Kapitel 22

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Verblüfft sehe ich ihn an. Nein, Alec hat ihn mir gegenüber nie erwähnt.

"Oh Alec, was für ein schlechter Bruder er doch ist", sagt der Mann vor mir. Jetzt wo ich ihn mir so ansehe, kann man eine leichte Ähnlichkeit erkennen, zwar nicht allzu stark aber man würde es erkennen.

"Alec hatte sicherlich Gründe dich nicht zu erwähnen", keife ich ihm zu. Er steht von seinem Stuhl auf und kommt mir näher. Er stützt sich mit seinen Händen an seinen Knien ab und sieht mir eindringlich in die Augen.

"Du kannst von Glück sprechen das du ein Kind in die Trägst, denn sonst hätte ich dir schon längst eine verpasst", knurrt er wütend, doch entfernt sich wieder schnell als sein Vater den Raum betritt.

"So, Alec ist jetzt auf den Weg", grinst er spöttisch und stellt sich mir gegenüber, genau wie sein Sohn.

"Wie ich sehe hast du Nicólas bereits kennen gelernt."

"Ja, wie es scheint", sage ich leise und sehe auf meine Hand, die auf meinem Schoße liegen.

"Sag mal, wie war das ganze so? Hat Alec dir deine Liebe gestanden, ihr hatten was miteinander und jetzt spielt ihr die perfekte Familie?", fragt mich Nicólas und setzt sich neben mich.

"Oder hat er dich einfach nur für seine Vergnügen ausgenutzt?", lacht er herzhaft auf und wischt sich schon Tränen aus den Augenwinkeln.

Empört sehe ich ihn an und halte erschrocken die Luft an.

"Also..", sage ich, doch weiß ehrlich nicht was ich genau sagen soll.

"Dürfte ich bitte gehen? Ich denke wir haben genug geredet", langsam stehe ich auf und halte mir dabei den Bauch.

"Ich glaube nicht", meint dann wieder der Vater von Alec, wie hieß er doch gleich? Naja, ist ja auch egal.

"Sie können mich nicht zwingen hier zu bleiben!"

"Und ob wir das können. Hör mal kleine, du trägst da das Kind von meinem Sohn in dir, also würde ich an deiner Stelle aufpassen was genau du hier tust!"

"Ich bin schon seit jahren nicht mehr dein Sohn!", kommt es plötzlich von hinten und zum ersten mal seit langen, bin ich froh das ich Alec sehe.

"Wurde euch eigentlich Komplett ins Gehirn geschissen?", brüllt er wütend und kommt mit großen Schritten auf mich zu.

"Ach sie an, Brüderchen!", sagt Nicólas grinsend und tätschelt ihm spaßig an die Wange. Jedoch schlägt Alec diese wütend weg und nimmt meine Hand in seine.

"Wenn ich nur einen von euch noch einmal, in Ihrer nähe sehe, bring ich euch um!", warnt er sie und zieht mich an der Hand nach draußen.

"Grüß deine Mutter von mir!", ruft sein Vater ihm hinterher. Abrupt bleibt er stehen und dreht sich zu ihm um.

"Was hast du da grade gesagt?", knurrt er und ballt seine Hände zu Fäusten. Behutsam lege ich meine Hand an seinen Rücken und versuche ihn irgendwie zu beruhigen.

"Alec, er ist es nicht wert", flüstere ich leise und will ihn mit mir ziehen, doch er bleibt stur stehen und sieht nur weiter seinen Vater wütend an.

"Geh nach draußen, das ganze dauert nicht lang", sagt er zu mir und geht schon auf seinen Vater zu.

"Wenn du das tust, wird nichts mehr so sein wie früher. Stell dir nur mal vor dein Kind wäre im selben Raum? Würdest du auch so handeln?"

Sofort bleibt er stehen und dreht seinen Kopf zur Seite und sieht mich somit an. Er darf nicht einfach so handeln, auch wenn es noch ziemlich früh ist, aber er wird Vater! Er kann nicht einfach nach Lust und Laune reagieren!

"Was?", fragt er und dreht sich zu mir um.

"Du hast schon verstanden. Soll unser Kind etwa schlecht von dir denken?"

Er seufzt laut auf und streicht sich durch die Haare. Dann sieht er mich wieder an und lächelt. Moment, er lächelt? Warum lächelt er denn jetzt?

Langsam kommt er auf mich zu und nimmt wieder meine Hand.

"Komm, lass uns hier verschwinden", grinst er fröhlich. Etwas überrumpelt gehen wir zusammen aus dem herunter gekommenen Haus und steigen schnell in das Auto von Alec.

Eine weile herrscht nur Stille im Auto, das einzige was zu hören ist die Musik die aus dem Radio kommt.

"Geht es dir gut?", fragt mich dann doch Alec und sieht mich kurz von der Seite an.

"Ja, es ist ja nichts passiert", lächle ich leicht.

"Aber was mein Vater und mein Bruder da getan haben, war nicht in Ordnung", sagt er und drückt ein bisschen mehr aufs Gas. Seine Hände sind fest am Lenkrad verkrampft, sodass sich große Adern an seinen Armen abbilden.

"Ja das stimmt vielleicht, aber mir geht's gut und sowie ich es beurteilen kann, meinem Kind auch", sage ich und fasse mir an die Stelle wo ich leichte Schritte spüren kann.

"Du meinst unseren Kind", korrigiert er mich grinsend.

"Was auch immer", lache ich und sehe aus dem Fenster.

Morgen werde ich erfahren ob ich eine Tochter oder einen Sohn bekommen werde. Ich bin wirklich aufgeregt wegen dem Termin. Ob Alec mitkommen wird?

"Alec?"

"Ja?"

"Kommst du morgen mit zum Arzt?", frage ich schüchtern.

"Klar, wann denn?", fragt er und biegt in meine Straße ein.

"Kurz nach der Schule."

"Klar, müsste gehen", sagt er schulterzuckend und bleibt vor meinem Haus stehen. Das Auto meiner Eltern ist nicht zu sehen, anscheinend sind sie doch weggefahren.

"Okay, gut dann bis Morgen", sage ich und will grade aussteigen als er mich aufhält.

"Hör mal", beginnt er und sieht mich schüchtern an. "Ich weiß ja nicht, was du grad so denkst aber es tut mir mega leid was die Vollidioten da gemacht haben", sagt er und kratzt sich am Nacken.

"Ist schon okay, Alec. Es war zwar etwas komisch aber immerhin ist ja nichts passiert", lächle ich leicht. Vorsichtig beuge ich mich zu ihm rüber und gebe ihm einen kleinen Kuss auf die Wange um dann anschließend auszusteigen und in meinem Haus zu verschwinden.

Erschöpft lehne ich mich an die Tür und sehe mich im Flur um. Alles ist still, so als würde keine Menschenseele hier wohnen.

Oh Mist! Mein Auto ist immer noch dort, wo ich es geparkt habe! Na toll. Dann muss ich ja doch mit Alec fahren und ich hasse das, schließlich denkt er dann immer er könne mich Kontrollieren.

Was für ein Tag...

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Lesenacht Teil 5
Xoxo, Jana❤️

Damit ist die Lesenacht beendet 😘

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