Kapitel 59

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Wir gingen nun rein und mit einem Blick auf die Uhr bemerkten wir, dass wir nur noch zehn Minuten hatten, bis die Pferde gefüttert werden mussten. Also machten wir uns in windes Eile fertig und gingen dann raus, um die Pferde zu füttern. Dabei gab es schon schräge Blicke, da wur ja eigentlich noch gar nicht da sein sollten und die anderen das ja alles nicht mit bekommen hatten. Ich erklärte allerdings niemanden etwas, sondern trommelte nqch der Fütterung alle in der Sattelkammer zusammen.
"Was macht ihr denn schon hier?", fragte Tom verwundert. Er hatte in den anderen Ställen gefüttert und uns daher noch nicht gesehen.
"Wir hatten gestern Abend noch eine leichte Katastrophe und mussten daher eher zurück.", erklärte ich.
"Leicht ist gut.", meinte Julia.
"Wo ist denn Jenny?", fragte Tom besorgt.
"Noch auf dem Turnierplatz. Der geht's gut. Keine Sorge!", beruhigte ich ihn.
"Na dann ist ja gut!"
"Was ist denn jetzt?", fragte James nun.
"Stuart ist gestern Abend gestorben. Sein Herz war kaputt und hat dann einfach aufgehört zu schlagen.", erklärte Ben nun. Dann war absolute Stille im Raum. Stuarts drei Freunde schauten betreten auf den Boden und keiner traute sich etwas zu sagen.
Nach einer Weile ging James dann zu Ben und reichte ihm die Hand.
"Mein Beileid. Es tut mir leid für dich, dass es so plötzlich kommen musste!", sagte er ernst. Ben nickte nur still. Dann war wieder alles ruhig.
"Gibt es aich irgendwas erfreuliches?", fragte Tom nach einer Weile.
"Kyros und Sheyla haben mit einer Nasenlänge abstand zwischeneinander den elften und zwölften Platz gemacht.", berichtete ich nun.
"Na das ist doch wenigstens etwas Gutes.", meinte James.
"Sonst noch irgendwas neues?", fragte Johannes.
"Ja. Es wird ab jetzt so einiges anderst laufen. Ich werde mit Ginger auf Olympia hin trainieren. Das heißt ich muss sehr viel Zeit in ihr Training stecken. Ab sofort ist also immer, wenn ich mit dem einen Pferd fertig bin das nächste Pferd komplett fertig gesattelt und so weit es geht aufgewärmt. Außerdem brauche ich jemanden, der meinen Büro Kram macht.", erzählte ich.
"Was muss der denn so alles können?", fragte Jack.
"Planen, Buchhaltung und gut mit Computern umgehen.", erklärte ich.
"Okay. Dann sind wir drei schonmal raus. Bei uns scheitert es an den Computern.", meinte James.
"Ich weiß. Und die anderen können eins von den anderen Sachen nicht. Das war schon immer mein Problem."
"Und was machen wir jetzt?", fragte Tom.
"Ich mache Nachtschichten ohne Ende und dann muss das eben irgendwie gehen, bis wir jemanden gefunden haben, der das kann.
"Das geht auch nicht. Da gehst du dran kaputt.", meinte Ben.
"Genau.", stimmte Johannes ihm zu. Wow! Das war das Erste Mal, dass sie sich in einem Punkt einig waren! Der Hammer! Das merkte auch Julia, denn sie fragte überrascht: "Wart ihr euch gerade ernsthaft einig?"
Von den beiden kam nur ein Nicken.
"Wow! Der Hammer! Das ist ja noch nie passiert!", bemerkte Julia begeistert. Sie war mittlerweile auch davon angenervt, dass die beiden sich aus irgend einem Grund auf den Tod nicht ausstehen konnten. Warum verstand niemand. Klar konnten sie unterschiedlicher gar nicht sein, aber deshalb konnte man doch trotzdem irgendwie miteinander klar kommen. Sie mussten sich ja nicht unbedingt lieben, aber wenigstens mit einander klar kommen. Dann wäre ich ja schon zufrieden.
"Gibt es irgend einen Plan für heute?", fragte Tom nun.
"Ja. Es ist Sonntag und die Pferde haben frei. Ihr kümmert euch bitte drum, dass die alle samt auf die Weide kommen und abends dann wieder rein geholt werden. Ich kümmer mich um alles andere und heute Abend treffen wir uns dann zur Fütterung wieder hier.", erklärte ich.
"Okay. Sonst noch irgendwas?"
"Ja. Ginger bleibt bitte in der Box. Um die kümmer ich mich heute."
"Gut. Dann bis heute Abend!"
"Ja. Bis dann!"
Es verteilten sich nun alle auf die Ställe um die Pferde raus zu bringen, während ich mich auf den Weg zu Ginger machte.
"Kann ich dir vielleicht helfen?", fragte Ben, der mir gefolgt war.
"Ja. Du könntest mir beim Aufbauen helfen."
"Was hast du denn vor?"
"Ich lasse die Kleine mal Freispringen."
"Aber nicht auf dem Springplatz oder?"
"Nein. Natürlich nicht. Da ist die schneller über dem Zaun, als du gucken kannst. Ich dachte wir bauen das in der Reithalle auf."
"Passt das von der Höhe her?"
"Ja. Sie hat ja keinen Reiter drauf. Dann passt das."
"Okay. Dann komm."
Wir stellten nun erst einmal die Stute in die Führmaschiene und machten uns dann daran in der Reithalle einen kleinen Parcours zu bauen, der an der Bande entlang einmal außen herum führte. Die Hindernisse hielten wir allerdings noch relativ klein. Wir wollten es ja nicht gleich übertreiben. Danach holten wir dann Ginger un putzten sie einmal grob über, um ihr dann Gamaschen und eine Trense an zu legen. Von der Trense baute ich allerdings die Zügel ab und harkte stattdessen eine Longe ein. Nun ging ich mit der Stute in die Halle, wo Ben in der Mitte bereits ein paar Trabstangen und Cavalettis aufgebaut hatte. Ich führte Ginger nun eine Runde im Schritt außen herum, damit sie sich alles anschauen konnte, bevor ich mich dann in die Mitte stellte und die Peitsche vom Boden aufhob, um Ginger ein paar Runden locker im Trab zu longieren. Nach einer Weile nahm ich dann auch die Trabstangen mit und schließlich dann auch das Cavaletti. Nach etwa zehn Minuten ließ ich sie dann angaloppieren und ließ sie über das Bodenrick springen, das Ben mir aufgebaut hatte. Als sie dann warm war und auch im Galopp geschmeidig lief parierte ich sie durch und ließ sie im Schritt noch ein wenig laufen, bevor ich sie zu mir in die Mitte holte und zum Anfang des Parcours führte. Dort harkte ich die Longe aus und gab der Stute einen leichten Klaps auf die Kruppe. Diese jagte sofort im vollen Galopp los und hatte wenig später auch schon den Parcours hinter sich gelassen. Brav blieb sie nun neben mir stehen und wartete, was sie nun tun sollte.
"Komm. Weiter.", wies ich sie an und ließ sie noch drei weitere Runden springen. Dann nahm ich sie wieder an die Longe und lies sie ein paar Runden traben, während Ben die Stangen höher legte.

Der Falsche SprungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt