K A P I T E L 28

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-Joana's Sicht-

Zurück in der Wohnung und nach einer langen Dusche und zwei Croissants, die ich essen musste, da Alessio mich gezwungen hatte, lag ich im Bett und dachte darüber nach, was wohl meine Familie gerade tat. Giulia hatte sie mit Sicherheit schon informiert. Wie hatten sie reagiert, und was würden sie nun tun? Die Hoffnung aufgeben und mich hier zurück lassen, oder doch versuchen mich zu retten? Die Gedanken schwirrten in meinem Kopf umher und plötzlich bekam ich eine fürchterliche Angst. Was ist, wenn sie glaubten, sie könnten mich nicht mehr retten? Oder noch viel schlimmer, was wäre, wenn sie wirklich kommen würde, es einen Kampf geben und einige Familienmitglieder sterben würden? Wegen mir. Mein Magen drehte sich bei diesem Gedanken um, und wie so oft in den letzten Tagen rannte ich auf die Toilette und übergab mich.

,,Oh Gott, gehts dir gut?'', sagte plötzlich eine weibliche Stimme hinter mir und ich spülte sofort ab und stand mit wackeligen Beinen auf. Das war dieses Mädchen von letztes Mal. Am Auto. ,,Ja, es geht schon wieder. Danke'', murmelte ich und wusch mir mein Gesicht und spülte meinen Mund aus. Ich spürte ihre Blicke in meinem Rücken und fragte mich, was sie von mir wollte. ,,Oh man, Alessio hatte mir schon erzählt, dass du etwas krank bist, aber wir dachten, das wäre bereits vorbei'', meinte sie und ich sah sie unsicher an. Sie schien besorgt zu sein. Aber wieso? Müsste sie mich nicht hassen?
Sie ging ins Wohnzimmer und ich folgte ihr. ,,Achja, ich bin Noemi, falls dir Alessio das nicht schon erzählt hat'', stellte sie sich plötzlich glücklich vor und grinste mich breit an. Sie war verrückt. Das sah man ihr jetzt schon an. ,,Alessio dachte, du könntest vielleicht eine Freundin gebrauchen und deswegen bin ich hier! Und naja, eigentlich wollte ich dich dringend kennenlernen, also hab ich Alessio irgendwie dazu überreden können!'', sprudelte alles nur so aus ihr heraus und ich hörte ihr gespannt zu. ,,Warum willst du mich kennenlernen?'', fragte ich nun und sie zog überrascht die Augenbrauen hoch. ,,Alessio hat mir von dir erzählt. Er hat alles erzählt, was du für ein Mensch bist und wie dein Charakter ist. Du denkst sicher, ich muss dich hassen, aber das tue ich nicht. Weil Alessio mir eben alles erzählt hat. Und es tut mir leid, dass die dich hier festhalten'', erklärte sie mit einer etwas ruhigeren Stimme und ich nickte schwach. Ich wusste nicht genau, was ich von all dem halten sollte. ,,Du brauchst dir wirklich keine Gedanken machen, ich tue dir nichts. Ich will wirklich einfach nur für dich da sein'', sagte sie nun und ich nickte.

,,Noemi, du bist hier nicht wahr? Hab ich dir nicht gesagt, ich will sie erstmal fragen, ob sie dich überhaupt kennenlernen will?'', rief plötzlich ein wütender Alessio durch die Wohnung und betrat einige Sekunden später das Wohnzimmer. ,,Ups, erwischt. Ich glaub ich muss jetzt gehen'', flüsterte sie mir zu und grinste schief. Sie stand auf und ging auf Alessio zu, der sauer vor ihr stand. ,,Wieso hörst du nicht darauf, wenn man dir etwas sagt?! Weißt du, in was für eine Lage du sie gebracht haben könntest?'', begann Alessio und Noemi sah vor ihm plötzlich ganz traurig aus. ,,Alessio, schon gut'', rief ich und beide sahen mich an. Alessio ein wenig verwundert, Noemi leicht lächelnd. ,,Geh am besten jetzt'', murmelte Alessio noch und das Mädchen ging mit schnellen Schritten nach draußen. ,,Es tut mir leid, sie..'', fing er wieder an, diesmal mit einer sanften Stimme, aber ich unterbrach ihn. ,,Es ist alles in Ordnung, Alessio'', murmelte ich und bemerkte wie er mir immer näher kam. Er nahm mich auf einmal in den Arm und ich schmiegte mich in seine Arme. ,,Wie geht es dir?'', fragte er mich, ohne mich los zu lassen und ich zuckte mit den Schultern. ,,Ich habe mich schon wieder übergeben'', murmelte ich und er ließ mich abrupt los. ,,Wir fahren sofort zum Arzt'', meinte er und nahm meine Hand, bereit, mich aus der Wohnung zu ziehen. ,,Nein, ich will nicht'', sagte ich und zog ihn zurück, sodass er stehen blieb und mich anschaute. ,,Du übergibst dich seit einer Woche, wie lange soll das noch so gehen? Und jetzt komm mit'', forderte er und begann wieder, mich durch die Wohnung zu ziehen. Und wieder hielt ich ihn auf. ,,Alessio, ich möchte nicht zum Arzt. Kannst du nicht dafür sorgen, dass ein Arzt hier her kommt? Eine weibliche Ärztin?'', fragte ich und er sah mich eindringlich an. ,,Na gut, ich werde morgen früh eine Ärztin zu dir schicken. Ich hab einige Dinge zu erledigen. Oder möchtest du, dass ich dabei bin?'', fragte er fürsorglich und ich schüttelte den Kopf. ,,Ich schaffe das auch alleine.''

-Carlos' Sicht-

Mit gepackten Koffern, in denen sich hauptsächlich Pistolen und Messer befanden, standen wir nun vor unserem Privatjet, der drei Mal nach Italien und wieder zurück fliegen musste, damit auch die ganze Mafia, natürlich nur die Männer, ohne Probleme nach Italien kommen konnten. Den ersten Flug nahmen die engsten Mitglieder, also meine ganzen Onkel und Cousins, sowie die besten Freunde von Onkel Fabio und Onkel Malik. Natürlich auch Ivan. Wir hatten sogar beschlossen, den jüngsten meiner Cousins mitzunehmen, Bruno. Er war gerade Mal 17, stand jedoch nun vor dem wahrscheinlich größten Kampf seines Lebens. In zwei Tagen würden wir angreifen. Ja, wir hatten uns für einen Angriff entschieden, natürlich würden wir versuchen, Joana zu retten. Sonst könnten wir uns das niemals verzeihen. Es sollte ein Überraschungsangriff werden, so könnten wir den größten Erfolg erzielen. Sie erwarteten uns nicht. Und das war gut so.

Mission IncompleteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt