Kapitel 34

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Louis und ich springen beide aus dem großen Auto raus und wir wollen schon auf die Haustür zusprinten, aber Pauls Stimme hält uns auf.

„Ehi, eure Koffer!"
Grummelnd gehen wir mit ihm um den Wagen herum an den Kofferraum. Louis zieht seinen Koffer heraus und Paul hebt meinen aus dem Auto. Mit unseren Taschen bewaffnet verabschieden wir uns von Paul. Er wünscht uns viel Spaß und Erfolg bei der Wohnungssuche. Wir lächeln brav und Lou legt für die paar Sekunden, bis Paul von der Auffahrt und somit aus unserem Blickfeld gefahren ist, seinen Arm um meine Taille. Danach lässt er mich los und fischt mit der Hand in seiner Hosentasche nach seinem Hausschlüssel.

Wir lassen die Koffer direkt an der Tür stehen und laufen zur Treppe ins obere Stockwerk. Ein kurzes Scheppern lässt uns inne halten und plötzlich schiebt sich ein brauner Lockenkopf aus der Küchentür.

„Boo!", ruft Harry glücklich und Lou hüpft die wenigen Treppen, die er bereits erklommen hat, wieder herunter und direkt in Harrys offene Arme.
Von dem Sprung überrascht taumelt Harry ein paar Schritte nach hinten, bis die Wand in seinem Rücken ihn stützt. Louis hat seine Beine fest um die Hüfte und die Arme um den Hals seines Freundes geschlungen. Der Jüngere greift sofort an Lous Rücken und Hintern, um ihn auf sich halten zu können.
„Hazzabear", schnurrt Lou los und stürzt sich in einen hitzigen Kuss.

Ich beschließe den beiden ihre Privatsphäre zu lassen und steige weiter die Treppe hoch. Auf mich wartet ja hoffentlich auch noch jemand.
Lächelnd biege ich im oberen Flur ab und klopfe leise an eine der Zimmertüren. Ich bekomme keine Antwort. Vermutlich schläft er einfach noch. Also drücke ich leise die Türklinke runter und schiebe die Tür auf.

Die Sonne erhellt das Zimmer schon längst, aber mein Freund liegt noch tief in seine Decke gekuschelt im Bett. Ich schleiche rüber und setze mich an die Bettkante. Von der kleinen Bewegung der Matratze gestört, rümpft Niall ein wenig die Nase und rollt sich auf die andere Seite. Eins seiner Knie stößt an mich, aber es tut nicht weh. Stattdessen bringt der kurze Kontakt Niall dazu das Gesicht zu verziehen, dann flattern seine Augen langsam auf und er blinzelt gegen das helle Sonnenlicht in seinem Zimmer zu mir hinauf.

Ein träges Lächeln breitet sich auf seinen Zügen aus und er schließt die hübschen blauen Augen wieder. Er rutscht ein bisschen in seinem Bett und hebt die Bettdecke an. Einer seiner Arme schnellt heraus und greift nach meiner Taille. Er zieht mich zu sich, so dass ich leise kichernd auf der Matratze lande und mit dem Rücken voran an Nis Brust gezogen werde. Dann lässt er die Decke wieder über uns fallen und ich spüre seinen warmen Atem in meinem Nacken.

„Endlich bist du wieder da", nuschelt er und rutscht von hinten noch näher an mich heran. Seine nackten Beine schieben sich von hinten gegen meine, ein Arm ruht unter meinem Nacken, während der andere immer noch lose um meine Taille liegt. Sein ganzer Körper schiebt sich an mich und das übliche Kribbeln, gepaart mit dem Gefühl von Wärme, Geborgenheit, Nervosität und tiefster Zufriedenheit überschwemmt meinen Körper.
„Schlaf noch bisschen mit mir...", nuschelt er mit tiefer, noch vom Schlaf belegter Stimme dicht an meinem Ohr.

Mich überzieht eine Gänsehaut und ich muss ein Schaudern unterdrücken, ehe ich etwas erwidere.

„Aber Harry macht schon Frühstück."
„Ist doch egal", ist seine saloppe Antwort.
Wenige Sekunden später ahne ich, dass er wieder schläft. Ich spüre seine tiefen, gleichmäßigen Atemzüge im Heben und Senken seiner Brust an meinem Rücken und seinen Atem, der durch meine Haare bläst. Es hat eine beruhigende Wirkung auf mich und ich schließe meine Augen auch für einen Moment.

„Awww... die sind zu süß!"
„Wecken müssen wir sie trotzdem... AUFSTEHEN!"
Ich schrecke hoch und auch Niall hinter mir schießt hoch. Stöhnend reibt er sich über die Augen und wirft den zwei Jungs vor seinem Bett einen genervten Blick zu.
„Guten Morgen, Sonnenscheinchen!", grinst Zayn ganz unschuldig und Liam lacht nur leise. Niall grummelt böse und fällt wieder zurück auf sein Kissen.

„Los, aufstehen, Nialler! In einer Stunde werden wir abgeholt, um uns die Wohnungen anzuschauen, und ich schätze, du willst davor noch was Essen und dich duschen", lächelt Liam und tätschelt einen von Nialls Füßen, die unter der Decke hervorschauen.
„Und Guten Morgen, Fiona", grinst er zu mir und ich lächle die Jungs als Gruß kurz an.
Erst als Niall die Bettdecke zurückschlägt, verlassen unsere Freunde das Zimmer.

„Soll ich hier warten, bis du geduscht bist?", frage ich.
„Du könntest auch unter die Dusche mitkommen..." Ich laufe knallrot über dieses Angebot an. Ni neben mir lacht leise los und beugt sich über mich.
„Kleiner Scherz. Wäre toll, wenn du die fünf Minuten auf mich wartest", lächelt er und drückt mir einen kurzen Kuss auf die Wange. Dann klettert er über mich hinweg aus dem Bett und verschwindet in das Bad, das er sich mit Liam teilt.

Ich setze mich im Bett auf und spiele auf Nialls Smartphone ein komisches Spiel, während ich auf ihn warte. Es dauert auch tatsächlich nicht länger als die versprochenen fünf Minuten, da geht die Badezimmertür wieder auf.
„Nicht gucken!", ruft Niall und huscht in einem Tempo zu seinem Kleiderschrank rüber, dass ich es gar nicht schaffe, von dem kleinen Bildschirm aufzuschauen. Er reißt die Tür auf und versteckt sich dahinter. Ich lache über die komische Aktion auf, stocke aber, als plötzlich ein Handtuch auf mich zufliegt.
„Uhm...", mache ich und sofort grinst mich Niall hinter der Tür des Kleiderschranks an.
„Ja, ich bin hinter dieser Tür gerade noch nackt", sagt er leise und grinst dabei, wie ein böser, kleiner Junge. Ich schlage mir lachend die Hände auf die Augen. Das kann doch nicht sein ernst sein.

„Schäm dich doch nicht, Fia... Ist alles dir."
Er ist jetzt definitiv viiiiiel näher und zwei Hände greifen nach meinen Handgelenken und ziehen meine Hände von meinem Gesicht.
Niall verschließt sofort meine Lippen mit seinen in einem sanften Kuss. Lächelnd löst er sich nach kurzer Zeit und er stupst meine Nase mit seiner in einer zarten Geste an. Ich lächle zu ihm hinauf und küsse ihn nochmal ganz kurz, dann steht Niall wieder vom Bett auf und geht zurück zu seinem Kleiderschrank.
Ich beiße mir auf die Unterlippe, schaue aber trotzdem hoch und beobachte ihn, wie er nur in seiner engen Short vor der anderen Seite seines Schrankes steht und sich eine Jeans und ein Shirt raus sucht.
Himmel, Arsch und Zwirn!
Er ist so sexy. Selbst wenn er nur dasteht und sich durch seine Klamotten wühlt.
Ich schlucke hart und reiße meinen Blick von ihm los, bevor er mich beim Starren auf seinen nackten Rücken und seinen Hintern erwischen kann. Dieser Hintern ist aber auch viel zu knackig und-
Ich schüttle den Kopf und widme mich wieder dem Spiel auf Nialls Handy.
„Ich weiß, dass du mich angestarrt hast."
„Huh?", mache ich unintelligent und blicke wieder zu Niall auf. Der hat sich ein Shirt übergeworfen und steigt gerade in eine helle Hose hinein.
„Ich weiß, dass du mich eben angeglotzt hast", wiederholt er erneut.
„W-Was? N-nein!", ich schüttle vehement den Kopf, spüre aber gleichzeitig, dass ich wieder knallrot anlaufe. Mano...
Niall grinst siegessicher, weil er wohl mein tomatiges Gesicht richtig deutet, und kommt zu mir ans Bett. Er hält mir die Hand hin und ich lasse mich auf die Beine ziehen.

„Ich habe zwar nur geraten, aber schön, dass ich recht hatte", grinst er mich frech an und streicht mir eine Strähne aus der Stirn.
Ich stöhne peinlich berührt auf und schaue auf unsere Füße hinunter.
„Hey... das ist doch nichts schlimmes, Fia... Ich... Ich freue mich, dass... naja, dass du mich attraktiv findest", flüstert er mir zu. Ich schaue langsam zu ihm hoch und er lächelt mich unsicher an. Mit einer Hand fährt er sich durch den Nacken und schaut mich danach wieder an.
„Um ehrlich zu sein... Ich hab ein bisschen... Angst", gibt er leise zu.
„Wovor?", frage ich zurück.
„Dass du mich nicht gutaussehend findest, dass ich zu wenig Muskeln hab, dass ich zu blass bin, zu viel esse...", er zuckt unsicher mit den Schultern, hält aber meinen Blick.
„Quatsch... Ni, denk sowas nicht", flüstere ich zurück. Einer seiner Mundwinkel zuckt in einem halben Lächeln nach oben, dann seufzt er. Ich strecke mich ein bisschen und drücke ihm einen Kuss auf die Wange.
„Du bist wundervoll, ja? In jeder Hinsicht", verspreche ich und er lächelt mich wieder sanft an. Ich fahre mit einer Hand über seine Brust hoch und schlinge sie dann um seinen Hals.

Wie kann er nur denken, dass er nicht attraktiv wäre?
Er ist der Inbegriff dieses Wortes. Ich könnte schwören, wenn man 'attraktiv' im Duden nachschlägt, dann steht da 'Niall Horan' – und da stimmen mir Millionen andere Mädchen und Frauen wohl zu.
„Danke", nuschelt er und fährt mit seiner Hand meinen Arm hinauf, bis er nach meiner in seinem Nacken greift, sie an seinen Mund zieht und mir einen Kuss auf die Finger drückt.
„Warum denkst du so etwas?", frage ich und mustere ihn.
Er zuckt kurz unentschlossen mit den Schultern und wendet seinen Blick eine Sekunde von mir ab und lässt ihn durch den Raum schweifen. Dann schaut er mich wieder an und ein tiefes Seufzen entkommt ihm.

„Alte Angewohnheiten vergisst man nicht einfach so. Ich war nie der Schönste, Süßeste oder Heißeste in One Direction, einfach nur 'der Ire', und meinen Körper mochte ich noch nie besonders..."

„Ach Ni...", murmle ich und umarme ihn: „...für mich warst du am Anfang der Süßeste, dann irgendwann der Schönste und ziemlich schnell auch der Heißeste unter euch."
Er lacht leise auf und umarmt mich noch ein bisschen fester: „Also... es... es hat nichts damit zu tun, dass du mich nicht anziehend findest, dass wir nicht... du weißt schon... es tun", wispert er mir ins Ohr.
Mein Herz pumpt plötzlich wie wild los.
„Uhhh...", mache ich hilflos und Niall drückt mich ein Stück von sich weg.
„Sorry, ich wollte dich nicht... Äh... Fühl dich nicht gedrängt oder so... Argh", macht er und schaut mich entschuldigend an. Er fährt sich durch die noch feuchten Haare und mustert mich dann wieder.
„Das sollte keine... Aufforderung sein oder so, aber... Ich... Keine Ahnung. Es beschäftigt mich schon. Wir sind halt schon ziemlich lange zusammen und haben noch nie so richtig drüber geredet und es gab kaum Situationen, in denen es auf so etwas hätte hinauslaufen können und dann auch immer wieder die Kommentare der anderen. Das hat mich schon zum nachdenken gebracht. Ich hab halt keine Ahnung, warum noch nicht, und hab bisschen Angst, dass du mich nicht sexy genug findest oder so. Da denke ich schon mal drüber nach und...", brabbelt Niall einfach los und scheint einfach keinen Punkt zu finden.
Leise kichernd ziehe ich ihn wieder näher an mich und drücke meine Lippen auf seine.
Sofort ist er still und erwidert den Kuss. Ich lächle und lasse meine Hände über seinen Bauch nach oben wandern, bis eine auf seiner Brust liegen bleibt und die andere wieder in seine feuchten Haare wandert.
Seine Hände ruhen auf meiner Hüfte und seine Daumen malen zarte Kreise, die ein ganz kleines bisschen kitzeln.

Ich löse mich von ihm und lehne meine Stirn an seine.
„Daran liegt es ganz bestimmt nicht... Mach dir darüber keine Gedanken. Es passiert, irgendwann. Vielleicht heute, vielleicht in einer Woche, vielleicht auch erst in einem Monat. Wenn der Zeitpunkt richtig ist, dann...", erkläre ich und werde dabei wieder ein bisschen rot.
Niall atmet erleichtert aus und reibt seine Nase in einem Eskimokuss an meiner. Wir stehlen uns immer mal wieder einen flüchtigen Kuss und ansonsten begnüge ich mich für meinen Teil durch seine weichen Haare zu fahren und in die himmelblauen, klaren Augen zu schauen, weil es für mich kaum etwas schöneres gibt.

Unser kleiner, süßer Moment wird von Zayn zerstört, der laut an Nialls Tür klopft und uns zubrüllt, dass wir endlich runterkommen sollen.

No Control (Niall Horan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt