Die Beerdigung

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Die Beerdigung

Einen Monat später

Ich atme einmal tief durch, dann greife ich nach dem Telefon. Es klingelt. Wer das wohl ist? Ich kriege keine Anrufe, von wem auch? "Hallo?", frage ich etwas unsicher. "Miss Odair?" "Ähm...Ja?" "Hier ist Rowell aus Distrikt dreizehn. Wir haben Finnick Odair gefunden, wenn Sie wollen wird er in einem Sarg gebracht." Mein Magen zieht sich zusammen. Wie Finnick wohl aussieht? Meiner Meinung nach ist es ein Wunder das überhaupt etwas von ihm übrig geblieben ist.

"Ja...Bitte...Ich würde ihn gern beisetzen.", wispere ich leise ins Telefon. Mein Herz macht einen kleinen Setzer. Mit einer Beerdigung hatte ich nicht gerechnet... Nie im Leben. "Wir werden ihn in einer Woche vorbeibringen." Ich nicke, spüre die Tränen in meinen Augen brennen und hole tief durch. Ich weiß das er mein Nicken nicht sehen kann. "Ja, vielen Dank." "Bis bald, Miss Odair." Mit einem lauten Knall werfe ich das Telefon zurück auf die Gabel und schwanke auf etwas unsicheren Beinen zurück zum Sofa. Ich lasse mich darauf nieder und lasse meine Tränen laufen.

Es wurde immer und immer besser. Ja der Schmerz ist noch da, aber ich fühle mich ein kleines bisschen besser. Ich weiß das ich allein klar kommen muss und ich weiß das es Finnick jetzt irgendwo anders besser geht. Ich hoffe er hat nicht allzu viele Qualen über sich ergehen lassen müssen...

Ich kneife meine Lippen zusammen. Ich brauche eine ganze Weile bis ich mich wieder aufrichte und richtig zu mir komme. Wir müssen eine Beerdigung organisieren. Das habe ich erst jetzt realisiert.

Ich stehe auf und ziehe mir eine von Finnicks alten Jacken über. In letzter Zeit trage ich seine Sachen wirklich ziemlich oft. Es fühlt sich so an, als wäre er nur für ein paar Wochen im Kapitol und würde bald wieder kommen, aber mir ist klar das er nicht zurück kommt.

Mit schnellen Handgriffen binde ich mir die Schuhe zu und mache mich auf den Weg zu dem Haus von Finnicks Eltern. Nach dem ich laut geklopft habe wird die Tür beinahe augenblicklich geöffnet. Ich schenke seiner Mutter ein müdes Lächeln und folge ihr ins Haus, nachdem sie mich hinein gebeten hat.

Einen Moment lang herrscht schweigen. Ich halte eine heiße Tasse Tee in den Händen und sehe auf den Boden. "Was gibt es denn?" Es ist Finnicks Vater der das Schweigen bricht. "Ich hab einen Anruf bekommen...", sage ich. Im Augenblick kann ich sie nicht ansehen. Meine Hände zittern, obwohl die Tasse mich fast verbrennt. "Von wem?", schaltet sich nun auch seine Mutter ein. "Von einem Mann aus Distrikt dreizehn. Sie haben Finnick gefunden...zumindest das was von ihm übrig ist." Ich schlucke schwer. Ich versuche die Tränen weg zuzwinkern, so gut es geht. Dann wage ich es aufzusehen.

Seine Mutter von der er seine Haarfarbe geerbt hatte lächelt mich sachte an. "Wir können ihn beerdigen? Er wird zurück kommen, in seine Heimat?" Ich nicke, versuche ebenfalls leicht zulächeln, doch es sieht bestimmt ziemlich gruselig und grimmig aus. Sein Vater von dem er die schönen Gesichtszüge geerbt hat, steht auf und nimmt mich fest in den Arm. "Ich danke dir, Annie. Du hast viel für ihn getan, danke." Gegen meine Tränen kann ich nun gar nichts mehr tun. Sie laufen einfach ungehemmt und auch die Mutter von Finnick nimmt mich in den Arm. "Er ist für eine sehr gute Sache gestorben. Es wäre schöner, wenn er hier sein würde, aber es klappt nicht immer alles." Ich nicke knapp und schluchze leise vor mich hin.

Ich laufe auf und ab. Mein Rücken tut ein bisschen weh, ebenso wie meine Beine. Seit ein paar Stunden laufe ich den Strand auf und ab, dabei suche ich nach den Lieblingsblumen von Finnick. Er hat die Salzpflanzen gebliebt. Meiner Meinung nach haben sie sehr große Ähnlichkeit mit Unkraut, aber Finnick hat immer etwas an ihnen gefunden. Er hat immer gesagt: "Sie sind vielleicht unscheinbar, aber sie sind wunderschön." Dabei hat er mich etwas schräg angelächelt. Das hat er immer getan. In Gedanken daran lasse ziehe ich eine von ihnen aus dem Boden und werfe sie in den Korb, den ich mir von meiner Mutter geliehen habe. Es würde ihm gefallen, wenn sie an seinem Grab liegen würden.

Die 70. Hungerspiele | Annie's Geschichte ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt