Kapitel 39

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Mit einem Lächeln löse ich mich von meinem Freund und schaue ihm in die strahlend blauen Augen. Sie glitzern richtig und das nur, weil er gleich auf die Bühne darf. Das ist einfach zu süß an ihm.
Es klopft an der Tür zur Umkleide und wir machen einen Schritt auseinander aus unserer Umarmung.
„Ja?", ruft Ni und die Tür schwingt auf.
„Nialler?", fragend schaut sich Josh um und tritt ein. Niall grinst ihn an und kommt sofort wieder den Schritt zu mir und legt seinen Arm um mich. Josh lächelt bei der liebevollen Geste und mustert uns eine Sekunde, bevor er sich wieder an Niall wendet. Er erklärt ihm etwas, was einer der Tontechniker noch nach dem Soundcheck verändert hat. Anscheinend muss Niall einmal mehr die Gitarre wechseln oder sowas. Ich hab nicht genau zugehört, wie ich im Nachhinein merke. Aber wer verübelt mir das, wenn Ni mich eng an seine Seite drückt? Und das auch noch vor einem seiner Freunde und mit so einem stolzen Grinsen? Mein Herz flattert dabei wild und ich schiebe mein Gesicht an seine Schulter.

Josh bleibt noch ein wenig bei uns, aber spätestens als Niall sich auch wieder immer öfter im Gespräch zu mir dreht und mir Küsse auf Stirn, Haare und die Schläfe drückt und ihm anscheinend nicht mehr richtig zuhört, weil Niall immer öfter „Huh?" fragt und Josh alles wiederholen muss, resigniert er.

„Ist ja gut, ich lasse euch ja wieder alleine!", seufzt er theatralisch und laut auf und bringt Niall zum Lachen.
„Sorry, Josh. Nach der Tour lade ich dich auf ein Bier ein, ok?", fragt Niall und Josh nickt.
„Vergiss den Auftritt aber nicht. Es geht in zehn Minuten los. Es wird also auch gleich jemand zu euch kommen, um dich abzuholen", erinnert Josh uns und winkt, während er aus der Tür geht.

Wir wenden uns wie vorher einander zu und Niall streicht mir eine Strähne meiner braunen Haare hinters Ohr, dann legt er seine warme Hand an meine Wange.
„Ich... will dich zu einem Date einladen. Nach der Tour... ", flüstert Ni ein wenig unsicher.
„Sehr gerne", lächle ich zurück.

„Aber...", wende ich ein und er nickt: „Ich weiß schon. Ich will dich vielleicht einfach in meine neue Wohnung einladen und da was mit dir machen. Das ist doch okay, oder?"
Ich lächle ihn breit an und strecke mich, damit ich ihm einen Kuss auf die Lippen drücken kann. Er seufzt glücklich und wir küssen uns einfach so lange weiter, bis es wieder an der Tür klopft.
„Fünf Minuten!", ruft eine Stimme durch die Tür.
Ni seufzt, greift mein Gesicht mit beiden Händen und drückt mir einen letzten Kuss auf. Dann löst er sich von mir und wir gehen nebeneinander, wie Freunde, zur Bühne.

Die letzte Minute vor der Bühne stehe ich mit Louis an der Seite und wir tauschen einige Umarmungen aus. Die anderen Bandmitglieder laufen grinsend an Lou und mir vorbei und er stöhnt leise auf.
„Wenn die wüssten, dass nicht ich so eine heiße Freundin hab", murmelt er.
Ich lache leise auf und schlage ihm gegen die Brust.
„Was? Weißt du, wie oft ich mir von verschiedenen Leute anhören durfte, was ich für ein Glück hab? Du wärst doch ein totaler Jackpot und so heiß und bla", erklärt Lou. Ich mag solche 'Komplimente' nicht und lenke schnell wieder ab.
„Wenn die wüssten, dass dein Freund so heiß ist", grinse ich zurück. Sofort grinst auch er breit und sein Blick huscht zu Harry, der mit Zayn herumalbert.

„15 Sekunden!", schallt es Backstage und die ersten Töne, des ersten Songs erklingen.
Hektik bricht aus und die Jungs laufen auf ihre Plätze.
„Liebst du mich, Fi?", fragt Lou und schaut sich flüchtig um.
„Klar, du bist wie ein Bruder für mich."
„Vergiss das bitte niemals, ja? Bitte glaub mir, dass ich das alles für dich, Niall, Haz und mich mache, in Ordnung?", flüstert er. Überrascht über seine ernsten Worte nicke ich vorsichtig. Er drückt mir einen Kuss auf die Stirn, dann rennt er zu seiner Band rüber und schafft es gerade noch pünktlich.
Ich sehe, wie er Haz etwas zuflüstert. Der strahlt erst, dann runzelt auch er kurz die Stirn, bevor er nickt. Dann rennen alle fünf auf die Bühne.

Das Konzert verläuft super.
Es ist das letzte der Tour, die Jungs sind noch ein letztes Mal richtig motiviert und die Menge feiert laut mit. Sophia und ich lassen uns von der Stimmung mitreißen und wir singen auch Backstage mit und tanzen ein bisschen zusammen. Wir amüsieren uns prächtig und ich vergesse tatsächlich Louis' seltsames Verhalten am Schluss.

Allerdings holt es mich wieder ein.
Das Konzert ist bald vorbei. Es kommen noch etwa drei Songs, also etwa eine halbe Stunde, als Louis an sein Ohr fasst und konzentriert schaut. Ich vermute, dass irgendjemand über seinen Ohrstöpsel mit ihm redet.
Liam sagt gerade den nächsten Song an, als Lou von hinten an ihn heran tritt.
„Ehi, Liam", ruft er dazwischen.
Überrascht drehen sich alle der Jungs zu ihm.
„Ja, Lou?"
„Mach mal einen Schritt nach hinten. Jetzt bin ich dran", zwinkert Lou zu ihm rüber. Liam nimmt das Mikrofon von seinem Mund und sagt etwas zu Louis. Der erwidert kurz etwas und schubst ihn dann ein Stück zurück.

Das ist definitiv nicht so geplant.
Und das merke nicht nur ich. Auch die Crew stellt sich so hin, dass sie einen Blick auf die Bühne erhaschen können und Louis beobachten. Die Fans sind ebenfalls etwas verwirrt und das Kreischen stirbt langsam ab und sie sehen mindestens so verwirrt aus, wie Harry, Zayn, Liam und Niall hinter Louis.

„Also... Ihr wisst ja, dass es neuerdings ein paar... Veränderungen in unseren Leben gibt. Wir hatten letztens einen kurzen Urlaub zuhause – es tut mir wirklich unendlich Leid, dass ihr deswegen eine Woche länger auf euer Konzert warten musstet, aber ich hoffe, dass es sich gelohnt hat zu warten. Wie ihr auch schon wisst, sind wir in der Zeit aus unserem gemeinsamen Haus ausgezogen. Wir werden erwachsen – zumindest ein bisschen, ich werde niemals richtig erwachsen, da könnt ihr euch sicher sein! Wir sortieren unser Leben ein bisschen und beginnen ernste Entscheidungen für den Rest unseres Lebens zu treffen. Ich habe eine getroffen und ich möchte sie mit euch allen teilen", erzählt Lou und schaut im Publikum hin und her.
Die Halle ist Mucksmäuschenstill und das beängstigt mich ein wenig. So viele Leute und niemand wagt es auch nur etwas lauter zu atmen.

Lou macht ein paar Schritte nach hinten, dann bleibt er wieder stehen.
„Meine Entscheidung hat vor mehr als einem Jahr angefangen. Ich hab jemand wundervollen kennengelernt, der mein Leben so sehr verändert hat. Ich habe mich nie so glücklich gefühlt in meinem Leben und schneller als ich es selbst gedacht hätte, hatte ich diese Person an meiner Seite. Eine Freundin, eine beste Freundin, meine Freundin", Lou dreht sich um und kommt geradewegs zu Sophia und mir.
Ich drehe mich überrascht zu ihr und sie hebt abwehrend die Hände: „Das ist dein Freund, der da so eine Rede schwingt!"
Lou kommt bei uns an und greift meine Hand. Er führt mich zu den Jungs herüber. Ich fange als erstes Nialls verwirrten Blick auf, der mich zu fragen scheint, was hier überhaupt los ist. Ich zucke leicht mit den Schultern und wende mich wieder Lou zu, der mir gegenüber vor seinen Bandkollegen stehen bleibt.

„Vor mehr als einem Jahr habe ich dich das erste Mal mitgenommen und meinen besten Freunden vorgestellt. Sofort haben sie dich akzeptiert und ebenfalls geliebt. Sie haben mich beglückwünscht zu so einer tollen Freundin. Wir waren bei meinen Eltern, bei deinen Eltern. Sie sind so glücklich über das, was wir haben, und ich bin es auch."

