Ein weiterer Tag in Distrikt 13

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 Ein weiterer Tag in Distrikt 13

Annies Perspektive: 



Ich kuschle mich ein bisschen näher an Finnick, schließe wieder die Augen.
"Finny?", flüstere ich schließlich nun doch. 

Ich bin an ihn geschmiegt, meine Hände liegen auf seinem Bauch, fühlen seine Muskeln.
Früher wäre ich wahrscheinlich knallrot geworden.
"Hm..?", macht er verschlafen.

"Guten Morgen...", murmle ich. Finnick gibt ein brummendes Lachen von sich und zieht mich noch ein bisschen näher an sich.

"Morgen, Kleines..."

Wir liegen noch eine Weile so da, dann rapple ich mich auf.
"Ich hab Hunger...", sage ich etwas verträumt und trete auf die kalten Fliesen der Krankenstation.
"Dann geh du essen und ich schlafe weiter."
Er grinst mich an, legt sich, aber den Arm übers Gesicht.
"Du musst auch essen, Finny...Sonst wirst du irgendwann fett."
Es ist völlig absurd. Finnick würde niemals fett werden, aber irgendwie habe ich lange nichts mehr gesagt, was annähernd lustig sein könnte.

Nun setzt er sich auf und grinst mich an.
Mit schnellen Schritten kommt er auf mich zu und zieht mich an sich.
Zusammen mit Finnick fühle ich mich so gut, so, als könnte ich durchgehend lachen.

Ich ziehe mir schnell ein Paar graue Socken und Schuhe über und renne los.
Er ist dicht hinter mir, doch ich hetze kichernd durch den langen Gang davor.
Einen Moment lang bleibe ich stehen um mich nach ihm umzusehen, doch genau in diesem einem Moment werde ich gepackt und nach hinten gezogen.
Finnick hebt mich an und wirbelt uns beide im Kreis herum.

Als er mich wieder absetzt, sehe ich im ins Gesicht und grinse noch immer.

Seine Wangen sind ganz rot und das Lächeln das er aufgesetzt hat, ist voll und ganz echt.
Es reicht bis zu seinen Augen. Es macht mich noch ein bisschen glücklicher.

Ich greife nach seiner Hand und umschließe sie mit meiner.
Schweigend, aber noch immer ein bisschen glucksend laufen wir nebeneinander her. Hand in Hand.

In der großen Halle in der wir essen holen wir uns unser Essen und setzten uns zusammen an einem Tisch der so ziemlich in einer Ecke steht. Bis jetzt ist er noch ziemlich leer.
Das Frühstück besteht aus zwei Brötchen, ein bisschen Wurst, Butter und einem Glas Wasser, oder Milch. Wie man sich halt entscheidet. Milch gibt es, aber nicht jeden Tag. Vielleicht einmal in einer Woche, oder alle zwei Wochen, da bin ich mir nicht ganz sicher.

Während ich gedankenverloren in mein Brötchen beiße, denke ich an den Tag zurück, an dem ich mit... ich glaube er heißt Daniel, wenn ich Finnick richtig verstanden hab, geredet habe.
Ich sollte vielleicht an irgendetwas anderes denken, aber dieses Gespräch schwirrt mir seit Tagen im Kopf herum. Ich kann an fast gar nichts denken. Hoffentlich geht es Finn gut.

Meine Gedanken fahren Achterbahn, alles schwirrt durcheinander. Es kommt immer ganz plötzlich.
Das Brötchen fällt zurück auf den Teller und das Stückchen was ich noch im Mund habe, fühlt sich an wie ein Haufen Pappmasche.

"Finnick...", murmle ich, nun ziemlich panisch, da sich alles überschlägt. "Finnick...."
"Ja?" Auch er lässt jetzt sein Brötchen sinken und sieht mich an.
"Werden die Menschen in Distrikt vier von den Friedenswächtern gefoltert?"
Er schüttelt mit dem Kopf.
"Nein...Solange sie ihnen keinen Grund dafür geben, nicht. Keine Sorge."
"Und was ist mit...mit..." Meine Stimme versagt, ich vergesse was ich eigentlich fragen wollte.
Meine Augen füllen sich mit Tränen.

Die 70. Hungerspiele | Annie's Geschichte ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt