Kapitel 91

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Nach dem Training übergab ich Ginger dann wieder an Jenny und machte mit den nächsten Pferden weiter.
Am Abend ging ich dann noch mit Paul joggen, bevor ich mich dann wieder an die Büro Arbeit machte.
Als ich mich dann mitten in der Nacht zu Ben legte, öffnete dieser seine Augen und schaute mich groß an. Was mich allerdings wunderte war, dass kein Kommentar dazu kam, dass ich schon wieder so spät war. Hatte er etwa tatsächlich verstanden, dass es sowieso nichts brachte, dass er jedes Mal rum meckerte und es aufgegeben?
"Wie geht's dir?", fragte ich.
"Naja.", meinte er.
"Was heißt naja? Hast du wieder Schmerzen?"
"Nein. Keine Sorge."
"Warum dann nur naja?"
"Ich vermisse dich."
"Ach du bist süß. Morgen hat Paul seinen letzten Tag hier und am Montag fährt er nach Hause. Dann hab ich wieder mehr Zeit. Und bald ist Winter. Dann haben wir weniger zu tun und noch mehr Zeit."
"Hast du Emely eigentlich heute schon gesehen?"
"Ja. Die hängt die ganze Zeit bei Paul rum."
"Also hattest du doch Recht?"
"Ja klar. Deine Tochter hat den selben Geschmack, wie ihre Mutter."
"Muss ich mir jetzt Sorgen machen, weil du den ganzen Tag mit ihm trainierst?"
"Nein. Keine Sorge. Ich betrüge dich schon nicht. Das würde ich nie tun. Ich liebe nur dich.", meinte ich und gab ihm einen Kuss.
"Ich liebe dich auch!", sagte er und erwiderte diesen.
In Bens Armen schlief ich dann nach einer Weile schließlich ein.

Am nächsten Morgen ging es dann, wie gewohnt, mit der Fütterung los und danach weiter zum Freispringen mit Paul und Bismarck. Der Hengst machte seine Sache jetzt schon deutlich besser, als noch am vorherigen Tag.
Nach Bismarck ließ ich dann Ginger noch ein wenig Freispringen. Danach schwang ich mich dann wieder in den Sattel und trainierte mit meinen anderen Schützlingen weiter.
Am Mittag schwang ich mich dann wieder auf Ginger und ritt mit Emely und Paul zu der Geländestrecke in der Nähe. Hier hatte ich die Erlaubnis bekommen mit den Beiden zu trainieren und so mussten wir ausnahsweise mal nicht unerlaubt über die zwei Meter Mauer springen, sondern ritten durch das Tor am Eingang. Das hatten wir nach einiger Zeit auch gefunden. Vorher verirrten wir uns allerdings erst einmal ganz schön.
"Ich dachte ihr wärt schon öfter da geritten.", sagte Paul verwundert.
"Ja, aber wir haben eigentlich noch nie den Eingang genommen.", meinte ich.
"Wie seid ihr denn dann rein gekommen?"
"Die Mauer ist nur zwei Meter hoch. Das springt Ginger ohne Probleme."
"Ihr seid nicht ernsthaft einfach über die Mauer gesprungen oder?"
"Doch."
"Ist das denn erlaubt?"
"Nein."
"Kann es sein, dass ihr irgendwie nur Mist baut, wenn keiner dabei ist?"
"Nein. Das machen wir auch, wenn jemand dabei ist."
"Aha."
"Wir sind halt ein bisschen verrückt. Da musst du dich wohl oder übel dran gewöhnen, wenn du mit uns unterwegs bist.", meinte ich und trabte die Stute unter mir nun an.
"Wir traben jetzt einmal die Strecke ab und galoppieren dann wieder zurück. Dann sind die Pferde schon mal warm.", erklärte ich zuerst auf deutsch für Paul und dann noch einmal auf polnisch für Emely. Dies taten wir dann auch und trabten die Strecke dann einmal komplett ab, bevor wir dann im vollen Galopp zurück ritten. Nun waren die Pferde warm und ich erklärte wieder auf beiden Sprachen einmal: "Emely hält ihr Pferd hier ein bisschen im Bewegung und Paul fängt an mit dem Parcours. Danach dann andersrum. Ich reite nebenher und schaue mir eure Runden an. Die Stellen, die euch am schwersten Fallen üben wir dann noch ein paar Mal."
Von den Beiden kam nur ein Nicken und so ritt ich nun mit Paul zusammen zum Start. Ich zählte bis drei und dann ging es auch schon los. Im vollen Galopp jagten wir los und Paul machte seine Sache schon relativ gut. Ein paar kleinere Fehler schlichen sich dann aber doch ein. Sein größtes Problem war es immer noch die Distanzen richtig ab zu schätzen und zu treffen. Auch fiel es ihm noch schwer die Linien richtig zu treffen. Da musste dringend dran gearbeitet werden, aber das konnte ach ich in einem einzigen Wochenende nicht alles wieder ausbügeln. Dafür hätte ich mehr Zeit gebraucht. So etwas konnte niemand innerhalb von drei Tagen lernen. Wir waren unserem Zeil allerdings schon deutlich näher gekommen. Immerhin wusste Paul jetzt genau, wo seine und Bismarcks Schwächen waren und wie er daran arbeiten konnte. Mit Hilfe von einem halbwegs guten Trainer, die ihnen Tipps gab konnte daraus schon mal was werden.

Am Ende der Strecke erklärte ich Paul, wo genau seine Fehler lagen und wie er diese ausbessern konnte. Dann trabten wir locker wieder zurück zu Emely und ich ritt mit ihr noch einmal die Strecke. Nasim trug sie eigentlich auf Anhieb nahezu perfekt über die Strecke und ich hatte nur ein paar kleinere Dinge, die noch verbessert werden konnten.

Nachdem wir dies dann besprochen hatten, beschloss ich, dass es keinem etwas brachte, wenn wir jetzt nochmal einzelne Hindernisse raus suchten und daran übten. Dabei hatten beide kein Problem. So ritt ich stattdessen den Parcours einmal komplett durch und die beiden anderen ritten daneben, um sich anschauen zu können, wie genau der Parcours geritten werden sollte.
Nachdem wir auch dies getan hatten, ritten wir zurück zum Gestüt. Auf demWeg dort hinkonnten wir dann fleich in Ruhe die Pferde trocken reiten und so waren die Pferde wieder am Stall angekommen schon komplett trocken. Ich übergab Ginfer nun an Jenny und trainierte mit dem nächsten Pferd, das auf der Liste stand, während die anderen Beiden ihre Pferde versorgten.

Am Abend ging ich dann wieder mit Paul, Emely und den Pferden joggen. Das letzte mal zu dritt, denn am nächsten Tag sollte Paul wieder abreisen. Daher war die Stimmung eher traurig, doch das sollte sich schon bald ändern, denn während wir weg waren hatten die anderen eine kleine Abschiedsparty organisiert. So wurde am Abend noch ordentlich gefeiert, bevor es dann mitten in der Nacht ins Bett ging. Es ging am nächsten Morgen immerhin für alle ganz normal wieder an die Arbeit und auch Emely musste wieder zur Schule. Ich bezweifelte jedoch, dass da was draus werden würde. So viel, wie due getrunken hat, würde die morgen wohl ganz schöne Kopfschmerzen haben.

Der Falsche SprungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt