K A P I T E L 33

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-Joana's Sicht-

Der Tag der Abreise war gekommen und zusammen mit Ivan fuhr ich am späten Nachmittag in die Wohnung, in der ich 'gefangen' gehalten wurde, um dort meine letzten Sachen einzusammeln. Den Schlüssel hatte sich Pedro bei Jonas besorgt. So müsste ich Alessio nicht unter die Augen treten.
Dort angekommen bemerkte ich den interessierten Blick von Ivan, der sich alles in der Wohnung genau an sah. Ich beachtete es nicht weiter und lief ins Schlafzimmer und Bad, um dort meine Dinge einzupacken. ,,Schlecht hattest du es aber nicht'', behauptete plötzlich Ivan hinter mir. Wie konnte er nur sowas sagen? Nur weil ich eine eigene Wohnung hatte, sollte ich darüber hinweg sehen, dass ich trotzdem eine Gefangene war? Ivan bemerkte meinen Blick und sah mich entschuldigend an. ,,So war das nicht gemeint, tut mir leid'', meinte er und senkte den Blick. ,,Schon gut, ich bin fertig, lass uns gehen'', murmelte ich und wollte an ihm vorbei. Er hielt jedoch meinen Arm fest und zog mich zurück. ,,Joana, ich wollte dich fragen..also..denkst du es ist die richtige Entscheidung, dich entgültig von Alessio zu trennen?'' Ungläubig sah ich ihn an. ,,Was soll das jetzt, Ivan?'', fragte ich und schüttelte genervt den Kopf. ,,Naja..okay eigentlich will ich nur wissen, ob du..ob du ihn noch liebst'', gab er zu und ich schaute auf meine Füße. ,,Können wir bitte über etwas anderes sprechen? Ich habe keinen Nerv dafür.''

-Alessio's Sicht-

Am späten Nachmittag fuhren Jonas, Luca und ich nochmal rüber zu den Portugiesen, um uns vernünftig bei ihnen zu verabschieden. Trotz der Angst, Joana zu begegnen, entschied ich mich, mit den Jungs zusammen zu ihnen zu fahren. Dort angekommen sagte man mir glücklicherweise, dass Joana nicht zu Hause war, jedoch verwandelte sich das Glück in Hass, als ich erfuhr, dass sie mit Ivan zusammen unterwegs war.
Als ich mich ordentlich von den älteren, vorallem bei Joana's Vater verabschiedet hatte, der sich noch einmal bei mir entschuldigt, und mir gesagt hatte, wie froh er nun wäre, wenn ich noch Joana's Freund wäre, gesellte ich mich zu den jüngeren Jungs, sprich Carlos, Pedro, Bruno und auch deren Onkel Fabio. Wir unterhielten uns einige Zeit bis die Jungs wieder mit dem selben Thema anfingen und mich fast in den Wahnsinn trieben. ,,Man, du musst mit ihr reden!'', forderte Pedro und ich schüttelte meinen Kopf. ,,Reden und dann was? Mir wieder anhören, dass alles meine Schuld ist, und sie mich nicht mehr will? Das kann ich mir echt sparen'', gab ich von mir. ,,Sie will dich noch! Das sieht ein Blinder, nur willst du es irgendwie nicht sehen!'', zickte Carlos und ich verdrehte die Augen. ,,Wenn sie mich wollen würde, würde sie mich nicht verlassen. Aber das tut sie, das erklärt doch einiges, oder?'' ,,Du gibst viel zu schnell auf. Kämpf doch mal um sie, ich dachte, du liebst sie?'', meinte Luca und die anderen stimmten ihm zu. ,,Ich liebe sie. Das werde ich immer. Für den Rest meines Lebens und das wird sich auch nicht ändern. Aber es macht einfach keinen Sinn. Sie hat sich gegen mich entschieden.'' Es war mir in dem Moment nicht peinlich, so etwas vor den Jungs zu sagen, bis ich bemerkte, dass sie auf etwas hinter meinem Rücken schauten. Ich drehte mich um und sah Joana ein paar Schritte von mir entfernt. Sie hatte meine letzten Sätze gehört. Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt, und wir starrten uns einfach so an. Eine Weile dauerte es, bis sie ihren Blick senkte und an mir vorbei in die Villa lief. ,,Geh ihr hinterher!'', forderte Carlos und ich setzte gerade dazu an, ihr wirklich nach zu gehen, bis mich eine gewisse Person davon abhielt. ,,Sie will dich nicht sehen. Das hat sie mir gerade gesagt'', rief Ivan und ich stopte in meiner Bewegung. Dieser Knecht.
Ich hielt es in diesem Garten nicht mehr aus, weshalb ich mich so schnell wie möglich bei den Jungs verabschiedete. ,,Du hast meine Nummer, wir schreiben und telefonieren'', machte ich mit Carlos aus und ging mit schnellen Schritten raus. ,,Man Alessio, das kanns doch nicht mit euch beiden gewesen sein!'', rief mir Jonas noch hinterher, aber ich achtete nicht mehr darauf, stieg in meinen Wagen und fuhr davon. Es war zu Ende. Für immer.

6 Monate später

Sechs Monate hatte es gedauert, bis wir heraus gefunden hatten, wer hinter all den Morden unserer Familien stand. Eine, im Vergleich zu uns, kleine Mafia im Spanien hatte sich getraut, in unseren Familien zu morden und uns in dem Glauben zu lassen, dass es entweder die Italiener, oder die Portugiesen waren und hatte somit zu einer jahrelangen Feindschaft beigetragen. Die jedoch seit sechs Wochen aufgelöst war. Seitdem arbeiteten die beiden Mafias zusammen, um diejenigen zu finden, die uns das angetan hatten. Und jetzt hatten wir sie endlich. Wir begaben uns gerade ins Flugzeug, welches uns nach Spanien bringen sollte. Dort würden wir ebenfalls auf die Mitglieder der portugiesischen Mafia treffen und mit ihnen zusammen angreifen und jedes einzelne Mitglied dieser spanischen Mafia auslöschen. Das war zumindest der Plan.
Als der Flieger startete, dachte ich an die letzten sechs Monate zurück. Ich hatte mich verändert. Mein Bart war etwas länger geworden, ich hatte mehr trainiert, als jemals zuvor und war dementsprechend breiter geworden. Aber nicht nur äußerlich hatte ich mich verändert. Ich hatte angefangen zu rauchen, da mich die Zigaretten irgendwie beruhigten und mir dieses Gefühl der inneren Ruhe gefiel. Auf Partys war ich nach wie vor dabei, hatte jedoch im Gegensatz zu Jonas und Luca keine Frau. Ich würdigte keiner Frau einen Blick und wenn ich angesprochen wurde, was sehr oft vor kam, schickte ich diese Frau emotionslos wieder weg. Ich lachte nicht mehr so viel, so gut wie gar nicht. Zeigte keinem meine Emotionen. Und an all diesen Veränderungen hatte nur eine Person schuld. Joana. Noch immer musste ich Tag und Nacht an sie denken, das würde wahrscheinlich niemals vorbei gehen. Ich hatte nicht mehr mit ihr gesprochen, sie nicht mehr gesehen, jedoch erkundigte ich mich fast jeden Tag bei Carlos, wie es ihr ging.
Mit den Jungs aus Portugal verstand ich mich sehr gut, wir waren schon mehr als Freunde geworden, auch wenn wir nur telefonierten, schrieben und uns gelegentlich über Facetime sahen. Auch wenn es in Spanien einen Kampf geben wird, war ich froh, die Jungs wiedersehen zu können. Bei all diesen Gedanken bemerkte ich gar nicht, dass meine Augen sich immer mehr schlossen und ich begann zu träumen. Von ihr.

-Joana's Sicht-

Ich verabschiedete mich mit Tränen in den Augen von meinen Onkeln, Cousins und meinem Vater am Flughafen. Sie würden gleich nach Spanien fliegen und dort eine Mafia angreifen. Die Mafia, die meine Mutter umgebracht hatte. Auch wenn ich solche Situationen mittlerweile gewohnt war, hatte ich jedes Mal aufs Neue Angst, es würde einer von ihnen nicht mehr zurück kommen, weshalb mir die Abschiede immer wieder schwer fielen.
Eine Person umarmte mich von hinten und ich drehte mich dann um. Ich fiel Ivan in die Arme und drückte ihn so fest es ging. In den letzten Monaten war gerade er immer wieder bei meiner Seite und baute mich auf. ,,Joana ich..wenn ich das überlebe, kann..kann ich dich dann auf ein Date einladen? So ein richtiges Date?'', fragte er plötzlich schüchtern, als keiner mehr in unserer Nähe war, da sie sich nach und nach zum Privatjet begaben. ,,Date?'', fragte ich unsicher und starrte auf meine Füße. In den sechs Monaten hatte ich mich mit keinem Jungen, bis auf meine Familie und ein paar weiteren Mafiamitgliedern unterhalten und hatte ebenfalls keine Dates. Auch wenn ich bei einigen Mädelsabenden mit meinen Cousinen und meiner besten Freundin Giulia angesprochen wurde, hatte ich an keinem Interesse. Wie denn auch, wenn nur ein einziger Mann in meinen Gedanken rumschwirrte. ,,Ja, also nur..wenn du wirklich Lust darauf hast'', meinte er und ich sah ihm ins Gesicht. ,,Ja, ja warum nicht. Hauptsache du kommst gesund wieder zurück'', meinte ich. Ich war selbst darüber erschrocken, einem Date zugesagt zu haben. Aber vielleicht sollte ich mich einfach mal auf andere Männer einlassen, um Alessio vergessen zu können. Warum dann nicht erstmal mit Ivan beginnen, den ich ja sowieso schon kannte? Glücklich grinste mich Ivan an und ich verabschiedete mich mit einer letzten Umarmung, bis auch er meiner Familie hinterher ging und aus meinem Sichtfeld verschwand.

Mission IncompleteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt