Kapitel 33

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Lisas Sicht:
Wir fuhren nun wieder nach Hause, wo wir auf direktem Weg ins Haus gingen.
"Gute Nacht!", kam es von Johannes und Julia, bevor sie in ihrem Zimmer verschwanden.
"Johannes, kommst du gleich bitte nochmal ins Büro?", fragte ich.
"Kann ich machen.", kam es von ihm zurück, bevor die Beiden verschwanden.
"Was willst du denn im Büro?", fragte Ben.
"Arbeiten. Was denn sonst?", meinte ich.
"Süße du musst schlafen."
"Ja, aber vorher muss ich wenigstens noch ein bisschen arbeiten."
"Und was willst du von deinem Bruder?"
"Mit ihm reden."
"Und genauer?"
"Schatz du musst nicht alles wissen.", meinte ich und gab ihm einen Kuss. Er erwiderte und meinte: "Mach nicht zu lange."
"Mach ich nicht. Ich komme dann nach."
"Okay. Ich warte auf dich."
"Brauchst du nicht. Du merkst dann schon, wenn ich komme."
"Ich vermisse dich aber."
"Ich bin doch da."
"Ja, aber du schläfst immer wo anders oder gar nicht!"
"Wenns dir so wichtig ist, kann ich dich auch wecken, wenn ich komme."
"Okay. Dann bis gleich!"
"Ja. Bis dann.", sagte ich und gab ihm noch einen Kuss, den er erwiderte. Er ging nun in unser Zimmer, während ich mich auf die Suche nach Jenny machte. Diese fand ich in der Küche, wo sie ein Buch am lesen war.
"Du kannst gehen. Wir sind wieder da.", sagte ich zu ihr.
"Und? Wie wars?", fragte sie.
"Naja. Johannes Nase ist genau in der Mitte glatt angebrochen, er lässt keinen außer mich dran und der Arzt hat mich nach einem Date gefragt."
"Klingt nach einem interessanten Abend.", meinte Jenny.
"Ja. Interessant trifft es noch am Besten.", stimmte ich ihr zu.
"Was ist eigentlich passiert?"
"Ganz genau weiß ich es auch nicht. Ich weiß nur, dass Julia und Johannes sich gestritten haben und sie ihm dann wohl eins auf die Nase gegeben hat. Dann haben sie sich scheinbar wieder vertragen und Johannes hat irgendwie mitbekommen, dass er blutet und musste sich das Blut natürlich erstmal angucken. Daraufhin ist er dann umgekippt und Julia hat mega die Panik geschoben und hier rum geschrien bis Emely dann gekommen ist und mich geholt hat. Ich hab dann halt meine Tricks angewendet, um ihn wieder wach zu bekommen und wir sind mit ihm ins Krankenhaus."
"Was ist bei rausgekommen?"
"Die Nase ist exakt in der Mitte schön glatt angebrochen."
"Wow! Julia hat's nicht verlernt!"
"Was nicht verlernt?"
"Sie war schon zu schulzeiten die, die jedem, der sie berührt hat die Nase gebrochen hat."
"Also hat sie schon Übung."
"Oh ja!"
"Wie lief es denn hier so? War Emely brav?"
"Ja. Die hat sich in ihr Zimmer verkrümelt und keinen Laut mehr von sich gegeben."
Da kam plötzlich ein hysterischer Johannes rein und fragte: "Wisst ihr, wo die Kinder sind?"
"Alles gut. Die sind mit ihrem kompletten Sachen bei mir. Mia passt auf sie auf.", erklärte Jenny.
"Warum das denn?"
"Weil Julia der festen Überzeugung war, dass sie mit samt den Kindern hier auszieht und sich von dir scheiden lässt. Ich dachte mir schon, dass das nichts wird."
"Oh gott!", meinte Johannes nur und verschwand.
"War's wirklich so heftig?", fragte ich nun.
"Ja. Die wollte mit samt den Kindern hier weg ziehen. Ihre Koffer hatte sie auch schon gepackt. Johannes hat sie dann wahrscheinlich gerade noch rechtzeitig erwischt."
"Wäre sie sonst wirklich ausgezogen?"
"Ja. Wahrscheinlich schon."
"Oh. Das scheint ja ziemlich heftig gewesen zu sein."
"Ja."
"Ich muss jetzt auf jeden Fall noch ein bisschen arbeiten. Du kannst ruhig wieder nach Hause fahren. Ich denke wir kommen hier jetz wieder alleine klar."
"Meld dich, wenn nicht."
"Mach ich."
"Gut. Dann sehen wir uns morgen!"
"Ja. Bis morgen."

Jenny fuhr nun wieder nach Hause, während ich mich ins Büro setzte und schonmal begann den ganzen Papierkram ab zu arbeiten. Ich guckte zwischendrin allerdings immer wieder auf die Uhr und wartete auf Johannes.
Dieser klopfte dann nach ein paar Stunden auch an die Tür.
"Kannst ruhig reinkommen.", rief ich und so kam Johannes nun rein und schloss die Tür hinter sich. Er bleib allerdings im Türrahmen stehen.
"Du kannst dich ruhig zu mir setzen. Ich bin gleich fertig. Ich muss nur eben neues Futter bestellen.", meinte ich und konzentrierte mich wieder auf meine Arbeit, bevor ich den Rechner dann ausstellte und mich zu Johannes rumdrehte.
"Ist alles in Ordnung?", fragte ich.
"Ja.", kam es von ihm.
"Wirklich?"
"Ja."
"Johannes sei ehrlich! Ich seh dir doch an, dass irgendwas nicht in Ordnung ist! Julia ist nicht da und ich bin nur deine kleine Schwester. Mir kannst du ruhig die Ohren voll heulen!"
"Verdammt ich hab einfach Angst sie zu verlieren!"
"Da geht es ihr auch nicht anders. Sie liebt dich doch genauso sehr!"
"Und warum wollte sie dann ausziehen?"
"Weil sie dachte, dass du sie nicht mehr liebst."
"Aber das tu ich doch! Ich liebe nichts auf ser Welt mehr als sie. Sie ist mein ein und alles!"
"Das musst du ihr sagen und nicht mir! Ich weiß das!"
"Aber sie doch auch."
"Nein! Woher denn auch, wenn du es ihr nicht sagst!"
"Und was mach ich jetzt?"
"Mit ihr reden. Setz dich morgen Abend mit ihr nach draußen und schaut euch den Sonnenuntergang an. Dann redest du mit ihr und sagst ihr aus vollem Herzen wie sehr du sie liebst."
"Und was soll das bringen?"
"Das soll bringen, dass sie versteht, dass du sie genauso sehr liebst, wie sie dich. Du musst sie noch ein zweites Mal für dich gewinnen. Wenn nicht hast du sie bald verloren und das willst du nicht oder?"
"Nein. Natürlich nicht."
"Na siehst du. Dann mach es einfach und frag nicht nach. Das ist Frauen Logik. Die verstehst du sowieso nicht."
"Na danke auch!"
"Sorry, aber ist so. Sie will, dass du für sie kämpfst und wenn du es geschafft hast sie für dich zu gewinnen musst du dafür sorgen, dass ihr öfter Zeit allein verbringt und ihr möglichst jeden Tag zeigen, wie sehr du sie liebst."
"Darf ich fragen warum?"
"Nein."
"Na du bist heute aber wieder nett!"
"Das ist Frauenlogik. Das verstehst du eh nicht."
"Na super."

Ich machte mich nun daran noch den letzten Papierkram im Regal zu verstauen, bis ich aus dem Augenwinkeln sah, wie Johannes sich an die Nase packte.
"Schmerzen?", fragte ich, während ich mich wieder zu ihm setzte. Er nickte nur.
"Schlimm?", fragte ich weiter.
"Es geht so.", meinte er.
"Brauchst du Schmerzmittel?"
"Ne. Noch geht's."
"Okay. Dann leg dich hin. War ein langer Tag. Wenn noch etwas ist kannst du jeder Zeit vorbei kommen. Ich hab alles da."
"Ja Schwesterherz."
"Es ist keine Schande Schmerzen zu haben. Ich bin nicht Julia. Vor mir kannst du das ruhig zugeben. Ich seh dir das sowieso an."
"Ich weiß. Für Lügen kennen wir uns einfach zu lange."
"Wenn du noch was brauchst bin ich in meinem Zimmer."
"Okay."
"Gut. Dann bis morgen."
"Ja. Bis dann."

So ging Johannes nun in Julias und sein Zimmer, während ich noch die restlichen Sachen weg räumte und schließlich in mein Zimmer ging. Dort war Ben bereits am schlafen und so zog ich mich nur schnell um, um ihn dann, wie versprochen, zu wecken. Das war allerdings nicht nötig, denn er wachte schon auf, als ich mich neben ihn legte.
"Hey Süße! Da bist du ja endlich!", sagte er und legte sanft einen Arm um mich.
"Ja.", meinte ich und kuschelte mich an ihn.
"Was hat denn da so lange gedauert? Ich dachte du wolltest nur kurz irgendwas an Papierkram machen."
"Ich hab noch mit Johannes gesprochen."
"Und?"
"Der macht mir irgendwie Sorgen."
"Wieso?"
"Wenn er so weiter macht verliert er Julia."
"Und? Das ist doch dann sein Problem und nicht deins."
"Das würde ihm das Herz brechen."
"Das kannst du dann auch nicht mehr ändern."
"Ich wünschte nur ich könnte es verhindern."
"Mehr als mit ihm reden kannst du auch nicht. Er ist alt genug, um selber zu entscheiden, was er macht."
"Ich hab nur Angst, dass er dann wieder nach Holland zieht."
"Wie kommst du denn darauf?"
"Ich hab so das Gefühl, das Julia das Einzigste ist, was ihn hier hält."
"Also ich würde sagen, dass du da auch eine ziemlich große Rolle spielst."
"Meinst du?"
"Ja. Damals, als das mit deiner Mutter war und ich ihn angerufen hab ist er auch erst hektisch geworden, als ich erwähnt hab, dass du dich in deinem Zimmer verbarrikadierst und als er hier war hat er als erstes nach dir gefragt. Ich denke das du ihm schon ziemlich wichtig bist. Gerade, weil du die Einzigste bist mit der er wirklich offen spricht und der er vertraut."
"Ich hab nur das Gefühl, dass das ihm bei Julia zum Verhängnis werden könnte."
"Du bist seine Schwester. Damit muss sie sich abfinden. Wenn ich jedes Mal solchen Stress machen würde, wenn du mit ihm länger unterwegs wärst, müsste ich schon längst weg sein."
"Nur gut, dass du es nicht tust."
"Wozu auch? Mir ist schon bewusst, dass dein Bruder dir so einiges bedeutet und das ich dir das nicht verbieten kann. Außerdem. Wieso sollte ich denn neidisch sein? Er ist dein Bruder und glücklich verheiratet. Da wird wohl kaum was zwischen euch laufen."
"Ja. Wenn Julia das denn nur genauso sehen würde."
"Irgendwann wird sie das auch noch einsehen."
"Hoffentlich."
"Wird sie schon. Sie braucht nur Zeit und Liebe von ihm."
"Ja. Das hab ich ihm auch schon erklärt."
"Na dann hast du doch alles gemacht, was geht."
"Ich wünschte nur ich könnte mehr machen."
"Das kannst du aber nicht. Die Beiden fangen sich mit der Zeit schon wieder. Schon allein wegen den Kindern."
"Ich hoffe es."
"Die beiden brauchen sich gegenseitig. Ohne einander können die nicht."
"Genau das ist ja das Problem. Wenn es vorbei ist zerbrechen beide daran und Johannes noch als Erster."
"Das wird schon alles wieder."
"Ich bin mir da noch nicht sicher."
"Ich mir dafür um so mehr. Das wird schon. Da brauchst du dir gar nicht solche Sorgen machen.", meinte Ben und zog mich sanft noch etwas näher zu sich. Ich kuschelte mich dicht an ihn und er schloss mich in seine Arme.

Der Falsche SprungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt