K A P I T E L 40

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Spät am Abend, als wieder alle jüngeren Mitglieder der Mafia gemeinsam am Tisch im Garten saßen, war von Ivan noch immer keine Spur. Nachdem er vor der Kirche gegangen war, war er nicht mehr zurück gekommen und keiner konnte ihn erreichen. Ich war noch immer sauer auf ihn, machte mir aber trotzdem sorgen. Er kannte sich in diesem Land nicht aus, war alleine unterwegs und sein Handy war aus. Vor etwa einer halben Stunde waren Bruno und Pedro losgefahren um nach ihm zu suchen und ich wartete gespannt auf einen Anruf von einem der beiden. Als hätten sie meine Gedanken gelesen, begann mein Handy zu klingeln und ich ging schnell dran. ,,Pedro? Ist alles okay? Habt ihr ihn gefunden?'', fragte ich sofort besorgt. ,,Ja, er saß hier am Strand. Willst du ihn sprechen?'' Erleichtert atmete ich aus und entspannte mich sofort ein wenig. ,,N-Nein. Ich werde morgen persönlich mit ihm sprechen.'' Trotz meiner Sorge, hatte ich den Vorfall von heute nicht vergessen und stur wie ich war, wollte ich ihm nicht sofort verzeihen. Vorallem nicht ohne eine persönliche, gute Entschuldigung. Ich sprach noch ein paar Sätze mit meinem Cousin und legte dann auf, teilte den anderen mit, dass sie Ivan gefunden hatten und alles in Ordnung war. Auch sie schienen alle nun etwas entspannter zu sein und begannen noch lauter als zuvor zu lachen und irgendwelche Witze zu erzählen. Alessio hatte sich, wie beim letzten Mal gleich gegenüber von mir gesetzt und als sich unsere Blicke trafen deutete er mir an, ihm nach drinnen zu folgen. Er stand auf, lief in die Villa und ich folgte ihm ein paar Minuten später, damit es nicht zu sehr auffiel. Drinnen suchte ich nach ihm, konnte ihn aber erstmal nirgendwo finden, also lief ich auf sein Zimmer zu. An den Treppen wurde ich an meiner Hand gepackt und knallte im nächsten Moment gegen Alessio's harte Brust. ,,Na du'', sagte er mit einem frechen Grinsen auf den Lippen und ich verdrehte nur lächelnd die Augen. ,,Komm mit'', meinte er dann und zog mich die Treppen nach oben. In der obersten Etage zog er mich in ein kleines Zimmer und wir stiegen eine kleine Leiter aus Metall nach oben durch eine Art Tür an der Decke. Alessio ging vor und zog mich an meiner Hand nach oben, bis ich vor ihm stand und mich dann um sah. Wir befanden uns auf dem Dach der Villa und konnte die Stimmen der anderen im Garten schwach hören. ,,Keiner kennt diesen Ort. Naja, mein Vater hat ihn gekannt, aber jetzt bin ich wohl der einzige. Und du. Du kennst ihn jetzt auch'', erklärte er und beobachtete mich von der Seite. Ich lächelte und schaute hoch in den dunklen Himmel. Millionen Sterne strahlten über unseren Köpfen und der Vollmond leuchtete hell auf uns herab. ,,Es ist so wunderschön'', flüsterte ich und senkte langsam meinen Kopf, um Alessio, der nun vor mir stand und mich betrachtete, anzusehen. ,,Ja, ich komme hier immer hoch um alleine zu sein. Durchzuatmen.'' Ich nickte und setzte mich auf den Kiesboden. Alessio lief um mich herum und setzte sich hinter mich. Seine Beine jeweils rechts und links von mir und seine Hände an meinem Bauch, zog er mich an seinen Körper ran und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. ,,Ich habe dich so vermisst, die Jahre waren die Hölle für mich'', murmelte er und ich bekam sofort eine Gänsehaut. Langsam und schüchtern legte ich meine Hände auf seine und schmiegte mich noch mehr an seinen Körper. ,,Ich habe dich auch vermisst'', gestand ich leise und spürte, wie er an meinem Hals lächelte. ,,Was ist heute mit Ivan passiert?'', fragte Alessio und ich seufzte. ,,Er hat uns gesehen. Wie wir uns umarmt haben und..es hat ihm nicht gefallen'', erklärte ich kurz. Ich wollte nicht mehr zu diesem Thema sagen. Vorallem kam es mir wie ein Verrat vor, gerade mit Alessio über den Streit mit Ivan zu sprechen. ,,Liebst du ihn?'', fragte er mich nun und ich brauchte einige Sekunden, bis ich antworten konnte. Ich wollte Alessio nicht verletzen, gleichzeitig aber auch nicht anlügen. ,,Ja, ja ich liebe Ivan.'' ,,Liebst du mich?'' Ohne zu überlegen nickte ich und bemerkte erst, als es zu spät war, was ich da gestanden hatte. Mein Körper hatte gehandelt, bevor ich auch nur überlegt hatte und ich riss die Augen auf. ,,Ich liebe dich auch. Das werde ich immer. Bis an mein Lebensende'', murmelte er und hauchte einen Kuss auf meinen Hals. ,,Alessio..i-ich wollte nicht..es tut mir leid'', stotterte ich vor mich hin. Aber was wollte ich nicht? Ich wusste ja nicht einmal, was ich wirklich sagen wollte. ,,Sei still. Machs bitte nicht kaputt. Bitte'', flüsterte er und drückte mich noch näher an sich ran. Ich hielt meinen Mund, mein Herz klopfte laut und ich hatte Angst, dass er es hören würde. ,,Denkst du, dass mit uns wird wieder?'', fragte er nun. ,,Ich weiß nicht, Alessio. Ich denke nicht..ich mein, ich bin seit drei Jahren mit Ivan zusammen und ich bin glücklich mit ihm.'' Ich musste es einfach sagen. Ich wollte Alessio keine Hoffnungen machen und ihn noch mehr verletzen, als diese Worte es wahrscheinlich schon getan hatten. ,,Du bist glücklicher mit mir'', hauchte er an meinem Ohr und ich drehte stirnrunzelnd meinen Kopf zu ihm nach hinten. ,,Du liebst mich mehr, als du ihn liebst. Lass deine Gefühle frei, Joana. Lass deine Gefühle endlich los'', sagte er leise und ich drehte mich nun komplett zu ihm um. Ich wollte ihm einfach in die Augen schauen. ,,Warum denkst du so?'', fragte ich nun ihn und schaute ihm mit festem Blick in die Augen. ,,Wenn es nicht so wäre, wärst du nicht hier bei mir'', flüsterte er. Und dann passierte es ganz schnell, er drückte mich an meinem Hinterkopf zu sich und presste seine Lippen auf meine. Ich hatte das Gefühl mein Inneres explodierte, wie das größte Feuerwerk der Welt. Mein Verstand schaltete sich automatisch aus und ich kletterte, ohne den Kuss zu unterbrechen, auf seinen Schoß und vergrub meine Hände in seinen Haaren. Der Kuss fühlte sich so unglaublich gut an. Alessio's Zunge drang in meinen Mund ein und er stöhnte zufrieden in den Kuss hinein, als sich unsere Zungen trafen.
Außer Atem lösten wir uns einige Sekunden voneinander. ,,Das ist so unglaublich falsch'', murmelte ich und er legte seine Stirn auf meine. ,,Es hat sich noch nie so richtig angefühlt. Du liebst mich'', flüsterte Alessio und wieder trafen sich unsere Münder und begannen das Spiel von vorne.

Mission IncompleteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt