Das Ende

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Das Ende

"Hey Kleine...Du kannst ruhig rauskommen, dass macht es nur leichter." Ich zittere am ganzen Leib. Immerhin habe ich es hinbekommen auf einen Baum zuklettern, obwohl meine Gedanken mir einen Streich spielen. "Annie...Wir können das von neulich auch gerne noch einmal widerholen." Mir schaudert es, wenn ich an diesen Kuss denke. Mit aller Kraft versuche ich mich oben zu halten, aber rutsche immer wieder ab. "Ah da bist du ja..." Mir laufen Tränen über die Wangen. Der Junge steht genau unter mir und grinst. Meine Beine sind ein Stück über seinem Kopf. Er legt den Kopf in den Nacken und ruft:" Entweder kommst du runter oder ich hole dich herunter." Ich antworte nicht, aber verliere immer mehr den Halt. "Annie...Du brauchst doch keine Angst haben...Ich tue dir nichts..." Erfreut lacht er auf, ich weiß das er mich sieht. Ich zittere noch mehr, die letzten zwei Tage konnte ich das Bild von Luis einfach nicht verdrängen, außerdem spielen verwirrende Gedanken in meinem Kopf herum. Ich kann nicht mehr zwischen Wirklichkeit und Einbildung unterscheiden. Ich antworte einfach nicht. Ich klammere mich mit den Armen an den Baum, aber ich werde runter fallen und dann ist es vorbei. Endlich vorbei. "Annie komm schon..." Ich kralle mich an den Baum, bis eine Arme nach geben, ich abrutsche und voll auf den Jungen aus Distrikt zwei falle. Wir stürzen zu Boden und ich liege auf ihm. Er schlingt seine Arme um mich und drückt mich fest. Ich schluchze laut vor mich hin, so kann das doch nicht weiter gehen! Mit all meiner Kraft schaffe ich es, ihn von mir zustoßen und komme auf die Beine. Ich renne ein Stück weit weg, dann stürze ich und krache zusammen. Stöhnend komme ich wieder auf die Beine. Prustend stelle ich mich an einen Baum. Das Weinen ist bei mir unabschaltbar, genauso wie das Zittern. Bilder schwirren in meinen Gedanken herum, Bilder die mich verrückt machen, zum Ausrasten bringen. "Kleine...Es sieht noch ein Paar Leute übrig, das hätte doch einen Reiz...Verstehst du was ich meine?" Ich sehe auf den Boden, wage es nicht hochzusehen. 

"Ich meine...Es hat doch einen Reiz....Du und ich, bringen die anderen zur Strecke und der Bessere von uns beiden überlebt...Das wäre doch interessant." Er ist widerlich, ich hasse ihn. Mir wird schwarz vor Augen und ich kralle mich an den Baum. Schluchzend sacke ich in mir zusammen und verdecke mein Gesicht mit den Händen. Wieso ist es noch immer nicht vorbei? Wieso macht er meinem Leiden nicht endlich ein Ende? Grob packt er mich an den Schultern, zieht mich zu sich hoch und drückt mich an den Baum. Sein dämliches und höhnisches Grinsen ist ihm immer noch nicht vergangen. Er hält ein Messer in der rechten Hand.

"Annie...Wir..." Er kann nicht aussprechen. Es knallt laut und alles um uns herum fängt anzuwacklen. Ich verliere den Halt und schlage der Seite nach hin. Mein Körper verkrampft sich am Boden und ich fange anzustöhnen. Was ist das schon wieder? Es knallt noch lauter, es ist als würde alles anfangen sich zu bewegen und zu wackeln. Oder bilde ich mir das nur ein? Ich presse meine Augen zusammen und halte die Luft an. Nach einigen Minuten hört es auf und meine Muskeln entspannen sich wieder, stöhnend richte ich mich auf und sehe mich um. Der Junge aus zwei liegt noch auf den Boden. Panisch sehe ich mich um. Was soll ich jetzt tun? Wegrennen? Er wird mich doch eh finden! Aufgeben? Ja, vielleicht sollte ich einfach aufgeben. 

Ich laufe ein Stück weit weg, und lehne mich gegen einen der unzähligen Bäume. Mein Kopf pocht und ich habe unheimliche Kopfschmerzen. Mein Atem wird schwer, ich glaube ich verliere mein Bewusstsein gleich. "Annie...Hey Annie...?" "Ja?" frage ich. Die Stimme kann ich nicht zuordnen. "Annie...Gib nicht auf, es geht dir gut!" Ich seufze. "Nein...Es geht mir nicht gut." Redet überhaupt jemand mit mir oder bilde ich  mir das nur ein? Mit einen Schlag komme ich wieder zu mir. Ich lehne immer noch am Baum, der Junge aus zwei rührt sich immer noch nicht. 

Mit wem habe ich dann geredet? 

Schon schwingt der Junge sich wieder auf die Beine und lächelt mich an. Ich rolle die Augen. Wieso jagt dieser Kerl mir so dermaßen viel Angst ein? Wieso drehe ich so dermaßen durch?

"Hübsche Annie, sei doch nicht dumm. Stell dich nicht gegen mich...Das ist nur dein verfrühtes Todesurteil." Ich unterdrücke ein Zittern. "Annie...Ich tue dir nichts...Noch..." Ich verstummt und sieht sich um. "Was ist das?" "Hinter dir." flüstere ich und renne los. So was habe ich war noch nie erlebt, aber ich weiß was das ist. Ein Erdbeben. 

Ich lege so viel Weg hinter mich wie es nur geht, der Junge aus zwei ist dicht hinter mir. Schließlich bleibe ich stehen und sehe nach hinten, der Berg fällt in sich zusammen und es scheppert noch mehr. Es knallt und rummpelt, aber bei uns passiert nichts weiter, also stütze ich mich gegen einen Baum. "Ein Erdbeben!" Der Junge aus zwei kommt zu mir. Kann er mich nicht einfach lassen? "Annie...Das was ich sagen wollte...Wir beide das passt doch, wir beide als die letzten beiden!" Er grinst. Die Art des Grinsens kann ich nicht ganz einschätzen. Ein wenig zwischen gequält und gestört. Ich antworte nicht, sondern verkneife mir die Tränen. Er tritt ein Stück an mich heran und packt mich wieder. . "Hör auf!" würde ich am liebsten schreien, bin aber wie gelähmt. Ich reiße mich aus seinem Griff und schreie vor Schreck auf. 

Eine riesige Welle kommt auf uns zu. Eins weiß ich. Davor kann ich nicht wegrennen, jetzt ist es aus. Der Junge dreht sich um, seine Augen sind geweitet. Dann ist schon alles vorbei. 

Ich befinde mich im Wasser,tauche unter und komme nur mit Not wieder hoch. Wenn ich richtig vermute, haben die Spielemacher die ganze Arena überschwemmt. Aufgebracht ringe ich nach Luft. Ich tauche unter und wieder hoch. Über den Lärm der Wellen hinweg, nehme ich das mehrfache Knallen der Kanone wahr...Oder bilde ich mir das wieder nur ein? 

Krachend falle ich ins Gras, ich glaube das es Gras ist. Ich huste und ringe nach Luft. Ich stütze mich auf den Boden und atme prustend. Aufgebracht sehe ich mich um. Wankend stehe ich auf, aber komme sofort ins Straucheln. 

"Ladies and Gentlemen! Die Gewinnerin der siebzigsten Hungerspiele, Annie Cresta! Distrikt vier!" 

Mein Herz macht einen Aussetzter und mir rinnen Tränen die Wangen herunter. Ich habe gewonnen. Ich kann Finnick wieder sehen, meinen Bruder, meine Mutter. Ich habe es geschafft, aber Luis ist weg...Für immer. Ich sacke auf dem Boden zusammen und verdecke mein Gesicht. Ein Hovercraft zieht mich zu sich nach oben, dann ist alles vorbei. 

Ich schlummere in einem wohligen, warmen und sorgenfreien Schlaf. 

Die 70. Hungerspiele | Annie's Geschichte ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt