Am nächsten Nachmittag stehe ich zwischen jeder Menge Kartons und schaue sie wieder einmal durch. Ich wühle mich durch einen, dann durch den nächsten, noch einen und immer so weiter. Irgendwann lasse ich mich frustriert auf den Boden fallen und ziehe die nächste Kiste zu mir heran, auf der einfach nur „Fiona" steht. Ich klappe sie auf und wühle mich durch die Sachen, die gestern noch auf meinem Schreibtisch in der WG standen.
Eigentlich suche ich aber meine Sonnenbrille. Ich will sie noch einpacken. Also klappe ich auch diese Kiste wieder zu und drehe mich einmal um mich selbst und ziehe einen anderen Karton heran.
„Kommode", lese ich leise die Aufschrift vor. Da könnten meine Socken, Unterwäsche oder aber eben die Sonnenbrillen und Gürtel drinnen sein.
Es sind aber nur meine Socken.
Ich stöhne genervt auf und lehne mich etwas zurück. Ich scanne den Raum ab, nach weiteren Kartons auf denen „Kommode" steht. Ich finde noch einen halbwegs in Reichweite und rutsche hinüber. Auch den Karton mache ich noch einmal auf und Bingo! Ich schiebe die Gürtel beiseite und ziehe einige der Etuis raus. Ich suche nach meiner schwarzen Lieblingsbrille. Als ich sie habe, grinse ich und gehe an meine Tasche. Ich werfe sie rein und schließe sie. Dann trage ich sie die breite Treppe hinunter. Dort stelle ich sie zu den anderen Taschen dazu und suche nach den anderen. Liam ist noch bei Sophia und holt sie ab. Sie kommt noch für den Rest der Tour mit, aber sie hat zwischendrin ganz in der Nähe einen Modeljob. Perrie bleibt in London, weil sie mit Little Mix hier einige Interviews geben muss. Zayn ist also logischerweise bei ihr und kommt erst kurz vor der Abfahrt zurück.
In der Küche finde ich Harry und Niall. Harry sitzt auf der Anrichte und lässt die Beine ein wenig baumeln. Jetzt sieht man, dass er doch der Jüngste ist. Sein Gesicht ist entspannt, aber man sieht die leichte Angst in seinen leuchtenden grünen Augen. Seit gestern weicht dieses leichte Durchscheinen von dem unguten Gefühl nicht aus seinen Augen. Er klammert fürchterlich an Lou und lässt ihn kaum eine Sekunde aus den Augen.
Haz und Ni unterhalten sich leise, während Niall sich mit den letzten Überresten, die im Kühlschrank geblieben sind, ein Brötchen macht. Ich höre aber nicht wirklich zu, sondern mustere die Männer, diese Jungs, vor mir.
Aber dann fällt mir etwas auf.
Harry klebt immer an Louis. Wo ist Louis?
Ich suche die Küche ab und horche in das restliche Haus, aber es ist still, außer das Gespräch in der Küche.
Neugierig mache ich mich jetzt doch bemerkbar und die Jungs wenden ihren Blick zu mir. Beide lächeln mich kurz an und Ni winkt mich heran.
„Bist du oben fertig?"
Ich nicke und lasse mich an seinen Körper ziehen. Er gibt mir einen kurzen Kuss auf die Haare, dann belegt er weiter sein Brötchen. Ich wende mich an den Lockenkopf neben mir.
„Wo hast du Louis gelassen?", frage ich nach. Er verzieht sein Gesicht kurz.
„Er musste dringend weg... Genaueres wollte er nicht sagen, außer, dass er rechtzeitig zurück ist", erklärt Harry mit etwas traurigem Unterton. Ich schenke ihm ein kurzes Lächeln und er erwidert es.
Ich hüpfe neben Harry auf die Anrichte und Niall stellt sich vor mich. Er schiebt meine Knie auseinander und platziert seinen Körper dazwischen. Er dreht sich zur Seite, greift sein Brötchen und beißt genüsslich hinein, während er Harry zuhört, der ihm irgendetwas über seine Schwester erzählt. Ich lege meinen Kopf auf seiner Schulter ab und schiebe meine Nase hinter seinem Ohr in die blonden Haare hinein.
Sein Shampoo riecht frisch und etwas süßlich, aber natürlich auch herb und einfach nach ihm und ich mag den Duft wirklich, er beruhigt.
Eine gute halbe Stunde später kommt jemand zur Tür herein. Louis erscheint und geht sofort zu seinem Freund. Der küsst und umarmt ihn lange.
„Wo warst du, Boo?", fragt er nach.„Beim Management...", seufzt Lou auf.
„Oh... Warum hast du nichts gesagt? Wir hätten doch mitgehen können", wirft Niall überrascht ein. Er hat jetzt einen Arm um meinen Rücken liegen und streichelt sanft meinen Rücken auf und ab, während ich immer noch neben Haz auf der Küchentheke sitze.
„Es war ja nicht viel und hat hauptsächlich Fiona und mich betroffen. Es gibt ein paar neue Regelungen für uns beide für den Rest der Tour", Lou fährt sich in einer erschöpften Geste übers Gesicht und schiebt sein Pony wieder aus der Stirn.
„Und?", frage ich.
„Naja... Eigentlich nichts bahnbrechendes. Sie werden das ein oder andere Date für uns vorbereiten. Aber weil wir ja nur noch etwa zehn Tage auf Tour sind schätze ich es werden maximal zwei oder drei Abende. Wir sollen uns auch sonst möglichst oft zusammen blicken lassen und man wird einige Paparazzi auf uns ansetzen. Wir sollen uns also nicht wundern. Ach, und es wurde ausdrücklich verlangt, dass du direkt hinter der Bühne stehst bei jedem Konzert. Die Fans sollen dich sehen können. Man soll wissen, dass du bei jedem Auftritt dabei bist, bla bla...", zählt Lou auf und denkt kurz nach, nickt dann aber, als ob er bestätigen wollte, dass das alles ist.
„Klingt doch eigentlich in Ordnung?", frage ich verwirrt nach und mustere die Jungs vor mir. Sie nicken der Reihe nach.
„Ich hätte auch mehr erwartet", gibt Harry zu. Lou zuckt mit den Schultern, zieht dann aber seinen Freund von der Anrichte: „Ich brauche dich oben, um mir helfen meinen Koffer zu zumachen."
„Ich soll ihn also wieder zumachen, während du drauf sitzt, ja?", fragt Harry lachend und lässt sich aus der Küche ziehen.
Ich bleibe mit Niall in der Küche und wir verbringen die Zeit, in dem wir einfach miteinander reden. Nach einer Stunde kommen Liam und Sophia zurück und setzen sich auch noch dazu. Die Zeit vergeht ereignislos und als es schließlich noch einmal an der Haustür klingelt, wissen wir, dass es Zeit ist. Zeit, aufzustehen, loszugehen, sich zu verabschieden. Harry und Lou kommen von oben herunter getrottet und stehlen sich einen letzten Kuss am Treppenende. Niall schließt mich noch einmal in einer feste Umarmung und ich gebe ihm einen Kuss auf die Wange. Dann ziehen wir uns alle zusammen unsere Schuhe an und stehen schließlich etwas unschlüssig im Flur herum.
„Ich werde es vermissen", flüstert Liam als Erster.
Niall seufzt und schenkt seinem besten Freund ein halbes Lächeln. Auch ich schaue mich ein letztes Mal in dem riesigen Haus um, dass so etwas wie mein zweites Zuhause geworden ist. Teilweise eher mein Zuhause war, als die WG.
„Die Zeit hier war klasse. Ich werde es nie vergessen", lächelt Lou und schaut zu seinem Freund. Harry lächelt und nickt, genauso wie die anderen.
„Hört auf hier so eine Szene zu machen!", lacht Zayn. Überrascht drehen wir uns um und sehen ihn in der Haustür stehen.
Er lehnt lässig im Türrahmen, eine dunkle Sonnenbrille auf der Nase und ein unverwechselbares Grinsen im Gesicht. Dann stößt er sich ab und kommt zu uns geschlendert. Er stellt sich zwischen Louis und Niall und legt jedem einen Arm um.
„Die Welt geht nicht unter, nur weil wir nicht mehr zusammen wohnen. Wir werden uns trotzdem oft genug sehen und wenn ihr wollt, tue ich alles dafür, dass ich euch in der Zeit richtig auf den Sack gehe und ihr froh seid, alleine zu wohnen", grinst er und bringt die anderen zum Lachen.
„Dann lasst uns mal gehen", lächelt Harry, schubst im Vorbeigehen aber Zayns Arm von Louis' Schultern und greift dann seinen Koffer und Rucksack. Lou folgt ihm sofort, zieht seinen Rucksack auf und nimmt dann sowohl meinen, als auch seinen Koffer. Liam greift mit einer Hand lächelnd nach seiner Freundin, mit der anderen nach seinem Koffer und geht los. Ich ziehe ebenfalls meinen kleinen Rucksack auf und warte noch auf Ni, der als letzter seine Sachen nimmt und raus trägt. Vor der Tür stellt er die Sachen ab und schließt die Haustür ab. Ich gehe schon vor an eins der Autos, das uns zum Flughafen bringen soll, damit wir zurück zum letzten Teil der Tour fliegen können.
Es gibt kurzes Gezanke, wer mit wem im Auto fährt, bis Paul dazwischengeht. Er schickt Harry, Niall und Zayn in den vorderen und Louis, Liam, Sophia und mich in den hinteren Wagen.
Bevor ich einsteige halte ich noch einmal inne und schaue an der hellen Fassade der Villa hoch.
Dieses eine Haus war unsere Möglichkeit normal zu leben. Die zu sein, die wir wirklich sind. Es war unsere Zuflucht und der Ort, an dem wir uns nicht verstecken mussten. Ein Ort mit so vielen Erinnerungen, guten und schlechten.
Louis und Harry haben sich als erste hier versteckt, dann haben sie sich hier vor ihren besten Freunden geoutet. Hier habe ich Niall kennen und lieben gelernt...
Ich schüttle den Kopf.
Es hat doch keinen Sinn dem jetzt nachzutrauern. Wir sind stark und finden einen Weg. Unseren Weg.
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No Control (Niall Horan FF)
FanfictionFiona und Louis - ein Traumpaar, nicht wahr? Viele denken so, aber was hinter den Kulissen, hinter geschlossenen Türen des One Direction-Haushalts abgeht, ist etwas völlig anderes: Fiona und Niall, Louis und Harry - das sind die wahren Traumpaare. D...