Kapitel 24

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"Oh Mann! Ihr seid auf Turnieren immer so nett zueinander!", bemerkte Katrin nun sarkastisch.
"Bei so etwas geraten wir nunmal öfters mal aneinander.", meinte ich schulterzuckend, während wir nun schnell die Pferde fertig für die Siegerehrung machten. Hierfür sattelten wir Ginger ab und legten ihr die Abschwitzdecke ordentlich über, während wir Devil nur schnell auftrensten, da alles andere bereits von Jenny gemacht worden war.
Ich ließ mir nun auf Devils Rücken helfen und ritt mit Ginger als Handpferd in die Bahn, wo wir unsere Schleifen überreicht bekamen und schließlich die Ehrenrunde anführten. Ginger durfte dafür neben mir laufen, weil es ein bisschen schwierig geworden wäre sie an dritter Stelle laufen zu lassen. So führten wir nun die Ehrenrunde an, bevor ich dann den Richtern das Mikrofon klaute.
"Hallo ihr lieben Zuschauer und Reiter. Wie ihr wisst ist mein Hengst Black Devil jetzt schon 18 Jahre alt und hat seine Rente mehr, als verdient. Daher werde ich ihn jetzt und heute auf seinem absolutem Lieblingsplatz verabschieden.", begann ich und dann passierte genau das, was nicht passieren sollte. Mir stiegen bei dem Gedanken daran, dass das unser letztes gemeinsames Turnier war, die Tränen in die Augen und ich schniefte den Rest meiner kleinen Rede mehr, als dass ich ihn sagte.
"Auf diesem Platz hat für mich damals als 14 jähriges Mädchen mit der dreijährigen Pinto - Araber Stute Dreamers Darling alles begonnen. Hier hatten wir unser zweites gemeinsames Turnier und unseren zweiten gemeinsamen Sieg mit der Wunderstute, wie sie so gern genannt wurde. Heute ist sie schon so lange tod, wie ich Devil reite. 15 Jahre. Das Einzigste, was mir von ihr geblieben ist ist ein Haufen voller toller Erinnerungen und ihren Enkel, der gleichzeitig auch ihr Nachfolger ist und hier gerade vor euch steht. Mit ihm hatte ich mindestens genauso viele erfolgreiche und wunderbare Jahre. Nun ist es auch für ihn vorbei mit den Turnieren und er wird hier und jetzt als Siegerpferd verabschiedet.", setzte ich meine Rede schniefend fort und wurde von tosendem Applaus unterbrochen. Die Freude und Trauer mit der die Leute dieses für mich so wunderbare Pferd verabschiedeten brachte mich nun erst recht zum weinen und ich schluchzte nur noch so gut es ging: "Seine Nachfolgerin ist seine erste Tochter, deren Mutter von Darling abstammt. Ginger, die heute auf ihrem ersten Turnier direkt mit einer super Leistung den dritten Platz ergatterte."
Ich zeigte auf meine Stute, übergab den Richtern wieder ihr Mikrofon und ritt schluchzend zurück zum Einlass, wo die anderen mir direkt die Zügel abnahmen, während ich langsam von Devils Rücken und direkt in Bens Arme rutschte.
"Ach Süße. Ich weiß es ist schwer, aber er ist schon alt und hat sich seine Rente mehr als nur verdient."
"Ich weiß. Es ist nur so schwer ihn gehen zu lassen und vor allen Dingen der Gedanke, dass das jetzt das Ende unserer Karriere war. Das Letzte Mal, dass wir zusammen mit Vollgas über die Hindernisse fliegen. Das letzte Mal, dass wir unter tobenden Applaus die Ehrenrunde anführen und vor allem das letze Mal, dass ich Devil mit den Ohren spielen sehe, weil er sich so freut und gar nicht weiß wo er zuerst hinhören soll. Das ist einfach so schwer damit ab zu schließen."
"Ich weiß, aber das ist nunmal so. Es ist nie einfach ein Pferd in Rente zu schicken. Vor allen Dingen nicht, wenn es einem so viel bedeutet wie Devil dir."
"Was mich so ärgert ist, dass ich nichtmal die Hälfte der Rede geschafft habe ohne los zu heulen."
"Das hat noch nie jemand geschafft. Es ist nunmal nicht so einfach die Karriere eines Pferdes zu beenden. Pferde können nicht selber entscheiden, wann sie nicht mehr können und deshalb liegt es an uns Menschen den richten Zeitpunkt zu finden die Pferde in Rente zu schicken. Das ist nicht so einfach."
"Ich hoffe nur, dass ich den richtigen Zeitpunkt getroffen habe."
"Hast du. Glaub mir. Ich hab Devil noch nie so glücklich gesehen. Eine bessere Entscheidung hättest du für ihn gar nicht treffen können."
"Bist du sicher?"
"Ganz sicher. Er ist glücklich. Schau ihn dir doch an. Wie lange ist es her, dass du ihn so glücklich gesehen hast?"
"Ein Jahr. Als wir letztes Jahr hier waren das letzte Mal."
"Schatz er ist glücklich so. Glaub mir. Er hat hier und jetzt damit abgeschlossen, nachdem du raus geritten bist. Er hat verstanden, was du gesagt hast. Er hatte die ganze Zeit über die Ohren zu dir gedreht und hat dir aufmerksam zugehört. Er weiß, dass seine Karriere hier endet."
"Es ist nur so verdammt schwer ihn gehen zu lassen!"
"Ich weiß. Das geht einem mit jedem Pferd, das man in Rente schickt so und Devil war halt schon immer dein größter Schatz. Ich meine. Du hast nächtelang in seiner Box gesessen und sogar den Papierkram da erledigt. Das hast du bisher für kein Pferd getan außer für ihn und Darling."
"Die beiden waren was besonderes.", schluchzte ich und nun hatte ich keine Chance mehr meine Tränen irgendwie zurück zu halten. Hemmungslos begann ich zu weinen und vergrub mein Gesicht in Bens Schulter. Dieser zog mich nah zu sich und flüsterte beruhigend: "Süße alles ist gut. Er ist nicht aus der Welt. Er steht immernoch bei uns im Stall. Der einzigste Unterschied zu vorher ist, dass du ihn nicht mehr trainierst. Alles andere bleibt gleich. Er ist immernoch dein Pferd und das bleibt er auch für immer und ewig!"

Der Falsche SprungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt