Kapitel 79

123 14 0
                                    

Nach der Siegerehrung verwöhnte ich den Hengst dann noch ein wenig, bevor dann die anderen Pferde dran waren. Auch sie mussten versorgt und vor allen Dingen bewegt werden.

Nachdem die Pferde dann alle fertig versorgt und bewegt waren ging es für uns ins Bett. Es war mittlerweile schon spät und der Start war am nächsten vier Uhr morgens. Das hieß für uns spätestens um drei Uhr aufstehen.
An Schlaf war allerdings mal wieder nicht zu denken, da die beiden Hengste einen Krach machten, als würden sie gleich den kompletten Transporter auseinander nehmen. So erbarmte ich mich nach einer Stunde und stand auf, um die beiden erst ein wenig zu führen und sie dann den Rest der Nacht in ihrem eigentlichen Paddock grasen zu lassen. Also verging auch die nächste Nacht für mich ohne Schlaf.
Um halb drei band ich die Hengste dann am Transporter an, um die drei Starter für das heutige Rennen zu holen. Diesmal waren Kyros, Sheyla und Liliana dran. Alle drei putzte ich gründlich und sattelte sie schon einmal. Als die anderen dann auch kamen war ich also mal wieder bereits fertig mit den Pferden, sodass es direkt los gehen konnte. Emely und ich führten die Pferde nun schonmal ein bisschen Schritt, während die anderen sich die Besprechung der Strecke anhörten. Ich kannte diese allerdings bereits in und auswendig, da ich jedes Jahr dieses Rennen ritt. Für alle Fälle brachte Tom und allerdings trotzdem eine Karte mit.

Wenig später ritten wir dann auch schon mit Taschenlampen ausgestattet zum Start.
"Also. Emely du bleibst bei mir und Tom du lässt sie einfach laufen. Sie macht das alles schon ganz von alleine.", wies ich nun noch einmal an. Von den anderen beiden kam nur ein Nicken, bevor dann auch schon der Startschuss fiel. Sheyla und Kyros rannten, wie gewohnt, direkt drauf los, aber fingen sich nach dem erstem Kilometer wieder. So galoppierten Emely und ich den Rest des Weges locker durch und stiegen nur an den steileren Bergen ab, um mit den Pferden an der Hand ein wenig zu joggen und uns dann wieder in den Sattel zu schwingen.
Auf den 160 Kilometern hatte ich dann jede Menge Zeit mich mit Emely zu unterhalten und ganz in Ruh ein paar Themen an zu sprechen, die nicht unbedingt jeder wissen musste.

Die komplette Strecken und auch die Tierarztkontrollen zwischendurch ließen wir locker hinter uns und am Nachmittag lag dann auch schon der letzte Kilometer vor uns.
"Jetzt lass sie einfach laufen und pass nur auf, dass dich der Fahrtwind nicht runter fegt. Den Rest macht sie alleine. Es geht jetzt nur noch gerade aus.", sagte ich nun an Emely gerichtet.
"Okay.", sagte sie.
"Gut. Wir sehen uns im Ziel!", sagte ich nun noch und gab dem Hengst unter mir nun die Zügel frei. Er gab nun von Anfang an Vollgas und wie auch immer er es schaffte legte er auf der Zielgeraden nochmal heftig an Tempo zu. Ich war mittlerweile so fertig, dass ich mich kaum noch im Sattel halten konnte und krallte mich in der Mähne des Hengstes fest.
"Komm! Du kannst das!", feuerte ich ihn leise an und das schien ihn dann noch mehr zu motivieren, denn er legte noch einmal an Tempo zu. Ich bekam das alles aber gar nicht mehr so richtig mit.
"Und wieder einmal hat sie es geschafft! Lisa Michalòw kommt ein drittes Mal in Folge als Erste ins Ziel. Diesmal mit dem Hengst Kyros!", hörte ich den Sprecher sagen und als der Hengst unter mir stehen blieb rutschte ich langsam von seinem Rücken. Wie im Trance nahm ich die Glückwünsche der anderen entgegen und ging zur letzten Tierarztkontrolle, die Kyros bestand. Weiter ging es dann zur Siegerehrung. Das alles nahm ich gar nicht richtig wahr. Auch nicht, dass ich von der Rennleitung einen Preis dafür verliehen bekam, dass ich die meisten Rennen gewonnen hatte. Ich war einfach nur total fertig und nahm alles nur noch wie durch einen Schleier war. Hauptsächlich konzentrierte ich mich jedoch nicht zusammen zu brechen. Es war wohl doch alles ein bisschen zu viel in den letzten Tagen und das rechte sich nun. Ich hatte jedoch keine Zeit, um groß Pause zu machen. Die Pferde mussten versorgt werden und die Sachen schon mal so weit gepackt. Am nächsten Morgen sollte es schließlich schon wieder nach Hause gehen.
So machte ich mich nun erst einmal daran Kyros zu versorgen. Auf der Hälfte wurde ich jedoch von Ben gestoppt.
"Wir kümmern uns schon um ihn. Mach du mal eine Pause.", sagte er.
"Ich mach das schon.", meinte ich und ging weiter. Er packte mich jedoch am Arm und zog mich zurück zu sich. Ich ließ mich einfach von ihm ziehen. Um mich zu wehren war ich im Moment sowieso zu schwach.
"Süße du bist völlig fertig! Wenn du so weiter machst klappst du mir gleich zusammen. Mach eine Pause!", sagte er. Wie recht er doch damit hatte, aber ich konnte keine Pause machen. Die Pferde mussten versorgt werden.
"Pause machen kann ich auch noch, wenn die Pferde alle versorgt sind.", meinte ich und riss mich mit letzter Kraft von ihm los, um weiter zu gehen. Nach nur wenigen Schritten versagten mir jedoch die Beine. Ben war allerdings bereits wieder bei mir und fing mich. Sanft zog er mich zu sich und schloss mich in seine Arme. Ich konnte nun einfach nicht mehr und begann zu schluchzen.
"Alles gut meine Kleine. Ich bin da. Ich hab dich.", flüsterte Ben beruhigend und zog mich dicht an sich.

"Was ist los?", hörte ich Johannes nach einer Weile besorgt fragen.
"Alles gut. Sie ist nur total fertig.", erklärte Ben ruhig.
"Nach den letzten Tagen verständlich.", meinte Johannes und wand sich dann mir zu.
"Du musst ein bisschen langsam machen! Wenn du so weiter machst klappst du uns irgendwann einfach zusammen!", sagte er besorgt und strich mir sanft über den Rücken.
"Da ist sie jetzt schon nicht mehr weit von entfernt.", meinte Ben.
"Komm. Wir setzen uns da hinten auf die Bank.", schlug Johannes nun vor. Ich löste mich nun langsam von Ben und ging ein paar Schritte. Dann versagten mir allerdings schon wieder die Beine. Diesmal war es Johannes, der mich aufging und mich nun vorsichtig hoch hob, um mich bis zu der Bank. Dort setzte er sich mit mir auf dem Schoß hin und auch Ben setzte sich zu uns. Zu diesem rutschte ich nun vorsichtig rüber. Er schloss mich in seine Arme und flüsterte beruhigend: "Alles ist gut. Wir sind da."

So saßen wir eine Weile, bis ich schließlich vor lauter Erschöpfung einfach einschlief.

Der Falsche SprungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt