drei Jahre später
-Alessio's Sicht-
So wie jeden Tag war ich auf dem Weg ins Krankenhaus. Und das aus einem sehr wichtigen Grund. Meinem Vater. Vor einigen Monaten wurde bei ihm Lungenkrebs festgestellt und seitdem ging es mit seiner Gesundheit nur noch bergab. Oft gab es einige Tage, an denen es ihm gut ging und wir dachten, seine Gesundheit könnte sich bessern. Dieser Gedanke ging aber gleich einige Stunden später verloren und er musste wieder im Krankenhaus eingeliefert werden. Inzwischen lag er seit zwei Wochen durchgehend im Krankenhaus. Bevor ich sein Zimmer erreichen konnte, traf ich Leah auf dem Gang, die sich um meinen Vater kümmerte. Nachdem ich sie mit einer kurzen Umarmung begrüßt hatte, fragte ich, so wie jeden anderen Tag auch, die selbe Frage. ,,Gibts was neues?'' Bemitleidend schüttelte sie ihren Kopf und sah mir traurig in die Augen. ,,Es ist alles beim alten. Leider verbessert sich der Zustand deines Vaters nicht. Aber er wird auch nicht schlechter.'' Ich nickte und starrte auf den Boden. Sie hatte es bis zu dem Zeitpunkt noch nicht ausgesprochen, aber jetzt war genau dieser Zeitpunkt gekommen und das merkte Leah ebenfalls. ,,Alessio, er wird nicht mehr gesund werden. Ich möchte dir keine Hoffnungen oder sonst was machen. Ich weiß aber auch nicht, wie lange er noch hat. Vielleicht ein paar Monate, vielleicht Wochen, aber es können auch nur noch Tage sein. Es kann zu jeder Zeit passieren. Das solltest du wissen.'' Ich nickte, sah sie noch immer nicht an und unterdrückte die aufkommenden Tränen. ,,Ich weiß, ich weiß. Ich werd mal nach ihm sehen'', sagte ich schnell und lief an ihr vorbei.
Vor seiner Tür sammelte ich mich wieder, atmete ein paar Mal durch, bevor ich an der Tür klopfte und das Zimmer betrat. ,,Hey, Vater'', murmelte ich und ließ mich auf den Stuhl neben seinem Bett fallen. ,,Hallo, mein Sohn. Wie gehts dir?'', fragte er mich schwach und ich musste kurz auflachen. Mein todkranker Vater fragte mich, wie es mir ging. ,,Das sollte ich eher dich fragen'', meinte ich und grinste ihn frech an. Ich wusste, dass mein Vater keinen Mitleid wollte und auch nicht wollte, dass sich die Menschen plötzlich anders verhielten, als sie es sonst in seiner Gegenwart getan haben. Und das versuchte ich. Einfach so tun, als wäre nichts. ,,Wie immer. Ich wollte mit dir über etwas sprechen'', begann er und ich sah ihn ernst an, gespannt darauf, was jetzt kommen würde. ,,Ich habe in den letzten Jahren zusehen können, zu was für einem starken Mann du geworden bist. Einem Mann, der auf sich aufpassen kann und auch auf andere aufpassen kann. Jemand, der Verantwortung übernehmen kann. Wir beide wissen, dass ich nicht mehr lange auf dieser Welt bleiben kann, aber die Mafia muss weitergeführt werden.'' Er machte eine kleine Person, atmete hörbar ein und aus. Anscheinend strengte ihn sogar das Reden an. ,,Ich will, dass du der Anführer dieser Mafia wirst'', sprach er dann aus und mein Mund klappte auf. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich meinen abgemagerten Vater an. ,,Was? Ich?'', fragte ich fassungslos nach und er nickte. Wie kam mein Vater auf die Idee gerade mir die Mafia zu überlassen? Es hatten alle damit gerechnet, dass einer meiner Onkel diese Aufgabe übernehmen wird, jemand der viel mehr Erfahrung hat als ich. ,,Ich vertraue dir. Du kannst das'', behauptete er und ich fuhr mir ein wenig aufgebracht durch die Haare. Nicht, dass ich diese Position nicht übernehmen wollte, nur wäre es mein letzter Gedanke gewesen, dass genau ich der Anführer werden sollte. ,,Wirst du es machen? Willst du der Anführer sein?'', fragte er mich leise und ich atmete laut aus. ,,Ich mache alles für dich.''vier Wochen später
-Joana's Sicht-
Ich war gerade dabei du kochen und schnitt Gemüse in kleine Würfel, als sich zwei Arme um meinen Bauch legten und ich einen Kuss auf meinen Nacken bekam. ,,Hey Baby'', raunte mir mein Freund ins Ohr und ich unterdrückte ein breites Grinsen, konnte aber nicht verhindern, dass ich eine Gänsehaut am ganzen Körper bekam. Er gab mir mehrere Küsse auf den Hals und ich musste kichern. ,,Ivan, hör auf damit, das kitzelt!'', jammerte ich und drehte mich zu ihm um. ,,Tut mir leid, ich kann einfach nicht anders'', murmelte er und ich stellte mich auf die Zehenspitzen um ihm einen Kuss zu geben. ,,Was kochst du leckeres für mich?'', fragte er frech und schaute über meine Schulter. ,,Ach nur ein wenig Reis mit Gemüse'', antwortete ich und zuckte mit den Schultern. Ivan schaute mir in die Augen, die glücklich leuchteten und ich musste automatisch lächeln. Ich hatte mich tatsächlich in ihn verliebt. Nachdem sie alle nach dem Kampf aus Spanien zurückgekehrt waren, hatte ich, wie versprochen, ein Date mit Ivan. Der Abend verlief mehr als nur gut, wir lachten viel und ich war so glücklich wie lange nicht mehr. Wir hatten uns immer öfter getroffen und waren irgendwann zusammen gekommen. Es waren nun fast zwei einhalb Jahre. Und wir beide waren glücklich zusammen. Ich unterbrach den Blickkontakt zu ihm, als ich hörte, das jemand das Haus betrat und auf die Küche zukam. Carlos stand wenige Sekunden später in der Tür und betrachtete Ivan für eine Sekunde abschätzig. ,,Pack deine Sachen, Joana. Wir fliegen nach Italien.'' Ich hatte das Gefühl, mein Herz würde stehen bleiben und ungläubig starrte ich meinen Cousin an. ,,Warum?'', fragte Ivan ihn und erntete einen etwas wütenden Blick. ,,Alessio's Vater ist gestorben. Wir werden zu seiner Beerdigung gehen.'' Dieser eine Name brachte in nur einer Sekunde alles dazu, zusammenzufallen. Ivan ließ seine Arme, die zuvor auf meinem Körper ruhten sinken und ich hörte, wie sein Atmen lauter und auch schneller wurde. ,,Ich möchte nicht mitkommen'', brachte ich schnell heraus. Das war die Wahrheit. Ich wollte nicht nach Italien. Ich konnte einfach nicht. Ich konnte ihn nicht sehen. ,,Sei nicht so egoistisch, Joana und denk nicht immer an dich. Du wirst mitkommen, ihr beide werdet mitkommen. Wir treten da als Familie auf'', zischte er wütend und ging weg. Damit war alles für ihn gesagt und ich hatte keine andere Chance. Ivan und ich hatten beide keine Chance. Wir mussten da durch. Und das würden wir auch schaffen.
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Mission Incomplete
Любовные романы,,Was ist hier los, Alessio?'', fragte sie mich so leise, dass nur ich es hören konnte. ,,Dein Vater hat dir sicherlich von euren Feinden erzählt? Der Mafia aus Italien?'' Schwach nickte sie und ich schaute auf den Boden. ,,Ich bin Teil von dieser M...