Lina:
Gegen 12 Uhr wurde ich von einer undeutlichen Stimme, die aus den Lautsprechern kam, aus meinem leichten Schlaf geweckt. "Wir beginnen nun mit dem Landeanflug auf den Flughafen München. Bitte stellen Sie ihre Sitze gerade, schnallen Sie sich an und klappen Sie die Tische am Vordersitz hoch. Vielen Dank für ihren Flug mit.." Müde rieb ich mir mit ihrem Handrücken über die Augen und gähnte. Den ganzen Flug hatte ich fast kein Auge zugetan. Außerdem saßen wir gut 18 Stunden in diesem Flugzeug und hatten so gut wie kein Wort miteinander gesprochen. Mein Vater hatte mich, zu meinem Überraschen, nicht einmal nach den Jungs gefragt. Er schien sich nicht sonderlich für mein Leben zu interessieren, was eigentlich nichts neues für mich war. Mir fielen wieder ihre entsetzten Gesichter ein, als ich ihnen am Flughafen von meiner Tante erzählt hatte, wenn es auch nicht die ganze Geschichte gewesen war. Ich hatte zum Beispiel weggelassen, dass ich meine Mutter fand, und demnach auch, dass ich sie noch in den Armen gehalten hatte. Das schien mir etwas fiel Information zu sein, für Leute, die ich an diesem Tag erst kennen gelernt hatte. Ich schaute zu meinem Vater herüber und erkannte dass er noch schlief, also klappte ich seinen Tisch hoch. Angeschnallt war er schon und sein Sitz lag auch nicht sonderlich tief, was das Ganze für mich erleichterte. Ich wollte ihm die letzten Minuten an Schlaf nicht nehmen, die er noch hatte und war auch ziemlich froh darüber, dass er überhaupt schlief. Nach der ganzen Aufregung gestern, wusste ich nicht, wie ich hätte einschlafen können. So viele Gedanken schwirrten durch meinen Kopf und ließen mir keine ruhige Sekunde. Ich hoffte, dass es Katja nicht allzu schlecht ging und sie wieder werden würde, aber die Aussage des Arztes, es sähe nicht sonderlich gut aus, versprach nicht allzu viel. Ich atmete einmal tief durch und drehte dann meinen Kopf, sodass ich aus dem Fenster auf München herunter schauen konnte. Alles wirkte so klein und so unbelebt, fast wie aus Pappe und meine Problem wirkten von hier oben so unbedeutend. Eine Zeit lang starrte ich nur hinaus und versuchte meine Gedanken abzulenken, was mir aber nicht sonderlich gut gelang. Von Zeit zu Zeit flogen wir immer tiefer, bis alles, was eben noch so klein wirkte, auf einmal viel größer war. In dem Moment, in welchem die Räder des Flugzeugs auf den Boden aufschlugen, öffnete mein Vater seine Augen und blickte sich verschlafen um. „Wir sind da!", erklärte ich ihm, wodurch er weniger verwirrt schaute. Es dauerte noch einige Minuten, bis wir aufstehen und gehen dufte aber wir gehörten zu den Ersten, die den deutschen Boden betraten und in Richtung Gepäckausgabe liefen. Nachdem wir unsere Koffer hatten, liefen wir ebenso schnell in Richtung Ausgang. In der riesigen Eingangshalle waren hunderte von Menschen versammelt, die allesamt auf jemanden zu warten schienen. Einige von ihnen waren in schwarz gekleidet und hielten Schilder mit Namen hoch. Doch diesmal war unser Name nicht dabei. Es war alles so kurzfristig, dass mein Vater keinen Wagen mehr bekommen hatte, also hatte er beschlossen, anstelle dessen, mit einem Taxi zu fahren. Eilig rannten wir nach draußen, wo eine lange Schlange an Mitfahrgelegenheiten schon darauf wartete, Leute von hier nach dort zu befördern. Wir gingen zu dem Nächstbesten, wessen Fahrer, ein dicklicher, kahlköpfiger Mann, der unsere Koffer verstaute und mir die Tür zum Einsteigen aufhielt. „Wo soll es denn hingehen?", fragte er beim sich Setzen auf den Fahrerstuhl. „Hören Sie zu, wir haben es sehr eilig. Also, ich bezahle Ihnen 1000 €, wenn Sie uns zu dieser Adresse fahren..", er gab ihm einen Zettel „..und dort auf uns warten. Ich weiß nicht, wie lange es dauert, aber für alles, was über den Tag hinausgeht, bekommen Sie extra.", erklärte mein Vater dem Mann. Dieser wirkte im ersten Moment sichtlich irritiert und schien nicht zu wissen, ob dieses großzügige Angebot ernst gemeint war. Er schien jedoch ihre ernsthafte Situation zu verstehen, als er las, wohin er uns bringen sollte. „Na, wenn das so ist, dann sollten wir keine Zeit verlieren.", stimmte er zu und startete den Motor. Mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von über 160 km/h rasten wir durch die Stadt, an zahlreichen kleinen Geschäften und Wohnhäusern vorbei, bis wir in die Innenstadt kamen. Die ganze Zeit über saßen wir alle nur stumm im Taxi und wechselten kein Wort miteinander. Über was hätten wir uns auch unterhalten sollen? Das Wetter? Den Flug? Das war alles so unwichtig. Alles was für mich zählte, war Katja und der Unfall. Augenblicklich bildete sich wieder ein Kloß in meinem Hals, doch ich konnte ihn verdrängen. Noch. Ich merkte, wie der Fahrer uns im Rückspiegel beobachtete. Immer wieder wanderten seine Augen von der Straße nach oben und wieder zurück. Ich wusste genau, welche Frage ihm auf den Lippen brannte und beantwortete sie ihm nur kurz mit „Meine Tante!" Dies erregte die Aufmerksamkeit meines Vater, welcher mich böse anblickte. „Was denn? Die Frage ist berechtigt." Obwohl er immer noch sauer war, wendete er sich wieder dem Fenster zu, durch welches er bis vor einigen Sekunden noch geschaut hatte. „Meine Frau lag dort auch vor ein paar Jahren! Ich kann Ihre Situation verstehen!", erklärte der Mann. „Oh, was war denn passiert,wenn ich fragen darf?", versuchte ich das Gespräch aufrecht zu erhalten, da die Stille mir extrem unangenehm war. „Dürfen Sie!", lächelte er mich freundlich an. „Sie wurde von einem Auto gerammt, als sie gerade die Einkäufe mit dem Fahrrad erledigte.", erklärte der Fahrer wieder. „Seit dem sitzt sie im Rollstuhl, aber es geht ihr, abgesehen davon, gut! Also machen Sie sich nicht zu früh sorgen! Es wird bestimmt alles gut." „Das tut mir sehr leid für Sie!", antwortete ich, als der Wagen um eine Ecke fuhr und dann anhielt. „Danke! Das weiß ich zu schätzen. Wir sind da. Ich werde auf dem Besucherparkplatz auf Sie warten." Mit diesem Worten stiegen wir aus dem Auto und eilten zum Eingang. Als wir in das Gebäude eintraten, kam uns sogleich der mir gut bekannte Geruch von Desinfektionsmittel entgegen. Es lag jedoch schon einige Jahre zurück, dass ich ihn zum letzten Mal wahrgenommen hatte.
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Tag -2301 (5SOS Fan Fiction)
Fiksi PenggemarLina ist zum Zeitpunkt 'Tag 0' 17 Jahre alt. Nach einem schrecklichen Schicksalsschlag vor ungefähr sechs Jahren, hatte ihr Vater beschlossen sie mit auf Geschäftsreisen zu nehmen, um mehr Zeit mit ihr verbringen zu können. Da er jedoch immer am Arb...