Die Ausbildung

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Die Ausbildung

Finnicks Perspektive:

Ich atme einmal tief durch. Der Dreizack in meiner Hand fühlt sich angenehm an. Noch ein weiteres Mal tief einatmen. Beim Ausatmen hole ich aus und werfe ihn auf die Puppe mir gegenüber.
Ein wenig in die Zeit von früher fühle ich mich schon hineinversetzt. So als wäre ich zurück im Trainingszenter, in den Hungerspielen. Bei den Gedanken daran zieht sich mein Magen zusammen. Es fühlt sich so an, als würde mir das Essen hochkommen.

Schnell versuche ich den Gedanken zuverwerfen. Die Rebellen in Distrikt dreizehn haben so etwas wie eine Nachbildung von den Simulationen im Kapitol gebaut, sodass man präziser üben kann. Sie versuchen uns wieder auf Kurs zubringen, damit man etwas mit uns anfangen kann. Die meisten von uns Siegern, wie Katniss oder Johanna zum Beispiel und natürlich ich, sind recht labil im psychischem Sinne und auch allgemein. Aber sie sind alle Kämpfer...

Solange Annie in Sicherheit bleibt ist alles ok. Ich hoffe sie hat noch nichts davon mitbekommen. Am liebsten möchte ich es ihr selbst sagen. Das, dass Training hier nicht einfach so zum Spaß ist, sondern das es uns vorbereiten soll, da wir das Kapitol stürmen werden...
Ich hoffe sie ist nicht allzu böse auf mich, wenn ich es ihr sage.

Wir sind gerade mal eine Weile verheiratet und da werden wir auch schon wieder getrennt. Ich denke über die ganze Sache nach... Ich könnte mein Leben dabei lassen, wenn ich so darüber nachdenke...Doch ich hoffe nicht das irgendetwas dergleichen passieren wird.


Vor mir ist Katniss in der Simulationen gewesen, jetzt bin ich an der Reihe. Sie ist blass, hat dunkle Ringe unter den Augen und sieht allgemein recht fertig aus. Ich weiß auch nicht wie ich mich fühlen würde, wenn der Junge den ich liebe mich beinahe erwürgt hätte und mich nun verhöhnt. Ich versuche ihr ein wenig aufmunternd zuzulächeln, doch ihre Schultern hängen noch immer ein wenig herunter.


Mit schnellen Schritten gehe ich hinein. In meiner Hand der Dreizack. Wenn ich daran denke wie viele Menschen ich mit einer solch tötlichen Waffe schon ermordet habe, wird mir abermals schlecht. In letzter Zeit tauchen all diese Bilder vor mir auf, machen mich völlig fertig. Die ganze Vergangenheit, der ganze Schmerz, die ganzen Frauen... All diese Menschen denen ich meine Gunst schenken musste, ohne es zu wollen. Die Menschen die lieben sind die Schwächsten.

Ich atme abermals tief durch und dann startet die Simulation. Ich hole aus, schlage mir die imaginären Gegener aus dem Weg. Es gehen so viele Leute auf mich los und trotzdem schaffe ich es irgendwie sie aus dem Weg zuräumen. Nach gefühlten Stunden hört es auf und die Figuren aus Licht, die mit mir gekämpft haben verschwinden.

Nach luftringend und etwas atemlos verlasse ich die große Halle. Es ist schon erschreckend wie viel man unterirdisch bauen kann. Selbst ein großes Traininglager. Die wollen wohl das nichts schief geht, aber das will keiner hier. Wir wollen alle Frieden, keine Spiele, wollen das dass Kapitol stürzt und im besten Fall überleben wir auch noch. Zu viele haben ihr Leben schon gelassen... Allein in den letzten fünfundsiebzig Jahren.

Die 70. Hungerspiele | Annie's Geschichte ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt