Kapitel 3

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Den Rest des Weges unterhielten wir uns noch ein wenig über belanglose Dinge, bevor wir dann wieder am Gestüt ankamen. Dort spritzte ich Cheyenne kurz ab und rieb der Stute dann ihr dunkelbraunes Fell trocken. Sie war eine der vielen Nachkommen von Shalima, die mittlerweile schon 36 Jahre alt war und somit auch in der Zucht nichts mehr zu tun hatte. Cheyenne war ihr letztes Fohlen und wir steckten große Hoffnungen in die junge Stute. Mit ihren gerade mal drei Jahren lief sie erst seit ein paar Monaten unter dem Sattel, aber hätte schon das Potential für ein erstes Distanzrennen. Wir ließen sie allerdings, wie alle Jungpferde, erst einmal ein Jahr lang zuhause laufen, damit sie Routine fand und sich an der Reiter gewöhnte. In etwa einem Jahr würde sie dann ihr erstes Rennen laufen in das wir viel Hoffnung setzten. Mit Bonfire als Vater und Shalima als Mutter konnte sie eigentlich nur perfekt werden. Die Fohlen aus dieser Kombination waren alle erfolgreich und auch sie sollte es werden. Sie war unser großer Goldschatz, denn sie hatte nicht nur super Eltern, sondern war auch vom Körperbau perfekt. An ihr gab es keinen Markel. Nur im Umgang war sie noch ein wenig schwierig, aber mit der Zeit würden wir auch das in den Griff bekommen.

Nachdem ich Cheyenne dann versorgt hatte ging es an meinen zweiten Schatz. Ginger. Die erste Tochter von Devil, den ich gegen Ende dieser Saison in Rente schicken wollte. Er war mittlerweile schon fast 21 Jahre alt und es grenzte an ein Wunder, dass er noch so viel Energie hatte und ohne Probleme auch weiterhin im Spitzensport mithalten konnte. Wenn es nach dem Hengst ging würde er wahrscheinlich auch noch weitere zehn Jahre jedes Springturnier mitnehmen. Das wollte ich allerdings nicht. Er hatte nach so vielen Erfolgen seine Rente mehr als verdient und würde nach dieser Saison den ganzen Tag draußen stehen und nur ab und zu locker von mir geritten werden. Auch unsere Freiarbeit wollte ich mit ihm fort führen. Ginger sollte seine Nachfolgerin werden und die Stute hatte viel Potential. Ihre Mutter stammte von der Mutter von Darling ab und daher hatte sie die hübsche Scheckung ihrer Mutter. Das war allerdings auch das Einzige, was sie von ihr hatte. Den hübschen Araberkopf, das Temperament und vor allen Dingen auch ihre Sprungkraft hatte sie auf jeden Fall von ihrem Vater geerbt. Das Problem daran war nur, dass sie an manchen Stellen zu temperamentvoll war und ziemlich zickig werden konnte. Das bekam ich mittlerweile allerdings relativ gut in den Griff und wir wuchsen langsam zu einem Team zusammen. An den freien Tagen machte ich daher mit ihr, zur Festigung unseres Vertrauens ein wenig Boden- und Freiarbeit. Das stand auch heute wieder an und die junge Stute machte super mit, sodass ich sie schon nach einer halben Stunde wieder auf die Weide entließ.
"Na? Wie kommst du voran mit der Kleinen?", fragte Julia, die an der Weide stand und mit Milan kuschelte.
"Ganz gut. Sie ist noch ziemlich unerfahren und kann ziemlich zickig werden, aber bei der Freiarbeit ging es heute richtig gut.", berichtete ich.
"Das ist doch schon mal was. Was hast du denn mit ihr gemacht?"
"Ein bisschen longieren ohne Longe und halt so Basis Sachen, wie frei hinter mir her laufen und stehen bleiben und so etwas."
"Wenn das schon funktioniert ist das doch schon mal richtig gut."
"Ja. Ich bin heute echt zufrieden mit der Kleinen. Jetzt muss das ganze nur noch beim Reiten klappen."
"Mit der Zeit kommt das auch noch. Sie ist ja noch jung und in einem halben Jahr ist sie bestimmt so weit, dass du mit ihr die nächste Saison starten kannst. Sie liebt das Springen. Das liegt ihr einfach im Blut."
"Ja. Aus ihr kann auf jeden Fall mal ein richtig gutes Springpferd werden."
"Auf jeden Fall!"

Der Falsche SprungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt