K A P I T E L 21

2K 61 1
                                    

Es war einige Zeit vergangen, zwischen Joana und mir lief es relativ gut. Immer mal wieder stritten wir uns über Kleinigkeiten, da entweder ich oder sie eifersüchtig wegen irgendwas war, jedoch hielten wir keinen ganzen Tag aus und vertrugen uns schließlich wieder. Ich hatte in den ganzen Wochen noch länger über meinen Entschluss nachgedacht. Bisher wusste noch keiner von diesem Entschluss, nicht einmal Luca und Jonas. Ich wollte mir alles bis ins kleinste Detail überlegen, damit Joana auch bloß nichts passiert. Damit könnte ich nämlich nicht leben.
Und nun war es soweit. Ich wartete darauf, dass Jonas abnahm, damit ich ihm und Luca meinen Entschluss mitteilen konnte und sie drüben alles regeln konnten.

,,Alessio, du lebst noch? Ich dachte du wärst gestorben'', meinte Jonas sofort ironisch und ich wusste, dass die beiden sauer waren. Ich hatte mich wirklich lange nicht mehr gemeldet. Und ihre Anrufe und Nachrichten hatte ich auch nicht beantwortet. Aber ich brauchte nun mal Zeit für mich und Joana. Ich musste die letzten Wochen mit ihr genießen.

,,Ich habe einen Entschluss gefasst'', sagte ich nur, ohne auf seine 'Begrüßung' einzugehen. ,,Und dieser wäre?'', fragte nun Luca und ich atmete ein letztes mal tief ein und aus. ,,Ich werde sie nach Italien bringen'', brachte ich entgültig heraus. Die Jungs brauchten eine Weile um zu antworten. ,,D-Das ist gut, nein, das ist sehr gut, Alessio. Damit erleichterst du uns echt einiges'', rief Jonas. ,,Ihr müsst mir versprechen, dass ihr nichts passiert. Ich will, dass ihr ein eigenes Haus für sie und mich kauft. Sie soll sich dort wohl fühlen, und nicht wie eine Gefangene. Und sorgt dafür, dass alle von ihr weg bleiben!'' Ich wurde sofort wütend bei der Vorstellung jemand könnte sie auch anpacken, geschweige denn angucken. ,,Alessio, wir haben dir schon vorher versprochen, dass ihr hier nichts passieren wird. Das gilt bis heute noch und wird auch gelten, wenn ihr hier seid. Wir werden das Haus besorgen, aber denkst du wirklich es wäre richtig, wenn wir deinen Vater und alle anderen schon vorwarnen? Dass ihr kommen wollt? Und alleine leben wollt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass dein Vater damit einverstanden sein wird. Du solltest lieber mit ihr zusammen hier hin kommen in euer Haus ohne dass davon dein Vater etwas weiß. Später kannst du ihm ja einen Besuch abstatten. Alleine.'' Ich nickte, es war perfekt. Joana vor meiner Familie verstecken. Oder auch einfach dafür sorgen, dass sie nicht sofort mit der Wahrheit konfrontiert wird. ,,Du hast Recht. Regelt alles. Ich regel alles mit Joana. Wir sprechen uns.'' Ohne eine Antwort abzuwarten legte ich auf, da ich ein Klopfen an der Tür hörte. Das konnte nur Joana sein.

,,Hey!'' ,,Hey Baby, komm rein.'' Joana drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen und lief an mir vorbei ins Wohnzimmer. Ich ließ mich neben sie aufs Sofa fallen und schaute sie von der Seite an. Sie war so perfekt. ,,Was schaust du denn so?'', fragte sie mich und sah mich ebenfalls mit einem breiten Grinsen an. Ich strich ihr ihre Haare von ihren Schultern und küsste sie sanft dort. ,,Wie wärs, wenn wir zusammen Urlaub machen'', murmelte ich und gab ihr noch einen leichten Kuss auf ihre nackte Schulter. ,,Wovon sprichst du da, Alessio?'', fragte sie mich lachend und ich sah ihr in die Augen. ,,Ich spreche davon, dass ich ein paar Tage mit dir woanders verbringen will. Nur mit dir'', erklärte ich und sie machte große Augen. ,,Das wäre toll! Hast du was im Kopf?'', fragte sie mich nun und ich nickte. ,,Ich hab an Italien gedacht. Mein Opa lebt dort und ich wollte ihn sowieso schon vor einiger Zeit besuchen. Du könntest mir Gesellschaft leisten'', schlug ich vor, doch ihr Lächeln verschwand. ,,I-Italien? Alessio versteh mich nicht falsch, aber mein Vater würde mich niemals nach Italien lassen'', meinte sie und ich grinste sie frech an. ,,Der muss davon ja auch nichts erfahren.''

3 Wochen später

,,Ich glaubs nicht, dass ich das tue'', murmelte Joana neben mir und ich lachte. ,,Joana, das einzige was du deinem Vater verschwiegen hast ist, dass es nach Italien geht. Dann soll er doch denken wir fliegen nach Frankreich, ist doch halb so wild'', sagte ich und küsste sie auf die Wange. ,,Wenn er das erfährt, bin ich tot!'', rief sie und ich musste wieder grinsen. ,,Babe, er wird davon nichts erfahren. Wir fahren mit meinem Privatjet, es gibt weder Flugtickets noch sonst etwas. Und jetzt entspann dich.''
Ich legte meine Lippen auf ihre und spürte sofort, wie sie sich entspannte, als meine Zunge über ihre Unterlippe strich.
,,Ich liebe dich'', flüsterte ich an ihren Lippen und brachte sie somit zum Lächeln. ,,Ich liebe dich auch, Alessio.''

Als der Flieger landete und ich Joanas Hand nahm um ihn mit ihr zu verlassen stockte mir der Atem, als ungefähr zehn in Anzug gekleidete Männer in etwa 10 Meter Entfernung standen und nur auf uns warteten. ,,Wer ist das, Alessio?'', fragte Joana hinter mir und drückte meine Hand fester. ,,Bleib ruhig, okay? Es wird alles gut. Du musst keine Angst haben. Es tut mir unendlich leid, Joana. Ich schwöre es dir, ich wollte nie, dass es so kommt!'' Alles sprudelte nur so aus mir heraus, Joana starrte mich einfach nur stirnrunzelnd an. ,,Was tut dir leid, Alessio? Wovon sprich-'' ,,Alessio, mein Sohn!'', rief mein Vater mitten in ihren Satz und ich wandte langsam den Blick von Joana und richtete ihn auf meinen Vater. Schnell schob ich Joana hinter meinen Rücken. ,,Was ist denn los mit dir, Alessio? Willst du uns nicht deine Freundin vorstellen? Wir warten seit Ewigkeiten auf sie'', rief er nun und ich biss wütend die Zähne zusammen. ,,Joana, mein hübsche, lass mal sehen'', meinte er und spürte schon wie sich Joana hinter mir regen wollte. ,,Bleib.Wo.Du.Bist'', zischte ich und blickte meinem Vater weiterhin wütend in die Augen. ,,Rühr sie nicht an, Vater. Keiner. Keiner darf sie anrühren'', zischte ich. Mein Blick wanderte über alle Anwesenden, es waren alles entweder meine Onkel oder Cousins. Mein Blick blieb bei Luca und Jonas hängen und ich schüttelte nur enttäuscht den Kopf. ,,Erklär deiner Freundin doch wenigstens, wieso sie hier ist, Alessio. Sonst tu ich es einfach'', sagte mein Vater und ich atmete langsam aus. Vorsichtig drehte ich mich zu Joana, die stirnrunzelnd und verängstigt hinter mir stand. ,,Was ist hier los, Alessio?'', fragte sie mich so leise, dass nur ich es hören konnte. ,,Dein Vater hat dir sicherlich von euren Feinden erzählt? Der Mafia aus Italien?'' Schwach nickte sie und ich schaute auf den Boden. ,,Ich bin Teil von dieser Mafia, Joana. Und mein Vater ist der Anführer'', beichtete ich und sah der Frau, die ich liebte in ihre wunderschönen Augen, die sich nun mit Tränen füllten. ,,I-Ist das ein schlechter Witz?'', fragte sie stotternd und ich schüttelte den Kopf. ,,Ich werde dir alles genauer erzählen, wenn wir alleine sind. Ich will nur, dass du mir jetzt vertraust, verstehst du?'' ,,Vertrauen?! Ich soll dir vertrauen? Willst du mich eigentlich komplett verarschen? Du hast mich deiner Familie ausgeliefert! D-Du hast alles nur vorgespielt! Alles war ein Spiel nicht wahr?!'', schrie sie mich an und ich schüttelte heftig den Kopf. ,,Es war alles nur eine Mission, Joana'', hörte ich meinen Vater schreien und spürte nur Joanas flache Hand auf meiner Wange, die begann zu brennen. ,,Wag es nicht, auch nur ein Wort aus deinem Mund zu lassen!'', zischte sie und eine Träne lief ihr die Wange herunter. ,,D-Das stimmt n-'' ,,Du sollst still sein! Verstehst du das nicht?! Halt einfach nur deinen Mund!'', schrie sie mich an und entfernte sich von mir. Mit festen Schritten ging sie auf meinen Vater und die anderen zu. ,,Joana! Geh nicht, bitte!'', schrie ich und setzte gerade an, ihr hinterher zu gehen, spürte aber vier Hände die mich aufhielten. Joana war bei meinem Vater angekommen und drehte sich zu mir um. ,,Macht mit mir, was auch immer ihr wollt'', meinte sie und wurde daraufhin in ein Auto gesetzt. Immer noch wurde ich fest gehalten. Ich wehrte mich mit aller Kraft dagegen, doch es brachte alles nichts. ,,Vater! Bitte! Ich flehe dich an! Ich liebe sie, bitte Vater ich liebe sie mehr als mein eigenes Leben!'', schrie ich verzweifelt und wehrte mich weiter. ,,Du hast mich enttäuscht, mein Sohn'', sagte er nur und stieg wie alle anderen ebenfalls in die Autos und sie fuhren davon. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib, schrie Joanas Namen so laut, wie es nur ging, bis die Autos aus meinem Blickfeld verschwanden und ich endlich losgelassen wurde. Verzweifelt ließ ich mich auf den Boden fallen und heulte, wie noch nie. Nichtmal als mein eigener Bruder starb, heulte ich so heftig und viel, wie zu diesem Zeitpunkt. ,,Wir holen sie zurück, Alessio'', hörte ich Jonas' Stimme hinter mir, aber ich hörte gar nicht auf ihn und heulte nur weiter, während ich wie ein Stück Elend auf dem Boden saß. ,,Dein Vater hat herausgefunden, dass ihr heute kommt. Der Pilot deines Jets hat ihn angerufen und ihm Bescheid gesagt. Es war nicht unsere Schuld!'', erklärte Luca nun und ich drehte mich zu den beiden um. Sie sahen mein verheultes Gesicht und trauten sich nicht weiter in mein Gesicht zu schauen. Stattdessen starrten beide auf ihre Füße, während ich aufstand und meine Waffe aus dem Hosenbund zog. Mit entschlossenen Schritten lief ich die kleine Treppe in den Jet hoch und klopfte an der Tür des Pilots. Die Tür wurde geöffnet und der Mann, der mich von meiner Frau getrennt hat, stand vor mir. ,,Was kann ich für sie tun?'', fragte er freundlich. Ich richtete einfach meine Waffe in sein Gesicht. ,,Alessio, nicht!'', hörte ich Luca hinter mir schreien, doch ich drückte gnadenlos ab und der Körper des Piloten fiel auf den Boden. ,,Was hast du getan?!'', schrie Jonas und schubste mich gegen die Wand. ,,Jeder, der meiner Kleinen ein Haar krümmt, oder auch nur dafür sorgt, dass etwas schlechtes passiert, wird dafür mit seinem Leben bezahlen. Er war einer von ihnen'', gab ich kalt von mir und verließ den Flieger.

Mission IncompleteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt