Affen & alte Freundschaft

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Finnicks Perspektive; 


Ich richte mich auf und laufe am Wasser entlang. Solange Katniss und Peeta schlafen kann ich ja noch was zu essen besorgen. Nicht allzu weit entfernt gebe ich die Suche jedoch auf. 
Es bringt eh nichts. Um Austern oder Muscheln zu finden, müsste ich tauchen und das wäre zu gefährlich. Die Beiden werde ich nämlich keine Sekunde aus den Augen lassen. 
Wie abgemacht. 

Also lasse ich mich ein Stück weiter wieder auf den Boden fallen und starre gedankenverloren vor mir hin. Ob es Annie wohl gut geht? 

Ich lasse meinen Blick um mich herum schweifen. Der Blitz schlägt heftig in einen Baum ein und ich zucke leicht zusammen. Das wird die nächste Stunde wohl so weiter gehen. 
Katniss schreckt aus dem Schlaf hoch und starrt mich an. Peeta jedoch schläft unbeirrt weiter, bis sie an ihm schüttlelt. 

"Katniss!", sage ich bestimmt. "Lass uns was zu trinken holen gehen!" 
Sie nickt in meine Richtung, stellt sich hin und deutet Peeta sich hinzustellen. 
Katniss und ich gehen gemeinsam ein Stück vor. Peeta versucht leise zu sein und hält Abstand, aber er ist nicht leise. Das liegt wahrscheinlich an seinem Bein. 
Er bleibt zwar ein paar Meter auf Abstand, aber so das wir ihn in der Not beschützen könnten. 

Prustend macht Katniss sich an einem Baum zuschaffen. Die Luft wird immer stickiger. 
Man meint sich daran zu gewöhnen, aber es funktioniert einfach nicht. 
Wäre es hier so wie in Distrikt vier dann wäre alles perfekt für mich gemacht, aber durch diese Hitze ist es nur widerlich. 

"Komm gib mir das Messer.", sage ich deutlich und lächle sie an. "Ich mach das." 
Schulterzuckend überlässt sie mir das Messer und stellt sich vor mir auf. 
Sie sieht sich aufmerksam um und ich beschließe ihr einfach weiterhin blind zu vertrauen. 
Bestimmt spielt sie wieder mit den Gedanken mich zu ermorden, aber wenn sie es tut, dann bestehen noch weniger Chancen. 
Ich storchere mit dem Messer in dem Baum herum und kann die Tülle schon fast hineinstecken, als Katniss mich mit dem Arm anstupst. 

Ich mache mir nicht einmal die Mühe auf zu sehen. 
"Finnick.", flüstert sie. "Ja...Einen Moment. Ich bin gleich so weit.", sage ich schnell. 
"Nein Finnick..." 
Nun hebe ich den Blick und sehe sie an. 
Mit ihrer Hand weist Katniss über uns. Ich zucke ein wenig zusammen. 

Eine Horde Affen sitzt oben in den Bäumen. Ich spanne meinen gesamten Körper an und senke den Blick. Katniss versucht Peeta auf uns aufmerksam zu machen. 
"Peeta...", sage ich. 
Katniss wagt es nicht sich zu mir umzudrehen. 
"Komm ganz leise und langsam her...", sagen wir, immer wieder abwechselnd. 
Peeta runzelt die Stirn und dreht sich zu uns um. 
Ohne weitere Probleme kommt er bei uns an. 

Doch als er aufsieht, nur für eine Sekunde, ist es als wäre ein Schalter umgelegt worden. 
Die Affen fangen anzubrüllen und schreien wild durcheinander. 

Noch ehe ich meinen Dreizack werfen kann springt ein Affe auf mich. 
Ich brauche nicht lang, bis ich ihn endlich abwehre.
Nun versuche ich so viele Affen wie möglich zu treffen. 

Überall liegen tote Affen, in manchen von ihnen stecken Pfeile, andere sind durchbohrt und zerfetzt. 

Katniss, Peeta und ich stehen nun im Dreieck zusammen. Rücken an Rücken. 

Alle die mir entgegen springen, erledige ich. 

Mir ist heiß. Ich merke wie der Schweiß an meinem Körper herunterrinnt. Die Atemnot setzt noch nicht ein, dazu ist meine Kondition zu groß, aber es ist trotzdem anstrengend. 

Ich bin vollkommen auf mich selbst konzentriert, sodass ich anfangs nicht mitbekomme das Katniss die Pfeile fehlen und Peetas Messer auf den Boden gefallen ist: 
Ich habe das Gefühl das wir schon Ewigkeiten mit diesen Abscheußlichen Wesen kämpfen. 

Als ich ich einen Moment inne halte, springt ein Affe mitten auf Peeta zu. 
Noch ehe der Affe sie erreicht, springt die Frau aus Distrikt fünf dazwischen und wendet den Affen zu sich. Er schlägt seine Zähne in ihre Brust und sie geht stöhnend zu Boden. 

Erneut wurde anscheinend ein Schalter umgelegt, denn jetzt ziehen sich die Affen nach und nach zurück. Peeta hebt die Frau auf, legt sie in ihre Arme und Katniss läuft ihnen hinterher. 

Ich mache mich daran die Pfeile aus den toten Affen zuziehen und sie in meiner Hand zusammeln. 
Wahrscheinlich sind die Spielmacher für all das hier Verantwortlich. Überall lauern Gefahren. 
Tödlicher Nebel, Affen die einen Attakieren, der Blitz der immer wieder einschlägt...
Wer weiß was es noch hier gibt? Ich ziehe den aller letzen Pfeil aus einem Affen und laufe dann ein Stückchen aus dem Dschungel heraus. 

Mit einem Ruck ziehe ich ein riesiges Stück Moos vom Baum und fange an die Pfeile von Katniss sauber zu wischen. Wenn Johanna zu uns stoßen würde, dann könnte man Katniss und Peeta noch besser schützen. Außerdem kann ich ihr blind vertrauen. 
Ich schließe mit diesen Gedanken ab, hebe die Pfeile auf und gehe zurück zum Strand. 

Die klappendürre Frau aus Distrikt fünf treibt im Wasser davon und die beiden Anderen kommen wieder zu mir. Ich gebe Katniss die Pfeile wieder und werfe mich in den Sand. 

Katniss und Peeta lassen sich ebenfalls neben mir fallen. Ich richte den Blick in den künstlichen Horizont und beobachte wie eine Regenwolke auftaucht. 
Wann wird sie uns wohl erreichen? 
Die Wolke kommt, aber nicht. Sie bleibt einfach an der selben Stelle stehen und schüttet vor sich hin. Bum! Eine Kanone ertönt. Wer das wohl wieder ist? Ich sollte wohl besser nicht darüber nachdenken. 

Ich schwelge in Gedanken vor mich hin, denke über Annie nach. Falls mir was passieren sollte, wird sich jemand bestimmt um sie kümmern. Ihr Bruder.... Ich will mir gar nicht vorstellen, das ihr überhaupt was passiert. Es wäre das aller schlimmste, was ich mir vorstellen könnte. 

"Finnick!" Ich sehe auf. Stirnrunzelnd richte ich mich auf. Ich erkenne sie sofort, aber was klebt an Johanna? 
"Johanna!", rufe ich und renne ihr entgegen. 
"Was ist denn mit dir passiert?" 
"Tik Tak.", schallt Wiress, auch Plus genannt neben ihr. Auch Minus steht ein paar Meter entfernt. 
Wieso hat sie die Beiden dabei? Sie kann sie doch nicht leiden. Vermutlich weil sie so das Vertrauen von Katniss erlangen will. 
So einen Tipp hatte Haymitch mir auch gegeben. 

"Was ist passiert? Und wisst ihr wer gestorben ist?", frage ich. 
"Regen...Es hat Blut geregnet... Es war Blight. Er ist ins Kraftfeld gelaufen. Er war sofort tot.... Er war keine große Hilfe, aber er war aus der Heimat." 
Sie zuckt die Schultern, während Plus noch einmal "Tik, Tak.", murmelt. Sie wirkt so aufgebracht und durcheinander. 

"Einfach unten bleiben, kapiert?" Johanna drückt sie grob zu Boden. 
"Das macht sie schon die ganze Zeit." Sie rollt die Augen. 
Noch ehe ich was erwidern kann, stürmt Katniss an mir vorbei zu Johanna und blafft: "Lass sie in Ruhe!" 
"Ich habe Sie für dich mitgeschleppt, die ganze Zeit!" Sie holt aus und haut Katniss eine rein. 
Katniss steht wie verdaddert da. 

Ich schnappe mir die Blutüberströhmte Johanna, werfe sie mir über die Schulter und trage sie ins Wasser. Sie wirft Katniss die schlimmsten Worte an den Kopf und ich tauche sie immer wieder unter Wasser, damit das Blut von ihrem Körper verschwindet. 
Irgendwann gibt sie dann doch auf und wascht sich den Anzug selbst sauber. 
Sie wirft mir einen grummeligen Blick zu. 

Ich unterhalte mich mit ihr. Katniss macht Beetee und Wiress sauber. 
"Er ist schon halb tot.", wirft Johanna anteilnahmslos und zuckt die Schultern. 

Wir setzen uns alle zusammen, essen, trinken und versuchen uns so normal wie möglich zu benehmen. So weit das überhaupt geht... 

Die erste Wache übernimmt Johanna zusammen mit Katniss. Ich lege mich halbwegs beruhigt zum schlafen hin und sacke ins Land der Träume. 
Es ist viel schöner, als in der Wirklichkeit. 

Annie, die in meinen Armen liegt, sich an mich kuschelt. 
Ich wünschte das es jetzt wirklich so ist.... 

Die 70. Hungerspiele | Annie's Geschichte ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt