Scheintod.

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Der Scheintod.

Finnicks Perspektive:

Ich schlage die Augen auf und sehe mich etwas irritiert um. Einen Moment lang denke ich das Jeanine gleich reinkommt, aber nein. Nur wir sind hier, die Rebellen. Während ich mich aufrichte streiche ich mir durch mein kurzes Haar und strecke mich. Die meisten von uns sind schon wach.

Ein paar starren vor sich hin, andere schauen sich in der Wohnung um. Auf der Suche nach etwas essbarem, oder etwas zutrinken was wir noch leicht mitnehmen können. Peeta ist scheinbar der Einzige der noch immer in einem unruhigen Schlaf ruht. Es ist merkwürdig. Wie kann er schlafen? Bei dem was ihm passiert ist, könnte ich mir das nicht vorstellen. Vielleicht liegt es, aber auch noch an meinem Schlag.

Ich richte mich auf, laufe ein wenig durch die Gegend. Dabei halte ich den Blick stets auf den Boden gerichtet. Noch mehr möchte ich von dieser Wohnung nicht sehen. Es reicht mir. Es hat mir auch gestern schon gereicht. Es ist einfach ätzend hier. Ich will zu Annie, jetzt. Eigentlich für immer. Schon von Anfang an. Meine Hände verkrampfen sich ineinander und ich atme tief durch. Noch immer würde ich am liebsten wegrennen, doch ich bin kein Feigling, will gewinnen. Ohne den Sieg werde ich nicht gehen...Es ist mir egal, ob sich das verrückt anhört, aber ich bin es.


Ich bin völlig verrückt und durchgeknallt, nicht mehr ganz normal. Ich bin psychisch labil, verfolgt von Schmerz und Qualen, von den Hungerspielen, von meinen ganzen Liebesgeschichten. Ich werde nur vergessen, wenn ich mir sicher bin das all das ein Ende hat. Ein Ende für immer. Ich kann erst vergessen und damit klar kommen, wenn ich mit Annie zusammen in Distrikt vier am Strand sitze und sie im Arm halte, erst dann wird alles wieder gut werden. Dann werden wir gemeinsam glücklich und werden nicht mehr an die schlechten Tage denken. Wir könnten sogar sorgenfrei Kinder kriegen. Ich bräuchte keine Angst haben. Weder um sie, noch um unsere zukünftigen Kinder, noch um mein Leben.

Kopfschüttelnd begebe ich mich in die Richtung der Küche und öffne den Kühlschrank. Ich nehme mir etwas heraus, setze mich hin und esse ein wenig. Die anderen die schon wach sind tun es mir gleich, verlieren aber kein Wort. Katniss wirft mir ab und zu einen ziemlich fragenden Blick zu, doch ich sage nichts, tue so, als würde ich das nicht mitbekommen. Ich werde es niemandem sagen. Helfen kann so oder so niemand.

Zerknirscht fixiere ich Katniss mit meinem Blick, dann lasse ich ihn auf Peeta hinüberschweifen, der auf dem Boden liegt, die Augen leicht geschlossen, sich jedoch hin und herwälzt. All das hat mit einem kleinen, zwölfjährigen, blonden Mädchen und einer sechzehnjährigen, mutigen großen Schwester begonnen. Diese große Schwester hat sich freiwillig gemeldet, um das Leben ihrer Schwester zuverschonen, um sie zuretten...Durch diese große Schwester die, die Beeren herausgeholt hat, um den blonden Jungen auf dem glänzenden Boden zuretten, hat die Rebellion angefangen. Ein Funken wurde zu einer Flamme und diese Flamme zu einem Inferno.

Wir haben ihr viel zu verdanken, dem Spotttölpel, Katniss Everdeen.

Während die anderen Peeta und die restlichen schlafenden wecken strecke ich mich und gähne einmal ausgiebig, dann streiche ich mir durch meine Haare und trinke einen großen Schluck Wasser. Nach einem Besuch auf der Toilette bin ich abmarschbereit, genauso wie der Rest des Kommandos. Es kann weitergehen. Es ist viel nützlicher und damit auch viel sinnvoller etwas zu tun, als in einer Wohnung zuliegen und zuschlafen und sich auszuruhren. Ich will etwas tun. Tatenlos herumsitzen bringt mich auch nicht weiter, niemanden bringt das weiter.

Die 70. Hungerspiele | Annie's Geschichte ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt