K A P I T E L 14

2.1K 63 0
                                    

Ivan hatte mich in mein Zimmer begleitet und war noch einige Minuten bei mir geblieben, als ich mich in mein Bett legte und mich mit dem Rücken zu ihm drehte. Stumm liefen mir immer noch Tränen die Wangen herunter. ,,Joana..hör bitte auf!'', flehte Ivan und ich spürte seine Hand auf meiner Schulter. Er hatte sich hinter mich auf mein Bett gesetzt und streichelte meinen Oberarm rauf und runter. Seine Berührungen beruhigten mich ein wenig, jedoch konnten sie den Schmerz in meiner Brust nicht lindern.
,,Was ist hier los?'', fragte plötzlich Carlos. Schnell wischte ich mir die Tränen weg und drehte mich zu ihm. Ein Blick in mein Gesicht genügte, um zu wissen, was mit mir los war. ,,Dieser Hund'', zischte Carlos, drehte sich um und lief schnell aus dem Zimmer. Etwas zu spät realisierte ich, was Carlos vor hatte. Schnell lief ich ihm hinterher. ,,Stop!'', schrie ich ihm hinterher, aber er war bereits aus dem Haus.

-Carlos' Sicht-

Wütend lief ich rüber zu der Wohnung von diesem Typen, der sich traute, meine Cousine zu verletzen. Ich wusste wo er wohnte, da ich Joana das letzte Mal beobachtete, an welcher Tür sie stand. Er wohnte ja nur einige Schritte entfernt. Ich klingelte Sturm und hörte ihn nur hinter der Tür fluchen. Wütend riss er die Tür auf und ich schubste ihn sofort in die Wohnung, bevor ich in seine Wohnung trat und hinter mir die Tür zuknallte. ,,Wer zur Hölle bist du, und was willst du von mir?'', fragte er ahnungslos. Ich tötete ihn mit meinen Blicken. ,,Die Frage ist wohl eher, was glaubst du wer du bist, meine Cousine so zu verletzen?'', schrie ich ihn an und kam ihm ein paar Schritte näher. Ich merkte, dass er keine Angst vor mir hatte, er verhielt sich so, als wäre er öfter in solchen Situationen. Er stellte sich aufrecht hin und sah mich herablassend an. ,,Deine Cousine?'', fragte er wieder ahnungslos. ,,Joana'', zischte ich. Bei ihrem Namen zog er sofort die Augenbrauen zusammen. ,,Was ist mit ihr?'', fragte er plötzlich wütend und kam mir gefährlich nah. Er weiß wohl nicht, wer gerade vor ihm stand. Er zeigte kein bisschen Angst. ,,Ich hab keine Ahnung was du Hund mit ihr getan hast, aber ich warne dich. Komm ihr nicht zu nah-.'' ,,Was ist wenn ich es trotzdem tue?'', unterbrach er mich und grinste mich provozierend an. Das wars mit meiner Geduld. Ich zog meine Waffe aus meinem Hosenbund, zeitgleich tat er dasselbe und wir hielten uns die Waffen gegenseitig ins Gesicht. Wer um alles in der Welt ist dieser Typ, dass er Waffen bei sich trägt? ,,Knall mich doch ab'', schrie er mich an. Ich hätte keine Chance. Genau so wenig wie er. Wir würden beide gleichzeitig draufgehen. Und ich war sicherlich noch zu jung, um zu sterben.
Wir sahen uns einige Sekunden stillschweigend an, immernoch die Waffen auf den Gegenüber gerichtet.
,,Carlos! Mach diese verdammte Tür auf!'', schrie plötzlich Joana hinter der Tür und hämmerte fest gegen diese. Alessio nahm seine Waffe runter, ich tat es ihm gleich. Schnell ging ich zur Tür, ohne den Blick von diesem Alessio abzuwenden und öffnete die Tür, sodass Joana und Ivan ebenfalls die Wohnung betraten. ,,Was zur Hölle?!'', fragte Joana, als sie die Waffen in meiner und Alessio's Hand sah. ,,Komm nach Hause, Carlos. Er ist es nicht wert'', sagte Joana nur emotionslos und schenkte Alessio einen ebenso emotionslosen Blick. Ich steckte meine Waffe wieder hinten in meinen Hosenbund und durchdrang Alessio mit einem wütenden Blick. Er sah nur auf den Boden. Es schien, als würde er überlegen. Seine Stirn war gerunzelt, seine Augenbrauen hatte er zusammengezogen. Ohne uns noch einen Blick zu würdigen warf er seine Waffe in die Ecke des Flures und lief ins Wohnzimmer. ,,Komm jetzt, raus hier'', meinte Ivan nur und sah mich verwundert an. Ich konnte seinen Blick deuten. Genau so wie ich auch, fragte er sich, wer dieser Alessio war und wieso er eine Waffe hatte, mit der er wirklich gut umgehen konnte. Außer unserer Mafiamitglieder trug keiner in dieser Stadt Waffen mit sich. Vorallem nicht, wenn man einfach so zuhause war. Mit Joana zusammen verließen Ivan und ich die Wohnung und liefen zurück zu Malik's Haus.

-Joana's Sicht-

Eine Woche war vergangen, ich hatte immer noch kein Wort mit Alessio gesprochen. Gesehen haben wir uns auch nicht. Auch wenn ich mehr als nur oft an ihn denken musste, war es besser so. Ich wollte mich nicht von ihm verarschen lassen. Immerhin hatte er, während ich ständig an ihn dachte, andere Mädchen im Kopf. Ich war mir zu gut, um mich mit so einem Jungen abzugeben.
In dieser Woche hatte ich viel Zeit mit meiner Familie verbracht. Meine Cousins und Cousinen und ich kamen uns sehr nah und sie erzählten mir einige Dinge über die Mafia und die Vergangenheit. Außerdem übten sie mit mir ein wenig das Kämpfen und auch Schießen, damit ich mich im schlimmsten Fall verteidigen konnte. Alessio wurde plötzlich ein großes Thema in unserer Mafia. Alle fragten sich, wer er war, und wie es dazu kam, dass er anscheinend in jeder Situation eine Waffe mit sich trug. Vorallem meine Onkel versuchten herauszufinden, was es mit ihm auf sich hatte. Aus diesen Gesprächen hielt ich mich jedoch heraus. Oft fragten sie mich, ob er sich in meiner Gegenwart jemals komisch verhalten hat, aber mir fiel nie etwas komisches auf. Er war ein ganz normaler Junge und verhielt sich eigentlich wie alle anderen in seinem Alter. Genau so erklärte ich es auch meinen Onkels und irgendwann gaben sie es schlussendlich auf, mehr über ihn und seinen Stand herauszufinden.
Die Villa wurde langsam wieder aufgebaut, einige Zimmer wurden bei der Explosion stark beschädigt und auch so gut wie verbrannt, jedoch hatte die Mafia genug Geld um bereits damit anzufangen, alles wieder aufzubauen.
Carlos, Ivan und ich waren uns vorallem ziemlich nah gekommen, mit den beiden hatte ich das Kämpfen und Schießen ein wenig geübt.
Genauso nah kamen Aurora, Maria und ich uns. Wir gingen öfter mal aus und gingen einkaufen oder essen. Natürlich nur in Begleitung von Carlos, Ivan oder Pedro, es könnte natürlich immer wieder zu einem weiteren Vorfall nach der Explosion kommen.

Gerade war ich wieder auf dem Weg nachhause, nachdem ich auf dem Markt einkaufen war. Zum ersten Mal nach einer Woche konnte ich alleine das Haus verlassen, da grad alle anderen zutun hatten. Ich trug die schweren Tüten. Bevor ich durch die Gasse ging, sah ich ihn an der Mauer in der Nähe der Gasse stehen. Genau dort stand er ebenfalls, als er mich zum ersten Mal beobachtet hatte. Wieder trug er eine Sonnenbrille. Er sah genauso aus, wie am ersten Tag. Automatisch blieb ich stehen und sah ihn an. ,,Kann man dir helfen?'', fragte er mich und kam langsam auf mich zu. Er blickte auf die schweren Tüten und zog seine Sonnenbrille ab, die er an seinem Ausschnitt feststeckte.
,,Nein, danke. Geht schon'', gab ich nur kalt von mir. Es fiel mir schwer, ihn anzusehen, deshalb schaute ich einfach auf den Boden. ,,Joana..'', murmelte er traurig und ich sah langsam auf sein Gesicht. Bei seinem Anblick zog sich mein Herz zusammen. Er hatte tiefe, dunkle Augenringe und sah allgemein schlanker aus. Als hätte er an Gewicht verloren. ,,Sag mir bitte, was ich getan habe'', sagte er und sah mir eindringlich in die Augen. ,,Das fragst du noch?!'', schrie ich ihn plötzlich wütend an. Er zog die Augenbrauen hoch. ,,Sag es, Joana! Sag was ich dir angetan habe!'', schrie er auf einmal auch. Ich riss die Augen auf. Er traute sich noch mich anzuschreien?! Was dachte er denn, wer er war?! Ich ließ wütend meine Tüten mit den Lebensmitteln fallen und stemmte meine Hände auf die Hüften. ,,Schrei.Mich.Nicht.An!'', zischte ich sauer und sah ihm genau so wütend in die Augen. ,,Dann sag mir verdammt nochmal, was ich getan habe! Gott, ich ertrage es nicht mehr, du gehst mir nicht aus dem Kopf, verstehst du?! Wenn ich meine Augen schließe, seh ich dich vor mir, ich kann nachts nicht schlafen, ich hab keine Lust mehr was zu essen, bei jedem kleinsten Bissen, den ich zu mir nehme habe ich das Gefühl, ich muss mich übergeben. Verdammt, Joana! Sag mir einfach, was ich getan habe, dass du mich so hasst!'', schrie er wütend und fasste mich an meinem Oberarm. ,,D-Du..'', stotterte ich, doch konnte nicht weitersprechen. Wieder sah ich dieses Mädchen in seinem Hemd vor mir und Bilder schossen mir in den Kopf, von ihrer gemeinsamen Nacht. ,,Was, Joana! Rede mit mir, sag es mir, bitte!'', flehte er und sah mir verletzt ins Gesicht. ,,Da war dieses Mädchen bei dir'', brach ich schließlich heraus und eine Träne wanderte meine Wange herunter. ,,Das wars?'', fragte er mich und sein Gesicht wurde weicher. ,,Willst du mich verarschen? Was soll das denn heißen?! Wer weiß, was du mit ihr alles getan hast!'', schrie ich. Er zog mich an meinem Arm zu ihm und schlang seine Arme um meinen Köper. Er drückte mich fest an sich und zog meinen Duft so tief ein, dass man sein Einatmen deutlich hören konnte. ,,Alessio, lass mich los!'', zischte ich und versuchte mich zu befreien. ,,Da war nichts, Joana'', flüsterte er in mein Ohr und hauchte einen Kuss hinter mein Ohr. ,,W-Was?'', fragte ich stotternd. ,,Ja, ich habe sie mit zu mir genommen, ja ich wollte mit ihr schlafen, naja zumindest zu Beginn. Ich wollte mich irgendwie ablenken, wegen der Sache mit meinem Bruder. Aber als sie dann bei mir war. Und sie mich geküsst hat. Da konnte ich nicht weitergehen. Ich musste sofort an dich denken'', erklärte er und ich spürte, wie ein riesen großer Stein von meinem Herzen fiel. ,,A-Aber..sie hatte dein Hemd an'', flüsterte ich. ,,Ich weiß, Babe. Ich habe es ihr zum schlafen gegeben. Sie hatte nur ein Kleidchen an, und ich wollte sie so spät nicht aus meiner Wohnung werfen. Achja..bevor du fragst, sie hat auf meinem Bett geschlafen, und ich auf der Couch'', sagte er noch und löste sich langsam von mir. Er nahm mein Gesicht in seine großen Hand und sah mich sehnsüchtig an. ,,Du hast mir so gefehlt'', murmelte er und drückte einen Kuss auf meine Stirn. ,,Und das nächste Mal, sprich bitte zuerst mit mir, bevor du deinen Cousin auf mich hetzt'', sagte er noch lachend. Ich musste ebenfalls grinsen, sein Lachen war so schön. ,,Tut mir leid'', entschuldigte ich mich kurz. ,,Kein Problem'', meinte er, bevor er mich kurz auf meine Lippen küsste. Schnell löste er sich von mir. Ich jammerte, da ich ihn noch länger küssen wollte und zog einen Schmollmund. ,,Wir sind in der Öffentlichkeit, meine Schöne. Das sollten wir vielleicht lieber auf später verschieben.''

Mission IncompleteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt