Mission Incomplete

K A P I T E L 42

Wir verbrachten alle zusammen den Tag am Strand, einige gingen schwimmen, andere spielten Volleyball, während ich einfach nur im Sand saß und Ivan beobachtete. Er lachte, hatte Spaß und machte einige Witze mit den anderen. Alessio's Worte kreisten in meinen Gedanken. Wieso wollte er, dass ich unseren Kuss für mich behielt? Er sollte sich doch freuen, dass Ivan davon erfährt und er sich von mir trennt. Stattdessen sagte er mir, dass ich Ivan nichts erzählen sollte, was meine Beziehung kaputt machen könnte. Vielleicht hatte er Recht. Aber ich konnte es einfach nicht. Ich war keiner dieser Frauen, die etwas falsch machten, und es dann nicht einmal zugeben konnten. Das passte einfach nicht zu mir.

Als es langsam dunkel wurde, fuhren wir wieder zurück in die Villa, wo alle erstmal duschen gingen und sich dann erneut im Garten versammelten, um Abend zu essen.
Mir fiel auf, dass Ivan mich den ganzen Tag schon etwas vernachlässigte. Er kam nicht zu mir rüber, als ich alleine im Sand saß und auch auf der Heimfahrt stieg er in ein anderes Auto als ich. Ob er geahnt hat, dass ich ihn betrogen hatte? Immerhin wusste er inzwischen, dass ich einen Fehler begannen hatte, nur eben nicht, was für einen.
Ich war mit eine der letzten, die im Garten ankamen und setzte mich an meinen üblichen Platz. Der Platz neben mir, auf dem Ivan immer saß, war frei, weil er noch nicht da war. Ich wartete geduldig auf ihn und fragte mich, ob er sich wohl neben mich, oder auf einen anderen Platz setzen würde. Meine Frage wurde beantwortet, als sich Ivans Hand auf meine Schulter legte und er neben mir Platz nahm. ,,Allea gut?'', fragte er mich mit einem breiten Grinsen. ,,Ehm, ja'', gab ich eine knappe Antwort und zwang mir ein kleines Lächeln auf.
Während dem Essen wurde wie immer viel gelacht und geredet und als ich so gut wie fertig war, erhob sich Ivan neben mir, nahm sein Glas in die Hand und schlug mit der Gabel darauf. Meine Cousins, Cousinen und die Familie von Alessio kicherten, waren dann aber still und warteten gespannt darauf, was Ivan zu sagen hatte. Und dann begann er.
,,Vor ungefähr vier einhalb Jahren habe ich ein ganz besonderes Mädchen kennengelernt. Erstmal mit dem Zweck ein Auge auf sie zu haben und auf sie aufzupassen. Aber schon nach der ersten Begegnung verzauberten mich ihre schönen Augen.'' Oh mein Gott. Bitte nicht. Ivan fuhr fort. Ich starrte auf die Tischplatte. ,,Wir lernten uns besser kennen und sie löste in mir Gefühle aus, die ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht kannte. Doch immer wieder kam etwas dazwischen. Ich konnte es einfach nicht sagen. Bis ich dann vor etwas mehr als drei Jahren meinen Mut gepackt habe und sagte: Wir wärs wenn wir ein Date haben, wenn ich gesund zurück komme. Und sie sagte ja. Wir hatten unser erster Date. Wir kamen zusammen. Und blieben drei Jahre zusammen. Ihr müsst euch vorstellen, ich habe sie mehr als alles andere geliebt. Ich war immer für sie da. Ich wollte sie heiraten und eine Zukunft mit ihr haben.'' Wieso spricht er von der Vergangenheit? Was passiert hier gerade? ,,Ich hab sogar den hier gekauft'', sprach er und zog im selben Moment eine Schachtel hervor. Ich schaute in seine Hand, er öffnete die kleine Schachtel und ein wunderschöner, riesiger Diamantring leuchtete vor meinen Augen. ,,Der hier hätte dir gehören können. Aber nein. Nein, dass wird er nicht. Wisst ihr auch wieso?'', fragte er in die Runde. Alle hatten ihre Augenbrauen zusammen gezogen. Nur Alessio sah mich ohne jegliche Emotionen an. ,,Ivan..'', flüsterte ich. Ich wollte ihn aufhalten. ,,Sei still, Joana. Was habe ich dir getan, dass du hinter meinem Rücken deinem Ex Freund die Zunge in den Hals steckst? Was hat er dir zu bieten, was ich dir nicht bieten kann? Drei Jahre, verdammte drei Jahre sind wir zusammen und du verlierst sofort wieder deine Kontrolle, weil du ihm einmal begegnest. Du kleine, verlogene..'' Jemand schlug hart auf die Tischplatte und brachte Ivan somit zum schweigen. Meine Augen waren bereits gefüllt mit Tränen und meine Sicht war verschwommen. ,,Wag es nicht, sie zu beleidigen!'', schrie Carlos ihn an und ich zuckte sofort beim Klang seiner tiefen Stimme zusammen. ,,Joana hat nicht das richtige getan, trotzdem werde ich nicht erlauben, dass du sie beleidigst und ihr noch mehr das Herz brichst. Und jetzt geh deine Koffer packen. Es ist besser, wenn du heute noch zurück nach Portugal fliegst.'' ,,Dass ihr sie immer noch mir vorzieht, obwohl ihr mich schon viel länger kennt. Ich dachte echt, wir wären eine Familie. Vielleicht sind wir nicht verwandt, aber ich dachte ehrlich, ihr seht in mir auch einen Bruder. Auf diese Familie kann ich verzichten. Und dir Joana, viel Spaß mit Alessio. Ich hoffe er betrügt dich, dann weißt du, wie es sich anfühlt!'' Er warf die Schachtel mit dem Ring vor mir auf den Teller und lief mit schnellen Schritten in die Villa. Sofort kamen meine Cousinen zu mir und umarmten mich von allen Seiten, während ich einfach nur heulte. Wie konnte er das bloß wissen? Woher wusste er, dass Alessio und ich uns geküsst haben? Das war einfach unmöglich, nur er und ich wussten davon!