Kapitel 71

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Als ich dann fertig war krabbelte ich direkt wieder hoch zu seinem Kopf und strich ihm tröstend die Tränen von der Wange.
"Ach Schatz du glaubst gar nicht wie leid es mir tut!", flüsterte ich und strich ihm sanft immer wieder über das Haar.
"Es tut mir so leid!", flüsterte ich erneut.
"Alles gut Süße. Besser du machst das, als irgend ein inkompetenter Arzt.", wimmerte Ben leise.
"Der wird das vielleicht dann nochmal machen.", flüsterte ich liese. Auch wenn ich ihm die Schmerzen liebend gern ersparen wollte musste das vermutlich sein.
"Was ist jetzt eigentlich?", fragte Ben nun vorsichtig.
"Willst du das wirklich wissen?", fragte ich.
"Ja.", kam es leise von ihm und ich meinte einen Hauch vin Unsicherheit in seiner Stimme gehört zu haben.
"Okay. Deine Bänder sind stark überdehnt und dein Sprungelenk ist mehr oder weniger hinüber.", erklärte ich knapp.
"Was heißt hinüber?", fragte Ben und nun war ich mir mit der Unsicherheit ganz sicher.
"So, wie ich das beurteilen kann ist das ein Trümmerbruch.", erklärte ich. Ben nickte nur und ich wusste, dass er leise in sich hinein fluchte diesem Spiel überhaupt zugestimmt zu haben. Er hatte wirklich starke Schmerzen und da half jetzt nicht mal mehr, dass ich kurz davor war mit ihm zu heulen und ihm tröstend immer wieder durch das Haar fuhr und ihm sanft die Tränen von der Wange wischte.
Nach einer Weile kam Julian zu uns und kniete sich neben mich.
"Wie geht's dir?", fragte er besorgt und ich wusste, dass er sich fast genauso viele Sorgen machte wie ich. Dazu kam noch, dass er sich vielleicht sogar Vorwürfe machte ihn da mit rein gezogen zu haben.
Ben zuckte auf seine Frage nur mit den Schultern.
"Wir haben das da für dich gewonnen!", sagte Julian nun und ich konnte erkennen, wie sich Bens Gesicht kurzzeitig erhellte.
"Danke.", sagte er leise.
"Wie sieht's denn aus? Was sagt die Fachkraft?", fragte Julian nun vorsichtig an mich gerichtet.
"Wenn du dir seinen Knöchel so anguckst erklärt das denke ich einiges.", meinte ich. Er nickte nur und meinte: "Der ist ganz schön dick. Was genau ist los?"
"Seine Bänder sind stark überdehnt, was wohl durch das Umknicken kommt, was du mir beschrieben hast. Außerdem hat er einen Trümmerbruch am Sprungelenk.", erklärte ich.
"Scheiße!", fluchte Julian und sprach damit das aus, was wir alle dachten, aber nicht aussprachen.
"Ganz genau das.", stimmte ich ihm zu und auch Ben nickte leicht zur Bestätigung.
"Was machen wir jetzt?", fragte Julian nun.
"Wir müssen auf jeden Fall ins Krankenhaus. Zum einen mit Johannes und Ben auf jeden Fall auch. Da wird es wohl auf eine Operation hinaus laufen müssen.", erklärte ich.
"Soll ich einen Notarzt rufen?"
"Der ist frühestens in einer Stunde hier und braucht dann nochmal mindestens eine Stunde zurück. In der Zeit sind wir dreimal ins Krankenhaus gefahren."
"Und was sonst?"
"Wir müssen ihn irgendwie in ihrgend ein Auto kriegen und im Krankenhaus dann wieder raus."
"Wie willst du das denn machen? Es ist ein Wunder, dass wir ihn überhaupt vom Platz gekriegt haben! Er kann den Knöchel nicht bewegen geschweige denn auftreten."
"Ich weiß. Das haben ein Trümmerbruch und überdehnte Bänder so an sich."
"Und wie willst du ihn dann bis ins Krankenhaus kriegen?"
"Irgendwie kriegen wir das schon hin."
"Okay. Wenn du meinst."
"Kannst du fahren?"
"Ja. Klar."
"Gut. Dann sag den anderen Bescheid, dass sie sich beeilen sollen. Sobald alle fertig sind geht's los."
Julian nickte und verschwand in Richtung Umkleidekabinen.
Ich blieb bei Ben sitzen und konzentrierte mich wieder ganz auf ihn.
"Wie geht's dir?", fragte ich nun.
"Ich hab Schmerzen ohne Ende.", meinte Ben.
"Ja. Das weiß ich, aber wie geht es dir sonst so?"
"Relativ gut. Wieso?"
"Wenn dir der Kreislauf weg geht oder so etwas sagst du bitte sofort Bescheid okay?"
"Ja. Wieso sollte das passieren?"
"Bei so starken Schmerzen ist öfter das Problem, dass einem dann mit der Zeit einfach der Kreislauf weg sackt."
"Das hatte ich noch nie."
"Du hattest auch noch nie so starke Schmerzen oder?"
Nun kam nur noch ein Nicken von ihm.
"Ach verdammt! Warum ziehst immer nur du diese Unfälle magisch an?", fragte ich nun.
"Ich weiß es nicht.", kam es leise von Ben.
"Ich auch nicht."
Nun schwiegen wir eine Weile, bis Ben fragte: "Hast du vielleicht irgendwelche Schemerzmittel oder so?"
"Nein und ich darf dir auch nichts geben. Du musst wahrscheinlich operiert werden. Da kann ich dich nicht vorher mit Schmerzmitteln voll pumpen."
"Verdammt!", fluchte Ben leise.
"Ach Schatz. Es tut mir so leid! Ich wünschte ich könnte dir irgendwie helfen, aber ich darf dir nichts geben.", sagte ich und strich ihm sanft durch das Haar.
"Die anderen sind bestimmt gleich fertig. Dann können wir direkt los und sind in einer Stunde da."
"Ich weiß nicht, ob ich das so schnell will."
"Das ist alles nichts schlimmes. Die machen nichts anderes, als dich vielleicht nochmal ab zu tasten und zu röntgen. Dann wist du wahrscheinlich operiert und davon bekommst du sowieso nichts mit. Wenn du dann aufwachst hast du einen Gips und musst dann noch über Nacht im Krankenhaus bleiben, bevor du dann nach Hause kannst."
"Das ist nicht das Problem. Diese Ärzte sind nur einfach inkompetent!"
"Ich pass schon auf, dass die keinen Mist bauen. Keine Sorge."
"Darfst du da überhaupt mit rein?"
"Lass mich mal machen. Ich krieg das schon hin."
Nun kam Julian auch schon wieder und meinte: "Die anderen kommen sofort."
"Willst du dich nicht auch umziehen?", fragte ich.
"Das kann ich auch später noch. Jetzt sind erstmal andere Sachen wichtiger.", meinte Julian.
"Wir kommen hier schon klar. Du kannst ruhig gehen."
"Nein. Ist schon gut."

Nach einer kurzen Zeit des Schweigens kamen dann auch die anderen und Louis fragte: "Wie können wir helfen?"
"Ben muss ins Krankenhaus. Dafür müssen wir ihn aber irgendwie in ein Auto kriegen. Da er aber nicht laufen kann könnte sich das ziemlich kompliziert gestalten. Es wäre also ganz gut, wenn ihr helfen könntet.", erklärte ich.
"Ihn zum Auto zu kriegen ist kein großes Problem. Die Frage ist nur, wie wir ihn bis zum Krankenhaus kriegen. Er wird ja wohl kaum einfach sitzen können.", bemerkte Louis.
"Wir könnten ihn ja einfach quer auf die Rückbank legen.", meinte Julia mit einem breiten Grinsen. Das sollte wohl ironisch gemeint sein, aber die Idee war eigentlich gut.
"Die Idee ist gar nicht mal so schlecht!", meinte ich.
"Jetzt ernsthaft?", fragte Julia überrascht.
"Ja. So könnten wir das machen.", sagte ich.
"Ist das denn so einfach erlaubt?", fragte Louis nun.
"Das ist mir gerade sowasvon egal! Das ist ein Notfall. Da muss das mal gehen. Außerdem sind wir hier sowieso in dem größten Kaff. Da kommt die Polizei nur raus, wenn es gar nicht anders geht.", meinte ich.
"Na dann lass uns mal los legen.", sagte Julian.

Der Falsche SprungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt