~9~ Unerwarteter Anruf (Tag 6)

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Lina:

Den Rest der Bootstour, die mir einfach viel zu schnell verging, redeten wir über Gott und die Welt, unterhielten uns über ihre Musik, fanden heraus, dass wir auf die gleichen Bands abfuhren und sprachen darüber, dass ich auch Lyrik verfasste. Wir lachten fiel, und als Luke meinte, ich sei einer der normalsten Fans, den er je getroffen hatte, und dass er meine Ruhe wertzuschätzen wusste, musste ich mich echt zusammenreißen nicht drauf loszuschreien. Mit der Zeit kamen sie mir nicht mehr vor, wie Berühmtheiten, sondern einfach wie gute Freunde, die ich zwar erst kurz kannte, aber mit denen ich viel Spaß haben konnte und ich fragte mich, ob es ihnen wohl auch so erging.

Als wir das Boot verließen, brummte mir der Magen und ich wurde wie auf Knopfdruck rot. „You want to grab some food or something?", fragte Ashton mich belustigt. „Totally! But I don't need anything special, just some fries!", antwortete ich und bekam von allen Seiten ein zustimmendes Nicken. „With every word you say, I like you even more!", gestand mir Michael, wodurch die Röte in meinem Gesicht noch intensiver wurde. Ich vermutete, dass das ganze einen Haken haben musste, denn so viel Glück würde doch keiner haben können. Doch ich verwarf den Gedanken schnell, als die Jungs losrannten. Ich starrte ihnen verwirrt hinterher. Dann folgte ich ihnen in Höchstgeschwindigkeit, was aber noch lange nicht an ihre herankam. Nach ein paar Minuten blieben sie stehen und ich kam kurz darauf total außer Atem bei ihnen an. „Why.. Why..", versuchte ich einen Satz herauszupressen, doch es gelang mir nicht. „Just our bodyguards..", begann Ashton, welcher auch nicht wirklich besser sprechen konnte als ich. Calum fing sich als Erster wieder. „We convinced them to let us do this boat trip on our own and they said, that they'll pick us up afterwards. You know, because of the fans. But I think for today we'll be fine without them. We'll just go in there and get us some disguises. Stay exactly where you are! We'll be back in a few minutes!", erklärte er und dann gingen sie zusammen in einen kleinen Laden. Ich nutzte die Zeit, um mein Handy zu checken, da im Moment sowieso nicht viel am Hafen los war. Die Jugendlichen waren noch in der Schule, die Erwachsenen um diese Uhrzeit in der Arbeit und außer ein paar älterer Ehepaare, die ihren Einkauf erledigten, waren nicht allzu viele Menschen anwesend. Ich tippte in Gedanken verloren auf dem Display herum, um wenigsten irgendeine Beschäftigung zu haben, als völlig unerwartet ein Anruf kam. Ich drückte auf Annehmen und hielt mir den Hörer ans Ohr. „Hallo?" „Hallo Lina, ich bin's!", meldete sich mein Vater am anderen Ende der Leitung. In dem Moment kamen die Jungs wieder aus dem Laden, gekleidet mit Sonnenbrillen und Hüten, sodass ich sie nicht erkannt hätte, wenn ich nicht gewusst hätte, was sie für Klamotten trugen. Ich hielt mir den Zeigefinger an die Lippen, um ihnen zu signalisieren, dass sie ruhig sein sollten. „Was gibt es?", fragte ich ungeduldig. „Du musst sofort ins Hotel kommen!", befahl er mir und an seiner Stimme konnte ich hören, dass er in Eile war. „Was ist denn los!", fragte ich beunruhigt. „Komm einfach schnell Heim. Ich erkläre dir dann alles!" „Aber Dad..!", widersprach ich, doch er hatte schon aufgelegt. Verdammt! Ich hatte doch gewusst, dass so viel Glück nicht möglich war. Jetzt wendete ich mich an die Anderen. „I'm so sorry guys, but I have to go now.", sprach ich und ging schon los. Ich drehte mich nochmal zu den Jungs, die alle nicht wussten, was los war und rief nochmal „Sorry! It was great to spend time with you today!" Dann drehte ich mich um, denn ich wusste, dass ich die Tränen sonst nicht mehr zurückhalten konnte. Der schönste Tag meines Lebens war hiermit offiziell beendet. Doch ich hatte keine Zeit darüber nachzudenken. Mein Dad klang sehr aufgewühlt am Telefon, also lief ich los, um so schnell wie möglich am Hotel zu sein.

Nach 15 Minuten kam ich an und steuerte auf den Hintereingang des Hotel zu. Dann tippte ich den Code ein, den mir der Angestellte heute morgen gegeben hatte und die Tür ging auf. Schnell ging ich zu den Aufzügen und fuhr in den 7. Stock. Dort angekommen, wurde ich von meinem in Hektik verfallenen Vater empfangen. „Papa? Was ist los?", fragte ich ihn nervös. „Pack deine Sachen, wir müssen in einer Stunden am Flughafen sein!" Nicht schon wieder! Nicht jetzt! „Und wo geht es diesmal hin? Asien? Amerika? Australien?", gab ich sichtlich wütend zurück. Beim letzten Wort musste ich wieder an meine neue Bekanntschaft denken und meine Wut wurde noch größer. Ich wollte wissen, was in meinen Vater gefahren war, mich einfach so von dem schönsten Tag meines Lebens hierher zu zitieren, um wieder einmal in ein anderes Land zu gehen. „Deutschland! Und jetzt fang an zu packen!", diesmal brüllte er schon fast. Deutschland? Wieso Deutschland? Normalerweise waren es nur Länder, die weit davon entfernt waren. Ich war schon seit ungefähr 2 Jahren nicht mehr zu Hause gewesen! Aber, da er sowieso schon wütend genug war, beschloss ich einfach zu packen. Es gab sowieso kein zurück mehr. Ich nahm mir vor, ihm später nochmal klar zu machen, was er mir kaputt gemacht hatte. Ich ging also in mein Zimmer und holte, wie schon so oft meine Koffer unter dem Bett hervor. Wieder landete ein Teil nach dem Anderen darin und am Schluss waren sie erneut bis zum Rand gefüllt. Es war doch immer wieder dasselbe. Als alles fertig verstaut war, ging ich zurück ins Wohnzimmer, wo mein Vater schon sichtlich angespannt auf mich wartete. Ich musste es jetzt einfach wissen! „Dad? Was ist los? Wieso fliegen wir nach Hause?" Er blickte mich an und ich konnte die Angst in seinen Augen sehen. „Es ist.. Ach Schätzchen.. Es ist deine Tante..", stotterte er. Mir wurde schlecht und mein Herz fing an, wie verrückt zu schlagen. „Was ist mit Katja!", würgte ich heraus, da mir ein großer Kloß im Hals steckte. „Komm! Wir müssen los!", war seine vorläufige Antwort. Mit zittrigen Knien gingen wir aus dem Zimmer und zum Aufzug. Diesmal blickte ich nicht zurück. Zu groß war die Anspannung, die ich in meinem ganzen Körper spüren konnte.

Wie das letzte Mal auch, wurden wir durch den Hintereingang zu einem Wagen geführt und setzten uns sofort hinein und keine 5 Sekunden später ging es auch schon los. Diesmal war ich traurig. Diesen Ort würde ich vermissen, denn dieses Mal hatte ich etwas erlebt. Wahrscheinlich das Beste, was mir je passieren konnte und alles wurde mit einem Anruf beendet. Ich würde meine neuen Freunde nicht mehr wiedersehen, dabei wusste ich noch nicht einmal, ob wir wirklich Freunde waren. Ich beschloss, mich nie wieder mit einem Ort vertraut zu machen. Ich hatte zwar nur einen Tag in Hawaii verbracht, trotzdem tat es mir mehr weh hier weg zu gehen, als bei allen Orten zuvor. Erneut versuchte ich meinen Dad zum Reden zu bewegen. „Dad? Was ist passiert?" Mir fiel auf, dass er diesmal kein Handy in der Hand hielt, sondern nur aus dem Fenster schaute. Er wandte seinen Blick zu mir und sagte mit zitternder Stimme „Katja hatte einen Unfall!"

Tag -2301 (5SOS Fan Fiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt