Kapitel 1: Zurück

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Freitag, 26.09.

Nach drei Monaten kehrte ich wieder zurück zu dem Haus, wo ich die letzten 19 Jahre gewohnt hatte. Ich hatte Angst hierher zurück zu kehren, nicht nur, weil ich meine Schwester, die mich fast schon hasste, wiedersehen würde, nein, auch weil ich meine große Liebe, Marlon, vor drei Monaten wegen eines Praktikums verlassen hatte und es ihm durch einen verdammten Brief mitgeteilt hatte.

In den drei Monaten war bei mir viel passiert.

Nachdem ich Marlon den Brief und mein Geschenk hinterlassen hatte, nahm ich alle Sachen, die ich bei ihm hatte mit und verschwand, ohne mich zu verabschieden, früh morgens aus dessen Haus. Ich schaffte es einfach nicht ihm davon zu erzählen. Ich wollte einfach immer nur den glücklichen Marlon in Gedanken behalten und nicht den traurigen, der mir vielleicht sogar davon abgeraten hätte das Praktikum in Berlin zu absolvieren. Meine Sachen die bei mir zu Hause waren hatte ich einen Tag vorher schon gepackt und in meinem Auto verstaut. Also ging ich zu meinem Auto, warf die Sachen, die ich bei Marlon noch hatte hinein und fuhr auf direktem Weg nach Berlin.

Während der Fahrt hatte ich mir unendlich viele Gedanken über ihn gemacht. Ich vermisste ihn nach 5 Minuten schon. Vermisste seine Wärme, seine kleinen Berührungen, seine Küsse die er mir immer wieder gab. Ich vermisste einfach alles, aber ich musste mich auf meine Zukunft vorbereiten. Nur das war alles einfacher gesagt, als getan. Während der ganzen Fahrt war immer wieder sein Gesicht vor meinem geistigen Auge aufgetaucht. Immer und immer wieder.

Ich weinte viel während der Fahrt. Musste öfters anhalten um mich zu beruhigen. Es war hart. Unglaublich hart. Ich hatte niemals damit gerechnet, dass er mir nach den 2 ½ Monaten so viel bedeuten würde.

In Berlin angekommen suchte ich mir mein Zimmer für die nächsten Monate. Es war ein 2 Zimmer Apartment etwas außerhalb von Berlin. Bis zum Praktikum musste ich laut der Firma 20 Minuten mit der Bahn fahren, was ging. Ich richtete mich soweit ein, aber fühlte mich kein bisschen wohl.

Die erste Woche war der Horror für mich. Jede Nacht weinte ich mich in den Schlaf. Ich vermisste Marlon einfach so sehr. Mein kleiner Stofftier Marlon konnte mir auch keinen Trost schenken. Auch wenn er nach Marlon roch, weil ich ihm mit seinem After Shave eingerieben hatte und auch Marlons Sachen, die ich mir mitgenommen hatten beruhigten mich einfach nicht. Er fehlte mir so sehr.

Im Praktikum lief es gut, aber man sah mir die Trennung an, jedoch sagte keiner was. Die Kollegen waren nett und freundlich und ich verstand mich gut mit ihnen.

Der erste Monat verging langsam. Immer noch weinte ich mich jeden Abend in den Schlaf. Immer wieder schaute ich mir die Fotos von mir und Marlon an. Dachte so oft an ihn. Stellte mir so oft die Frage was er wohl machen würde, ob er auch an mich denken würde? Ob er mich auch vermissen würde?

Aber ich musste stark bleiben. Auch wenn es mir sichtlich schwer fiel. Zu Leuten aus Köln hatte ich keinen Kontakt mehr, außer zu meinem Vater, der auch der einzige war, dem ich meine neue Nummer gegeben hatte, mit der ausdrücklichen Bitte, sie niemanden zu geben.

Der zweite Monat verlief schon besser, aber ich vermisste Marlon immer noch. Weinte mich immer noch jeden Tag in den Schlaf. Sein Shirt, welches ich nachts immer an hatte roch kaum noch nach ihm. Ich bereute es, dass ich nicht einfach seinen halben Schrank mitgenommen hatte. Ich konnte ihn nicht vergessen. Egal was ich machte, immer wieder kam er in meinen Kopf. Ich hörte so oft sein Lachen und wachte davon nachts auf, obwohl es einfach nur ein Traum war. Wie oft hatte ich mir gewünscht, dass es kein Traum war, sondern das er vor mir stand und mich in den Arm nahm und küsste. So wie er es immer gemacht hatte.

Der dritte Monat verlief so wie der zweite. Marlon war immer präsent, egal was ich machte. Ob ich beim Bäcker stand, ob ich Shoppen war, ob ich an einem See war, ob es regnete. Immer und immer wieder kamen mir in Gedanken Verbindungen zu Marlon. Zwei Tage vor Ende des Praktikums rief der Chef des Unternehmens mich in sein Büro, er sagte, dass er sehr zufrieden mit meiner Arbeit sei und er mich gerne weiter behalten würde. Er erzählte mir davon, dass er in Köln eine zweite Firma in einem Monat aufmachen würde und ob es mir was ausmachen würde, wieder zurück nach Köln zu gehen und dort meine Uni zu Ende zu bringen und in der neuen Firma nach der Uni zu arbeiten. Ich verneinte und meinte, dass ich mich freuen würde. Auch, dass er mich weiter beschäftigen wollte. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Weinte vor Freude, nicht nur, weil ich den Job hatte, nein, auch weil ich endlich wieder zurück kommen würde.

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