„Fiona, du machst mich so unfassbar glücklich, dass ich es gar nicht richtig beschreiben kann, wie ich mich fühle, wenn du mich anlächelst, wenn du mit der Sonne um die Wette strahlst. Wenn du mich küsst, ist es, als ob ich fliegen würde, und das alles immer noch nach all der Zeit", er holt tief Luft, dann redet er erst weiter.

„Ich weiß, dass es noch recht früh ist, einen solchen Schritt zu machen. Aber ich bin mir so sicher, was uns angeht...", er lässt den Satz ausklingen und wirft einen Blick zu unseren Freunden.
Sie alle starren ihn aus großen Augen an. Harrys glitzern verdächtig und er blinzelt viel zu oft.
Louis' Blick hängt ein bisschen länger an seinem Freund, bevor er den Blick von ihm abwendet. Er richtet ihn auf den Boden und holt einige Sekunden tief Luft. Die Spannung ist beinahe greifbar in der Halle, alle scheinen die Luft anzuhalten.
Lous Blick hebt sich von seinen Füßen und er schaut mir tief in die Augen. Ich sehe anfangs einen Anflug von Traurigkeit, aber das verschwindet schnell. Er holt wieder tief Luft und hebt das Mikrofon erneut an seine Lippen.

„Jeder auf der Welt soll wissen, wie viel ich für dich empfinde, Fiona. Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der so viel für mich getan hat, der immer so treu an meiner Seite war und mich so sehr unterstützt hat. Ganz egal, ob ich etwas blödes getan habe, oder... in anderen Dingen. Ich bin so froh, dich gefunden und in meinem Leben bis heute behalten zu haben."
Ich blinzle Lou überrascht an und habe jetzt das erste Mal das Gefühl, er spricht wirklich mit mir. Seine Augen schauen nicht mehr durch mich hindurch, sondern er schaut direkt in meine.
Seine Hand mit dem Mikro senkt sich wieder und er schaut mir weiter tief in die Augen. Wir stehen dicht genug beieinander, damit ich ihn auch ohne Mikrofon verstehe und der Rest von One Direction kann uns ebenfalls einwandfrei verstehen.

Er hält seinen Blick auf mich gerichtet und spricht, bewegt seine Lippen allerdings kaum.
„Bitte, sei nicht sauer, Niall. Ich will sie dir wirklich nicht stehlen...", er senkt seinen Blick einen Moment und starrt mich dann weiter an. Er greift nach meinen Händen und hält sie sanft in seinen.
„Es tut mir Leid, Haz. Bitte, verzeih mir was ich tue. Ich liebe sie, als eine Schwester, als meine beste Freundin. Du bist derjenige für den mein Herz schlägt, für den ich atme, für den ich lebe. Ich liebe dich, Hazza..."

Er holt tief und zittrig Luft.
Dann sinkt er langsam zu Boden und in dem Moment verstehe ich, was hier eigentlich los ist.

Nein. Nein! NEIN!
Das kann nicht sein ernst sein. Das kann er nicht machen. Nein. Einfach nein. Warum? Das ist doch alles nicht echt. Warum tut er das? Nein. Nein!
Ich beginne zu zittern und hole schnappend nach Luft, weil ich ein paar Sekunden vergessen habe, Luft zu holen.

Louis hat sich inzwischen positioniert.
Das rechte Knie ist auf dem Boden und er stützt sich mit der Hand, in der er das Mikrofon hält, auf dem linken Oberschenkel ab. Seine zweite Hand hält immer noch eine von meinen fest und er versucht zart mit dem Daumen über meinen Handrücken zu fahren, aber das klappt nicht. Seine Hand ist viel zu schwitzig. Dann nimmt er sie doch aus meiner und greift in seine Hosentasche. Er zieht etwas Kleines heraus.

Er drückt seine Schulterblätter nach hinten durch, richtet sich gerade auf und schaut zu mir auf.
Er hebt das Mikrofon langsam an seine Lippen.
„Fiona Stevens", beginnt er und holt erneut tief Luft. Seine dunkelblauen Augen strahlen mich mit einer Mischung aus Liebe, Angst und purer Verzweiflung an.
„Würdest du mich zum glücklichsten Mann machen und... und meine Frau werden?"



Was wird Fia wohl sagen?! Was halten Niall und Harry bloß davon? :o
Was haltet ihr davon? ;)

No Control (Niall Horan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt