Die Interviews

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Die Interviews

Annies Perspektive; 

Ich starre unentwegt auf den Fernseher, warte auf die Interviews. Vermutlich werde ich mich dazu entscheiden die Spiele nicht anzusehen, schließlich will ich nicht sehen wie Finnick etwas passiert... 
Auch nicht wie die anderen Sieger ihr Leben verlieren. 
Mags hat sich für mich geopftert, wegen Finnick, denke ich. 
Sie war meine Mentoren und seine Mentoren. 
Ich wurde die letzen Jahre aus allem was mit den Spielen zutun hat, herausgehalten, bin als verrückt abgestempelt. Es stimmt sogar. 
Ich bin verrückt, nicht in einem ordentlichen Zustand. Nein, ich bin vermutlich sogar geistesgestört. 
Das haben die Spiele aus mir gemacht.
Ich hätte genauso gut in den Spielen sterben können... 
Ich knete meine Hände ungeduldig, bis schließlich die Interviews anfangen. 
Mein Bruder lässt sich neben mich fallen und lächelt mich an. 
"Kann ich dir irgendwas bringen? Essen? Trinken? Eine Decke?" 
Ich antworte ihm nicht, fühle mich nicht im Stande dazu. Das Einzige was mich jetzt interessiert sind die Interviews. Es ist rührend wie er sich um mich kümmert. Ich bin sehr dankbar...Nur kann ich das nicht ausdrücken und auch kaum zeigen. 
Finn will schon wieder aufstehen, als ich vorsichtig nach seiner Hand greife und ihm deute sich wieder zu mir zu setzen. "Bleib hier bitte..." 
Er nickt mich an, ein kleines, qualvolles Lächeln umspielt sein Gesicht. 
Schon geht es los. Die beiden aus Distrikt eins, die ich kennen gelernt habe, stehen treten nach einander hinaus. 
Ich achte gar nicht richtig auf sie. Ich denke an das Flammen Mädchen und ihren Partner...
Sie haben zusammen gewonnen, wollten heiraten...All das hat man ihnen genommen... 
Wäre ich Katniss, ich habe mir ihren Namen gemerkt, dann würde ich mich rächen wollen. 
Aber ich bin zu schwach für Rache, kann so etwas nicht... 
Nun sind auch die Tribute aus den anderen zwei Distrikten dran gewesen. 
Der Mann aus Distrikt drei ist nun an der Reihe. Ich glaube Finnick hat mir mal erzählt das alle ihn nur Minus nennen. 
Bald sind dreiundzwanzig von diesem Leuten tot. Entweder gehört Finnick dazu oder nicht. 
Ich will nicht das er stirbt. Ich empfinde etwas so derartiges für ihn, das kann man nicht in Worten beschreiben. 

Mags ist nun an der Reihe. Sie lächelt und antwortet auf die Fragen, die ihr gestellt wurden. 
Als nächtes ist Finnick da. Ich sehe auf den Fernseher und drücke die Hand meines Bruders.
Finnick sieht direkt in die Kamera, die so nah an sein Gesicht summt, das ich seine grünen Augen erkennen kann, die ein wenig in Tränen schwimmen. 
Ob er jetzt wohl anfangen wird zu weinen? 
"Finnick...Mags war in deinen Hungerspielen deine Mentorin...Ihr beide steht euch nah oder?" 
Er nickt und sieht ins Publikum. "Hast du Angst um Sie?" 
Sein Blick wird noch ein wenig trauriger. "Ja, ich kann mir nicht vorstellen das sie stirbt. Sie gehört zur Familie. Ich will nicht das sie stirbt."
Ceaser sieht ein wenig traurig aus. Ich weiß nicht weshalb... 

Nun holt Finnick einen kleinen Zettel heraus. 
"Ich würde gern was sagen...", sagt er mit einem kleinen Lächeln. 
"Dann schieß los, Finnick."

Er atmet tief durch. 
"Das ist an meine wahre Liebe..." Ich bemerke wie ich heftig anfange zu zittern, schon jetzt zu Tränen gerührt bin. 
"Du bist das liebenswürdigste Mädchen, was es für mich gibt...", beginnt er. 
"Du machst mich vollkommen, gibst mir alles was ich brauche...Ich...ich habe noch nie so etwas empfunden, wie für dich...Ich hoffe du weißt, das du der wichtigste Mensch in meinem Leben bist..." 
Mir fließen Tränen an den Wangen herunter und ich fange an zu schluchzen. Er verabschiedet sich von mir, hat wahrscheinlich jede Hoffnung aufgegeben zu gewinnen. Ich würde das Gleiche tun, denke ich...
"Ich hoffe du weißt, wie sehr ich dich Liebe....Bitte vegiss es nicht. Ich liebe dich."
Finnick lächelt zwar, aber ich sehe genau das er die Tränen zurückhält. 
"Ich liebe dich auch", denke ich. "Ich liebe dich auch..." 
Mein Bruder streicht mir tröstend über den Kopf. "Pssht...Er wird da schon wieder rauskommen..." 
Ich antworte einfach nicht. Finn steht auf, läuft aus dem Zimmer und kommt nachdem die Tribute von Distrikt elf dran waren, wieder ins Zimmer hinein. 
In seinem Händen trägt er ein Tablett auf dem sich Essen und Trinken befinden. 
Er stellt es vor sich ab. Katniss, das Mädchen in Flammen steigt auf die Bühne, in ihrem Hochzeitskleid. Das ist eine Demütigung. 
Wieso lässt man sie das tragen? Wieso tut man ihr so was an? Sie darf nicht heiraten, sie kann nicht heiraten...und trotzdem muss sie es tragen. 
Sie sieht ziemlich sauer aus, traurig. Sie dreht sich, das Kleid sieht schön aus, sehr schön sogar und auf einmal geht sie in Flammen aus, sieht aus als würde sie am lebendigem Leibe verbrennen. 
Wie gebannt sehe ich auf den Fernseher. Schließlich hebt sie die Arme und schaut mitten in die Kamera. Ihr Kleid hat sich schwarz gefärbt, sieht aus als würde es aus Federn bestehen, nur die Ärmel, die sind weiß. Sie sieht aus wie ein Vogel. 
"Ein Spotttölpel...", höre ich Finn erstaunt sagen, der sich gerade ein Stück Fisch in den Mund steckt. 
Ich sehe nicht eine Sekunde weg. "Federn...", sagt Ceaser, nachdem er zögernd einen Ärmel anfasst. Sie steigt von der Bühne. Als nächstes kommt der symphatische Junge, ihr Freund. 
Peeta, so heißt er. Ich glaube wenn ich ihn richtig kennen würde, würde ich ihn gern haben. 
Er redet so schön, weiß was er sagen muss.... 
Er und Ceaser sprechen über die Hochzeit. Er sieht ziemlich traurig aus. 
Bei den letzen Worten die er spricht, fängt er an zu weinen.
"Vielleicht würde ich auch so denken...Wenn das Baby nicht wäre..." 
Das ganze Publikum rastet aus. Auch ich bin schockiert. Ich habe mich immer noch nicht beruhigt, wegen Finnicks Worte an mich... 
Nun sieht man wie er von der Bühne geht und Katniss sich ihm in die Arme schmeißt... Wie gern ich mich Finnick in die Arme werfen würde.... 

Alle Sieger stellen sich auf der Bühne in einer Reihe auf und halten sich an den Händen...
Es hat etwas zu bedeuten, etwas sehr emotionales. Auch mir jagt es eine Gänsehaut über den Körper. Ich beschließe auch etwas zu essen. Ich habe zwar keinen großen Hunger, aber trotzdem esse ich ein wenig. Seufzend nehme ich mir ein Glas Wasser und ein Stück Fisch. Ich fange schweigend an zu essen. Finn schaltet den Fernseher aus und lässt sich wieder neben mich fallen. 
"Wie geht's dir, Schwesterchen?", fragt er. 
Ich überlege einen Moment, ob ich ihm antworten soll oder nicht und tue es schließlich doch. 
"Ich weiß nicht...", sage ich wahrheitsgemäß. Finn lächelt traurig. 
"Du vermisst mich, oder?", frage ich und sehe auf den Boden. 
"Wieso soll ich dich vermissen...Ich meine ich bin jeden Tag bei dir, lebe quasi in deinem Haus." 
"Mich...vor den Spielen, meine ich...", antworte ich heiser. 
"Annie...Du bist meine Schwester...Du wirst auch immer meine Schwester bleiben. Ich liebe dich." 
Er schlingt seine Arme um mich. Als er mich loslässt, glitzern Tränen in meinen Augen. 
Was würde ich jetzt noch ohne meinen Bruder machen? 
Finnick ist weg, entgültig? Ich will es nicht wahr haben... 
Wenn man ihn mir auch noch nimmt... Was wäre ich denn dann? 



Finnicks Perspektive; 

Ich sehe mich selbst im Spiegel an. Ich sehe wie immer gut aus. Der Junge Mann mit den Meergrünen Augen, den bronzefarbenen Haaren und dem Athletischen Körper. 
Ich trage ein weißes Hemd, es ist bis auf die Brust offen, eine dunkelgrüne Hose und schwarze Schuhe. Um meinem Hals hängt die Kette die ich auch damals schon in der Arena getragen habe... 
An ihr hängen viele Erinnerung, aber keine Positiven. 
Katniss trägt ihr Hochzeitskleid. Es ist völlig ekelhaft, das sie es tragen muss. 
Unter der Bühne gesehle ich mich zu ihr und Johanna. 
"Lass ihn dafür bezahlen.", sagt Johanna und lächelt sie bemutigend an. 
Nach den anderen aus den ersten drei Distrikten steige ich auf die Bühne. 
Ceaser stellt mir Fragen zu Mags und dann trage ich einen kleinen Text über Annie vor. 
Meine wirkliche und wahre Liebe... Nicht all diese Frauen im Kapitol, sondern meine kleine Annie....
Ich seufze als ich von der Bühne gehe und schaue den Anderen bei ihren Interviews zu. 
Bei Katniss und Peeta platzt jedoch die Bombe. 
Katniss verwandelt sich in einen Spotttölpel und Peeta erzählt das Katniss schwanger ist. 
Wenn das wahr ist...Dann können Sie Katniss doch nicht einmal in die Arena stecken, aber das Kapitol und vorallem Präsident Snow, machen sich ja nichts aus Menschenleben. 
Ihnen ist es egal. Sie dursten nach Blut, haben Spaß daran, uns zu zu sehen wie wir uns gegenseitig ermorden. Ich schüttle mich innerlich bei diesem Gedanken. 
Ich will gar nicht daran denken, das ich viellecht manche von ihnen ermorden muss. 
Johanna, aus Distrikt sieben, bei ihr könnte ich mir das nicht mal im Traum vorstellen. Wir beide sind gute Freunde und ich mag sie sehr. Oder auch Mags...dahin will ich meine Gedanken gar nicht wenden.... 
Ich gehe zurück auf die Bühne, stelle mich neben Mags und neben eine der abgefrackten Morfixerin aus Distrikt fünf. Man kann es ihnen ja nicht übel nehmen. Sie tun genau das Gleiche, wie Haymitch aus Distrikt zwölf und Chaff aus Distrikt elf. Sie flüchtet sich nur nicht in Alkohol, sondern in Drogen. 
Vielleicht wäre ich auch so geworden, wenn ich nicht so einen Stand hier im Kapitol hätte. Vielleicht wäre das viel besser gewesen...Vielleicht hätten sie mich dann nicht verkauft. 
Aber wenn ich mich geweigert hätte, dann wären sie jetzt alle Tod. 
Meine Mutter, mein Vater, meine kleine Schwester...Vermutlich sogar Annie...
Das Kapitol weiß nicht das Annie meine Freundin ist, zumindest hoffe ich das...
Ich will nicht das ihr etwas passiert, das...das würde mich töten.  Mehr noch als ein Stich von einem Messer oder ein Pfeil. 
Ich stelle mich zu Johanna, Peeta, Katniss und weiteren Tributen in den Fahrstuhl. 
Johanna fängt an sich ihr Kostüm vom Leib zu schälen. Katniss sieht richtig geschockt aus. Ich drehe mich zur Seite und beiße mir auf die Lippe, um mir ein heftiges Auflachen zu vermeiden. 
Wenn sie wüsste, das wir sie hochziehen, dann wäre sie bestimmt ziemlich sauer. 

Peeta sieht zu Johanna, ein Grinsen kann er nicht verkneifen. Ich schätz er grinst, weil er versteht das alle sie ein wenig aufziehen, oder er grinst einfach nur, weil er einen freien Blick auf die fast nackte Johanna hat, wobei ich eher auf das Erste tippe. 
Ich steige aus dem Fahrstuhl, zwinkere Katniss zu und lächle charmant. Währenddessen kicke ich ein paar Zweige von Johannas Kostüm aus dem Weg. 

Langsam ziehe ich mein Kostüm aus, werfe es auf dem Boden und stelle mich unter die Dusche.
Ich seife mich ein und bleibe mindestens eine halbe Stunde unter der Dusche stehen. 
Als ich hinaus komme trockne ich mich ab und ziehe mir frische Sachen an. 

Schließlich lasse ich mich auf den Tisch fallen und schaufle mir ein wenig Essen auf den Teller. 
Vielleicht ist es auch ziemlich viel Essen. Jedenfalls werden mir ein paar Kilos mehr, vor der Arena, in der es möglich wäre, dass ich gar nichts zu essen bekomme, nicht schaden. 
Es endet damit das ich alles mögliche in mich hinein stopfe und mich danach direkt übergeben könnte, weil ich so viel gegessen habe. 
Wenigstens hat mich das ein wenig von Annie abgelenkt, von der Situation allgemein. Es hört sich vielleicht dämlich an, aber es ist wirklich so... 
Als ich mich ins Bett fallen lasse und langsam wegdämmere, herrschen schlimme Albträume in meinen Kopf. 
Immer das Gleiche; Annie wird gefoltert...Ich kann ihr nicht helfen. 
Ich bin schweiß gebadet und schrecke aus dem Schlaf auf. Ein Avox-Mädchen öffnet vorsichtig die Tür und schaut hinein. Sie stellt mir ein großes Glas Wasser auf den Tisch und geht wieder hinaus. 

Es muss doch schrecklich sein. Nie mehr irgendwas sagen zu könnem keine Zunge zuhaben. 
Das sie unter Folter heraus geschnitten wurde...Es ist widerwertig. 
Wenn ich irgendwas falsches machen würde...Könnte ich dann vielleicht auch so enden? 

Ich exe das Glas hinunter und falle wieder in einen unangenehmen, unruhigen Schlaf. 




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Aileen <3

Die 70. Hungerspiele | Annie's Geschichte ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt