughafens. Seit einer halben Stunde stand ich hier und hatte mich nicht vom Fleck bewegt. Ich versuchte mir immer noch klar zu machen, was ich soeben getan hatte. Seit ich hier stand waren viele Menschen an mir vorbei gelaufen, geschlichen, gestolpert und was nicht sonst noch, doch ich blendete das alles aus. Ich starrte nur auf ein großes Schild an der Decke, auf welchem der Ort stand, in dem ich mich befand. Mehrere Menschen waren schon auf mich zu gekommen, hatten gefragt, ob sie mir helfen könnten und waren aber, nachdem sie gemerkt hatten, dass ich nicht ansprechbar war, wieder gegangen. Wie viele es waren, konnte ich nicht genau sagen, da ich bei 10 aufgehört hatte zu zählen. Des öfteren hatte ich gehört, wie sich Freunde trafen, welche sich ewig nicht gesehen hatten, wie Pärchen wieder zu einander gefunden hatten, wie manche sich gestritten hatten und vieles mehr, so viel, dass ich es nicht alles hätte aufzählen können, doch ich stand einfach hier und sagte nichts, tat nichts. Meine Augen ließen vom Schild ab. Ich starrte in die Menschenmasse und drehte mich um meine eigene Achse. Alles schien in Zeitlupe abzulaufen, doch langsam kam ich wieder in die Realität zurück. Ich nahm meine Taschen über die Schultern und dann verließ ich den Flughafen.
Ich wusste nicht, in welche Richtung ich laufen sollte, doch das war mir egal. Immer der Nase nach, irrte ich durch die Straßen, wessen Laternen langsam aufleuchteten. Obwohl der Himmel sich immer dunkler färbte, wurde die Stadt immer heller und die Straßen füllten sich allmählich mit Leuten. Es war irgendwie gruselig und interessant zugleich. Ich wusste zwar, dass ich unmöglich alleine hier draußen herumlaufen konnte, da es zu gefährlich war, doch es störte mich erst, als mir irgendein Vollidiot an den Hinter gefasst hatte. Etwas überrascht drehte ich mich um und konnte nur noch sehen, wie er bei seinem Kumpel ein klatschte. Okay, ich musste mir auf jeden Fall eine Unterkunft suchen, denn ich konnte nicht die ganze Nacht im Freien verbringen. Ich erhöhte mein Schritttempo und nach circa einer viertel Stunde kam ich aus der gruseligen Innenstadt heraus. Die Häuser wurden kleiner, die Musik leiser und die Nacht dunkler.
Ich kam an ein kleines Motel irgendwo im nirgendwo und da es besser war, als auf der Straße zu schlafen betrat ich den kleinen Raum mit der krakeligen Aufschrift: 'Reception'. Sofort kam mir eine dichte Nebelwand entgegen und ich musste die Luft anhalten, um nicht los zu husten. Zögerlich ging ich auf die Theke zu und es kam eine ältere Frau dahinter zum Vorschein, die an ihrem Handy saß und in ihrem Mund eine Zigarette hatte, was den Geruch erklärte. Ich wartete kurz, doch als die Frau mich nach ein paar Sekunden immer noch nicht bemerkt hatte, räusperte ich mich kurz. Genervt schaute die Rezeptionistin mich über ihren Brillenrand an und musterte mich von oben bis unten. „How many hours?", fragte sie mich mit einem markanten spanischen Akzent. „The whole night!", antwortete ich nach kurzem Überlegen, wobei ich trotzdem nicht auf den Grund gekommen war, ein Motel stundenweise zu vermieten. Sie überreichte mir den Schlüssel und sagte dann noch „40$!" Etwas überrascht schaute ich sie an und wiederholte den Preis, welchen sie mir eben genannt hatte. Vielleicht hatte ich sie ja falsch verstanden, denn diese Menge wirkte sehr ungewöhnlich, im Vergleich zu dem, was ich und mein Erzeuger sonst immer gezahlt hatten. „Yes, sweetie. 40$ per night." Immer noch total geschockt von dem niedrigen Preis, kramte ich in meiner Handtasche und suchte nach meinem Geldbeutel. Nachdem ich ihn gefunden hatte, gab ich ihr das Geld und nahm den Schlüssel von der Theke. „Please keep the volume low. I know, it's hard for people like you, but we also have a reputation to lose!" Ich blickte sie nur verwirrt an, doch ich wollte auch nicht länger hier rumstehen, sondern einfach in mein Zimmer.
Dort angekommen, schloss ich die Tür auf und trat ein. Es miefte nach altem Holz und mir war sofort klar, dass dieser Ort nicht so war, wie ich es von einer Unterkunft gewohnt war. Ich ließ meinen Rucksack einfach auf den Boden fallen und schaute mich in dem Raum um. An der Wand links von mir, stand ein altes Bett, mit grünem Bettbezug und farblich passenden Lacken. An der Wand gegenüber stand ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen, ebenfalls mit grünen Polstern. Gegenüber der Tür stand ein Wandschrank und daneben befand sich eine Tür, die wahrscheinlich ins Badezimmer führte. Die Möbel waren alle samt aus dunkelbraunem Holz und stammten vermutlich aus den späten 80er Jahren. Erschöpft ließ ich mich auf das Bett fallen, welches laut knarzte und sofort wurde mir klar, was die Frau gerade sagen hat wollen. Sie hatte gemeint, das es für 'Leute wie mich' schwer sei, leise zu sein. Seufzend haute ich mir meine Hand gegen die Stirn, aufgebracht darüber, dass ich nicht sofort darauf gekommen war. Ich befand mich in einem billigen Motel, welches nach Stunden bezahlt wurde und am Rand der Stadt, neben den ganzen Nachtclubs lag. Die Rezeptionistin hatte mich wohl für eine Prostituierte gehalten, was mich gleichzeitig amüsierte und verletzte. Doch ich war viel zu erledigt, um noch weiter darüber nachzudenken. Also zog ich mich schnell um und putzte mir die Zähne. Bevor ich mich schlafen legte, schloss ich die Zimmertür noch mit dem Riegel und dem Schlüssel ab. Doppelt hält besser, und man konnte ja nie wissen, wer in der Nacht zu einem ins Zimmer kommt. Obwohl ich total fertig war, von der langen Reise, dauerte es über eine Stunde, bis ich einschlief. Die ganze Zeit wurde ich von Geräuschen, unter anderem Sirenen und andere, über welche ich lieber nicht nachdachte, und von den Gedanken an meine Tante wach gehalten. Doch irgendwie schaffte ich es doch, einzuschlafen. Und ich war glücklich.
ENDE
Spaß, es geht doch erst richtig los!!!
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Tag -2301 (5SOS Fan Fiction)
FanficLina ist zum Zeitpunkt 'Tag 0' 17 Jahre alt. Nach einem schrecklichen Schicksalsschlag vor ungefähr sechs Jahren, hatte ihr Vater beschlossen sie mit auf Geschäftsreisen zu nehmen, um mehr Zeit mit ihr verbringen zu können. Da er jedoch immer am Arb...